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Flashmob gegen Antisemitismus

1. September 2012

Nach dem Überfall auf einen Rabbiner in Berlin haben rund 150 Menschen mit einer spontanen Demonstration gegen Antisemitismus protestiert. Die Hauptstadt begeht eine lange Nacht der Religionen.

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Spontane Demonstration gegen antisemitischen Überfall in Berlin (Foto: dpad)
Bild: dapd

Die Teilnehmer des sogenannten Flashmobs liefen schweigend durch die Stadtteile Charlottenburg und Wilmersdorf, die meisten von ihnen mit der traditionellen jüdische Kopfbedeckung Kippa. Nach Angaben der Polizei gab es keine Zwischenfälle. Auf Facebook hatten die Veranstalter zu der Aktion aufgerufen. "Wir nehmen nicht hin, dass auf unseren Straßen Menschen angegriffen werden, weil sie sich sichtbar als jüdisch zu erkennen geben", schrieben sie auf der Internetseite. Für diesen Sonntag haben mehrere Organisationen zu einer Solidaritätskundgebung mit den jüdischen Mitbürgen aufgerufen.

Rabbiner von Jugendlichen verprügelt

Der Rabbiner war am Dienstagabend im Berliner Stadtteil Schöneberg von vier Jugendlichen vor den Augen seiner kleinen Tochter niedergeschlagen und misshandelt worden. Er erlitt einen Jochbeinbruch. Seiner Tochter drohten die Täter mit dem Tod. Aufgrund der Aussagen des Rabbiners vermuten die Ermittlungsbehörden arabischstämmige Jugendliche als Täter. Bislang gebe es aber keine weiteren Hinweise, so die Berliner Staatsanwaltschaft. Der Geistliche wurde von den Tätern möglicherweise als Jude identifiziert, weil er eine Kippa trug.

Als Reaktion auf den brutalen Überfall rief der Zentralrat der Juden in Deutschland dazu auf, die jüdische Religionszugehörigkeit nicht zu verstecken. "Ich lasse nicht zu, dass wir unser Judentum nur im Hinterzimmer ausleben dürfen", sagte Zentralrats-Präsident Dieter Graumann dem Berliner "Tagesspiegel". "Wir Juden in Deutschland werden uns jedenfalls ganz sicher nicht einschüchtern lassen."

Glaubensgemeinschaften präsentieren sich

Überschattet von dem antisemitischen Angriff hat Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit die erste Lange Nacht der Religionen eröffnet. Dazu haben mehr als 60 Gemeinden verschiedener Konfessionen zu Führungen, Konzerten, Vorträgen, Gottesdiensten und Diskussionen eingeladen. In Berlin gibt es mehr als 250 Religionsgemeinschaften. Ihre Beteiligung zugesagt haben vor allem christliche, moslemische und buddhistische Gemeinden, aber auch Bahai, Hindus und Sikhs. Nicht dabei sind die Synagogen, die bereits bei den Jüdischen Kulturtagen im August zu einer Langen Nacht eingeladen hatten.

Wowereit trug bei seinem Auftritt aus Solidarität eine schwarze Kippa. Ebenso zeigten sich Berliner Politiker, Künstler und Unternehmer in an diesem Samstag mit der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung in Zeitungen ablichten.

wl/det/gmf (dpa, dapd, kna, epd)