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Flüchtlingskrise erreicht Arbeitsmarktstatistik

Mathias Bölinger3. August 2016

Die Zahl der ausländischen Hartz-IV-Bezieher ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Eine Überraschung ist das für die Behörden nicht - ebenso wenig wie die Herkunft der meisten neuen Job-Center-Kunden.

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Menschen vor Arbeitsamt in Duisburg (Bild: dpa)
Der Anteil von ausländischen Antragstellern bei den Arbeitsagenturen steigtBild: picture-alliance/dpa/M. Gerten

Die Flüchtlingswelle beginnt, sich in den Arbeitsmarktstatistiken niederzuschlagen. Im April 2016 lebten gut 1,5 Millionen Ausländer von der Grundsicherung, im Volksmund Hartz IV genannt. Das sind rund 12 Prozent mehr als im Vorjahr, wie eine neue Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt. Insgesamt bezogen im April, dem Zeitpunkt der Erfassung, 5,93 Millionen Menschen Hartz IV, welches das Existenzminimum sichern soll. Knapp 4,4 Millionen oder 74 Prozent hatten einen deutschen Pass. 26 Prozent waren Ausländer.

Verantwortlich für diesen Anstieg ist vor allem die Zahl der anerkannten Flüchtlinge. Zwar wird in der Statistik nicht ausgewiesen, welchen Aufenthaltsstatus die Leistungsempfänger haben, einen Hinweis geben aber die Herkunftsländer. So hat sich die Zahl der "Leistungsberechtigten aus nicht-europäischen Asylherkunftsländern" im vergangenen Jahr fast verdoppelt - auf mehr als 400.000. Besonders stark stieg der Anteil der Syrer und Eritreer, in beiden Gruppen haben rund 200 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr Anspruch auf Hartz IV. In absoluten Zahlen sind das rund 250.000 Syrer und 16.000 Eritreer. Nach türkischen Staatsbürgern sind die Syrer damit die zweitgrößte Gruppe unter den ausländischen Hartz-IV-Empfängern.

Flüchtlinge noch nicht bereit für den Arbeitsmarkt

"Für uns ist das keine Überraschung", sagte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit der DW. "Die Menschen bekommen nach und nach ihre Anerkennung als Flüchtlinge und landen dann in den Jobcentern". In Deutschland dürfen Asylbewerber erst arbeiten, nachdem sie bereits als Flüchtlinge anerkannt sind. Dementsprechend werden sie erst nach der Anerkennung von der Arbeitsmarktstatistik erfasst.

Kurzfristig wird sich daran wohl auch wenig ändern. Die meisten anerkannten Flüchtlinge seien noch nicht bereit für die Vermittlung in den Arbeitsmarkt, erläuterte die Sprecherin. Sie müssten erst einmal Deutsch lernen und sich weiterqualifizieren. Wie viele der Neuzuwanderer derzeit in entsprechenden Kursen sind, verrät die Statistik nicht.

Rückgang bei den klassischen Einwanderungsländern

Neben anerkannten Flüchtlingen stieg die Zahl der Hartz-IV-Empfänger besonders stark unter Zuwanderern aus osteuropäischen EU-Staaten. Jeweils rund ein Drittel mehr Rumänen und Bulgaren erhielten im April 2015 Hartz IV als im Vorjahr. Insgesamt kommen rund 130.000 Hartz-IV-Empfänger aus diesen beiden Ländern, knapp ein Zehntel aller ausländischen Anspruchsberechtigten.

Stark zurückgegangen ist dagegen der Anteil von Hartz-IV-Beziehern aus den klassischen Einwanderungsländern Russland oder Türkei. Deren Zahl sank um neun beziehungsweise zehn Prozent. Die Zahl der deutschen Staatsbürger, die auf die staatliche Grundsicherung angewiesen sind, ging zur gleichen Zeit um 5 Prozent zurück. Insgesamt ist die Zahl der Hartz-IV-Bezieher im vergangenen Jahr um rund ein Prozent gesunken.