1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Was man zur Formel-1-Saison 2022 wissen muss

16. März 2022

Die Formel 1 startet in Bahrain in die neue Saison. Wer wird Weltmeister? Max Verstappen oder Lewis Hamilton? Welches Team nutzt das neue Reglement am besten und hat die beste Aerodynamik? Was ist sonst noch neu?

https://p.dw.com/p/48SXO
Formel-1-Rennwagen verschiedener Teams stehen nebeneinander
Welches Team kommt mit dem neuen Reglement am besten zurecht? Wird es wirklich enger und spannender?Bild: ANTONIN VINCENT/DPPI media/picture alliance

Was hat sich im Reglement geändert?

Kurz gesagt: so einiges. Die Verantwortlichen der Formel 1 sprechen sogar von einer "Aerodynamik-Revolution" und das ist wohl nicht übertrieben. Insgesamt geht es um viele technische Details, die alle ein Ziel haben: Es soll künftig mehr Zweikämpfe und Überholmanöver auf der Strecke geben, das Gefälle zwischen Top-Teams und Nachzüglern nicht mehr so groß sein und insgesamt mehr Action in den Rennen stattfinden. Konkret haben die Boliden jetzt einen gewölbten Unterboden, der über Luftkanäle verfügt. Der Heckflügel ist geschwungen, die Seitenkästen der Rennwagen haben sich stark verändert. Die Beschränkungen beim individuellen Design lassen so viel Raum, dass die Teams zu sehr unterschiedlichen Lösungen gekommen sind, von denen sie sich versprechen, schnell zu sein. Der Frontflügel wurde vereinfacht, er besteht nur noch aus vier Elementen und ist direkt mit der Nase verbunden. Außerdem haben die Vorderräder Kotflügel.

Formel-1-Rennwagen von Mercedes bei Testfahrt in Bahrain
Während andere Teams auf runde Formen und Kühlrippen setzen, verzichtet Mercedes fast völlig auf Seitenkästen Bild: Jerry Andre/Laci Perenyi/picture alliance

All diese Anpassungen an den Aerodynamik-Komponenten reduzieren die Luftverwirbelung, die am Heck der Autos entsteht. Verfolger sollen daher enger dranbleiben und leichter überholen können. Szenen, in denen der Hintermann mehrere Runden lang nicht am vorneweg fahrenden Piloten vorbeikommt, obwohl er bei freier Strecke eigentlich schneller wäre, sollen der Vergangenheit angehören. "Ich denke, dass es viel enger wird und dass wir eine größere Gruppe von konkurrenzfähigen Rennställen haben werden", sagte Formel-1-Sportchef Ross Brawn.

Was ist sonst noch neu?

Dank der neuen Aerodynamik-Regeln gibt es einen neuen Begriff in der Formel 1: "Porpoising" (nach Porpoise = Schweinswal) beschreibt das Auf-und-ab-Hüpfen der Autos bei voller Leistung auf der Geraden, das entsteht, weil der Anpressdruck die Boliden immer wieder auf dem Asphalt aufsetzen lässt. Mit einigen Anpassungen am Unterboden bekamen die meisten Teams das Problem aber in den Griff. Neben der Aerodynamik haben sich auch die Reifen geändert: Statt ballonartiger 13-Zoll-Pneus werden jetzt 18-Zoll-Reifen aufgezogen, die ein flaches Profil haben und Radkappen auf der Felge tragen. Außerdem wurde nach dem Eklat im letzten Rennen der Vorsaison der Renndirektor ausgetauscht. Im Dezember hatte Michael Masi Max Verstappen durch eine umstrittene Entscheidung in der letzten Runde ein Überholmanöver ermöglicht, das den Niederländer zum Weltmeister machte. Masis Aufgaben teilen sich ab sofort der Deutsche Niels Wittich, früher Rennleiter der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM), und Eduardo Freitas aus Portugal. Sie werden sich abwechseln und von Herbie Blash, einem erfahrenen Funktionär des Motorsport-Weltverbands FIA, als Berater unterstützt.

Dazu wird es einen virtuellen Rennkontrollraum geben, der in direktem Kontakt mit dem Rennleiter steht und - ähnlich wie der Videoschiedsrichter beim Fußball - bei einer besseren Entscheidungsfindung helfen soll. Außerdem wird der Funkverkehr zwischen Rennleitung und Teams nicht mehr öffentlich übertragen. Auch das ist eine Folge der "Masi-Gate" genannten Ereignisse im Finale der Vorsaison. 

Wer sind die Favoriten auf den Titel?

Auch in diesem Jahr kommt man bei der Suche nach dem Weltmeister nicht an Max Verstappen und Lewis Hamilton vorbei. Der Niederländer von Red Bull würde gerne beweisen, dass sein Titelgewinn aus dem Vorjahr im kontroversen Finale von Abu Dhabi kein Zufall war. "Dieser Druck, es zu wollen und zu brauchen, ist zwar weg, aber wir wollen weiter Rennen gewinnen", sagte Verstappen vor dem Saisonauftakt in Bahrain. Gleichzeitig will Lewis Hamilton, der sich um die WM von 2021 betrogen fühlt, zurück an die Spitze.

Lewis Hamilton beobachtet, wie Max Verstappen bei der Siegerehrung mit niederländischer Fahne jubelt
Duell um die WM-Krone: Lewis Hamilton (l.) will den achten Titel, Max Verstappen (r.) seinen zweitenBild: FLORENT GOODEN/DPPI media/picture alliance

"Ich fühle mich so frisch wie noch nie", sagte der mittlerweile 37-Jährige und kündigte kurz vor dem ersten Rennen an: "Ich werde ein aggressiverer Fahrer in diesem Jahr sein, ihr werdet sehen." Allerdings hatte er nach den abschließenden Testfahrten, bei denen Red Bull am schnellsten fuhr, noch tiefgestapelt und bezweifelt, dass sein Mercedes sofort um Siege mitfahren kann. Der Brite könnte mit seinem achten WM-Titel alleiniger Rekordhalter vor Michael Schumacher werden. 

Spannend ist die Frage, ob Charles Leclerc und Carlos Sainz junior mit ihren Ferrari in den Titelkampf eingreifen können. Gleiches gilt für die immer wieder mal starken McLaren. Besser als in der vergangenen Saison möchte auch Sebastian Vettel im Aston Martin abschneiden. Und Mick Schumacher, 2021 im unterlegenen Haas chancenlos, will endlich seine ersten WM-Punkte sammeln.

Was hat sich durch den Ukraine-Krieg geändert?

Die Formel 1 verzichtet auf den Großen Preis von Russland und fährt dieses Jahr nicht in Sotschi. Ursprünglich war das Rennen für den 25. September geplant. Auf absehbare Zeit wird es dort aber keinen Grand Prix mehr geben. Ex-Weltmeister Vettel hatte sich direkt nach der Invasion Russlands und noch vor der offiziellen Entscheidung gegen Sotschi ausgesprochen und angekündigt, in Russland nicht anzutreten. Mick Schumachers US-Team Haas trennte sich im Zuge der Sanktionen gegen Russland von seinem russischen Hauptsponsor und Co-Namensgeber Uralkali. Gleichzeitig wurde der Vertrag mit dem russischen Piloten Nikita Masepin, dem Sohn des Oligarchen und Uralkali-Eigners Dmitri Masepin, vorzeitig beendet. 

Die Fahrer setzten bei den Testfahrten in Bahrain Friedenszeichen, indem sie unter anderem auf der Zielgerade der Rennstrecke in Sakhir ein Plakat mit der Aufschrift "No War" (Kein Krieg) entrollten. Weitere symbolische Akte dürften folgen.

Welche Veränderungen gibt es im Fahrerfeld?

Die grundlegendste Änderung ist, dass Kimi Räikkönen nach insgesamt 19 Jahren und 350 Rennen nicht mehr in der Formel 1 fährt. Den Platz des "Iceman" bei Alfa Romeo nimmt mit Ex-Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas ein anderer Finne ein. In das freigewordene Mercedes-Cockpit setzt sich künftig George Russell, dessen Nachfolger bei Williams mit Alex Albon ein ehemaliger Red-Bull-Pilot ist. Als Ersatz für Nikita Masepin hat Haas mit Kevin Magnussen einen alten Bekannten reaktiviert. Der Däne fuhr schon von 2017 bis 2020 für das US-Team.

Formel-1-Pilot Zhou Guanyu lächelt bei einem Interview
Neues Gesicht: Zhou Guanyu ist der erste Chinese, der in einem Formel-1-Rennen startet Bild: ANTONIN VINCENT/DPPI media/picture alliance

Ganz neu in der Formel 1 - zumindest als Stammfahrer - ist Guanyu Zhou. Der ehemalige Alpine-Testpilot ist Bottas' neuer Teamkollege bei Alfa Romeo und der erste Chinese, der ein Rennen in der Formel 1 bestreiten wird. "Der erste chinesische Fahrer in der Formel 1 zu sein, ist ein Durchbruch in der Geschichte des chinesischen Motorsports", sagte Zhou. Der 22-Jährige lebt seit 2012 in London und wurde bei Ferrari und Renault ausgebildet. Der erste chinesische Fahrer in einem Formel-1-Cockpit war 2012 Ma Qinghua. Für einen Renneinsatz hatte es bei ihm aber nicht gereicht.

Wie viele Rennen werden gefahren?

Der neue Weltmeister soll in insgesamt 23 Rennen ermittelt werden, allerdings suchen die Organisatoren noch nach einer Ersatzstrecke für Sotschi. Den Abschluss der Saison bildet am 22. November der Große Preis von Abu Dhabi. Neu im Rennkalender ist der Grand Prix von Miami Anfang Mai. Für die Formel 1 ist das ein weiterer Schritt beim Versuch, den US-Markt zu erobern. Mit Miami und Austin in Texas, wo im Oktober gefahren wird, sind zum ersten Mal seit 1984 wieder zwei USA-Rennen im Saisonkalender. Der Kurs in der Metropole im US-Bundesstaat Florida führt rund um das Stadion des NFL-Teams Miami Dolphins.

Bei den Rennwochenenden in Imola, Österreich und Brasilien werden statt des klassischen Qualifyings am Samstag Sprintrennen ausgetragen. Der Sieger startet von der Pole Position, außerdem erhalten die besten Acht des Sprints zusätzliche WM-Punkte. Im Vorjahr hatten nur die besten Drei Punkte bekommen.