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Forscher finden Alterungs-Gen

9. Februar 2010
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Alter Mann mit vielen Falten (Foto: BilderBox)
Bild: BilderBox

Menschen, die älter aussehen als sie sind, haben – tja – vielleicht nur schlechte Gene. Zumindest wollen britische und niederländische Wissenschaftler nun ein Gen entdeckt haben, das eine Schlüsselrolle beim Älterwerden spielen könnte. Dafür untersuchten die Wissenschaftler die sogenannten Telomere, die quasi als Schutzkappen auf unseren Chromosomen sitzen. Chromosomen sind die Träger des Erbguts, der DNA.

"Menschen werden mit Telomeren einer bestimmten Länge geboren", erklärt Prof. Nilesh Samani von der Universität Leicester. Leider verkürzen diese sich mit jeder Zellteilung. Die Länge der Telomere verrät also das Alter der Chromosomen. Die Forscher fanden heraus, dass Menschen mit einer bestimmten Genvariante kürzere Telomere haben und deswegen auch biologisch älter aussehen.

Telomere sind wie Schnürsenkel

"Die Ergebnisse werfen die Frage auf, ob Menschen mit dieser Variante eher unter altersbedingten Erkrankungen leiden", meint Samani. Denn es gebe Hinweise, dass das Risiko, an Herzerkrankungen oder an Krebs zu erkranken, enger mit dem Chromosomen-Alter als mit dem tatsächlichen Alter in Verbindung stünde.

Chromosomen mit rot eingefärbten Telomeren (Foto: Lenhard Rudolph)
Die Telomere (rot angefärbt) bilden die Endstücke der Chromosomen. Wenn der Mensch altert, verkürzen sie sich. Einzelne Chromosomen­enden zeigen schließ­lich einen kompletten Telomer-Verlust, die Zellen verlieren ihre TeilungsfähigkeitBild: K. Lenhard Rudolph

Für die Studie analysierten Samani und seine Kollegen mehr als 500.000 Genvarianten im menschlichen Chromosomensatz und kamen zu dem Schluss, "dass manche Menschen genetisch so programmiert sind, dass sie schneller altern." Nach Berechnungen der Forscher geht es dabei um drei bis vier Jahre. Die Genvariante könnte auch die Empfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen erhöhen, die das Altern fördern, wie Rauchen, Fettleibigkeit oder zu wenig Bewegung.

Die Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn vergleicht Telomere mit der Plastikhülse am Ende von Schnürsenkeln - wenn das Plastik nicht mehr da ist, fransen die Schuhbänder aus. Bei Menschen, die genetisch bedingt die Variante mit kürzeren Telomeren haben, verschleißen diese schneller, und die Zelle stirbt ab.

Die neu gefundene Veränderung liegt nach Angaben der Wissenschaftler in der Nachbarschaft eines Gens namens TERC, das schon bei Mäusen mit einem beschleunigten Alterungsprozess in Verbindung gebracht wurde.

Die Studie der Forscher ist im Fachblatt "Nature Genetics" veröffentlicht.

Autorin: Judith Hartl (dpa, Nature Genetics)

Redaktion: Monika Lohmüller