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Forscher wollen ausgestorbenes Nashorn wiederbeleben

4. Juli 2018

Berliner Zoologen haben es geschafft, aus eingelagerten Spermien Nördlicher Breitmaulnashörner lebende Nashorn-Embryonen zu erzeugen. Der Durchbruch nährt die Hoffnung, die ausgestorbene Art wieder zum Leben zu erwecken.

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Letztes männliches Nördliches Breitmaulnashorn der Welt gestorben
Sudan war der letzte Bulle seiner Art. Bild: picture-alliance/Photoshot/S. Ruibo

Der letzte Bulle des Nördlichen Breitmaulnashorns namens "Sudan" war im März dieses Jahres in Kenia gestorben. Derzeit leben dort nur noch zwei Weibchen der einst in Zentral- und Ostafrika verbreiteten Unterart. Beide sind Nachkommen von Sudan, gelten allerdings als unfruchtbar. Dennoch keimt nun neue Hoffnung auf, das Aussterben der Art noch umkehren zu können.

Einem Team um den Tierarzt Thomas Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo-und Wildtierforschung (IZW) in Berlin ist es gelungen, aus eingefrorenen Spermien des Nördlichen Breitmaulnashorns und Eizellen von Südlichen Breitmaulnashörnern lebende Embryonen im Labor zu erzeugen.

Aus solchen Zellen können zwar keine reinen Nördlichen Breitmaulnashörner werden, aber die Forscher konnten erstmals zeigen, dass die Erzeugung von Nashorn-Embryonen grundsätzlich möglich ist. Der Versuch gelang den Forschern rund 20 Mal. 

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Südliche sollen Nördliche Breitmaulnashörner gebären

Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.

Nun planen sie im Herbst dieses Jahres, den noch lebenden - aber leider unfruchtbaren - Nördlichen Nashornweibchen Eizellen zu entnehmen und diese mit dem eingelagerten Sperma derselben Art zu befruchten. Danach ist der Plan, diese Eizellen zeugungsfähigen Südlichen Nashornweibchen einpflanzen. Von dieser Unterart gibt es in freier Wildbahn noch mehr als 20.000 Tiere.

Ein Problem der Forscher war, dass die eingefrorenen Spermien der männlichen Nordnashörner von eher schlechter Qualität sind. Trotzdem gelang ihnen die Befruchtung durch direktes Einspritzen in die Eizelle, diese Methode heißt im Fachjargon "Intrazytoplasmatische Spermieninjektion" (ICSI).

Unterstützt wurden die Forscher durch ein italienisches Fachunternehmen, das auf die Befruchtung von Rindern und Pferden spezialisiert ist. Diese Methode findet auch in der Humanmedizin Anwendung.

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Erfolg ist keineswegs garantiert

Ob die Art - selbst bei der Zeugung gesunder Nashorn Babys - langfristig zu retten ist, ist unklar. Die Spermien stammen von nur wenigen Nashornbullen. Somit wäre die genetische Vielfalt der Nördlichen Breitmaulnashorn-Nachkommen extrem gering, ihre Vitalität, Gesundheit und Überlebensfähigkeit eher schlecht.

In der freien Natur wären diese Nashörner kaum überlebensfähig, sie könnten höchstens gehegt und gepflegt in Zoos gehalten werden.

Deshalb arbeiten die Wissenschaftler parallel an Stammzelltechniken, um aus erhaltenen Nashorn-Körperzellen Spermien und Eizellen zu züchten.

Auch hier ist der Erfolg keineswegs sicher. Wie beim Klonen könnte es zu Fehlgeburten und Todesfällen kommen. Ein vergleichbarer Versuch mit der Nachzucht des 2000 ausgestorbenen Iberiensteinbocks scheiterte. Ein geborenes Jungtier starb nur wenige Minuten nach der Geburt an einer Missbildungen der Lunge.

dpa (fs/jh)