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Forschungsflugzeug misst Aschestaub

19. April 2010

Macht das Flugverbot Sinn oder ist diese Maßnahme übertrieben und wie gefährlich ist die Aschewolke tatsächlich? Das untersuchen Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mit einem Spezial-Flugzeug.

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Forschungs-Flugzeug Falcon 20E (Foto: picture-alliance/dpa)
Forschungs-Flugzeug Falcon 20EBild: picture alliance / dpa

"Wir haben keine offizielle Rolle!", betont Hans Volkert, vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt - DLR - in Oberpfaffenhofen. "Wir haben eine beratende Funktion, da wir die wissenschaftliche Kompetenz haben. Wir haben jedoch keine Entscheidungskompetenz. Das darf nicht verwechselt werden."

Nachdem am Freitag klar wurde, dass die Auswirkungen auf den Luftverkehr enorm werden würden, habe man sich in Oberpfaffenhofen entschlossen, ein Forschungsflugzeug zu starten, um die Staubpartikel der Aschewolke zu messen, erklärt der Atmosphärenforscher. "Das Wesentliche, was wir messen, sind Aerosole, also kleine Teilchen in der Atmosphäre, Spurengase und eben diese Teilchen, die unmittelbar aus dem Vulkan stammen. Wir wollen wissen, wie groß die Partikel sind und wie viele Körner pro Kubikmeter Luft vorliegen."

Karte zu prognostizierten Ausbreitung der Vulkanaschewolke (Infografik: Met Office UK, Met Office Iceland)

Spezial-Flugzeug

Dafür wurde das zweistrahlige Forschungsflugzeug Falcon 20E extra ausgestattet. Der zweistrahlige Jet ist eines der wenigen Forschungsflugzeuge in Europa, das bis an die Untergrenze der Stratosphäre in etwa 12.000 Meter Höhe aufsteigen kann. "Diese Flugzeuge", schreibt der Vorstandschef des DLR, Johann-Dietrich Wörner, in seinem Blog, "werden jeweils für ganz bestimmte Aufgaben ausgerüstet." Für Untersuchungen der Vulkanasche in der Atmosphäre müsse man ganz andere Forschungsgeräte an Bord installieren als beispielsweise für die Erkundung des Eises. Auch deswegen habe es etwas länger gedauert, bis das Flugzeug startklar war.

Hans Volkert, Atmosphärenphysiker, Deutsches Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) (Foto: Hans Volkert)
Hans Volkert, Atmosphärenphysiker, Deutsches Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR)Bild: Dr. Hans Volkert

Doch egal, welche Ergebnisse das Forschungsflugzeug des DLR mitbringen wird, die Entscheidungen über das weitere Vorgehen im Flugverkehr werden sie kurzfristig nicht beeinflussen. "Das Problem ist: Man kennt keine Grenzwerte", bedauert Hans Volkert. Man habe auch keine Erfahrungswerte, denn bislang habe es diese Situation noch nicht gegeben, dass ein ganzer Kontinent von einer Aschewolke bedeckt sei, die aus über 2000 Kilometer Entfernung stammt. Bislang wusste man nur, dass Vulkanasche in der Luft gefährlich ist und "dass bei Vulkanasche im Flugraum nicht geflogen wird. Basta!" Jetzt müsse man sich jedoch fragen, ob es tatsächlich so gefährlich ist und ob diese Regelung nicht zu rigide ist.

Das DLR entscheidet nicht

"Das herauszufinden, ist ein Prozess, der Zeit in Anspruch nimmt und dazu wollen wir Hintergrund- und Entscheidungsmaterial liefern." Die wissenschaftlichen Daten über die Aschewolke sollten relativ rasch vorliegen, hofft Volkert, er schränkt aber ein: "Auch wenn wir die Wolkendichten ermitteln können, haben wir nicht unbedingt die Expertise zu sagen, was für die Triebwerke und die Scheiben gefährlich ist."

Trotzdem werden die Atmosphärenforscher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt Tipps geben, wie die Ergebnisse zu interpretieren sind. "Aber die Entscheidungen darüber liegt bei den Behörden", betont Hans Volkert. Und auch DLR-Vorstandschef Johann-Dietrich Wörner sagt: "Wir werden keine Empfehlung aussprechen. Wir werden die Daten weitergeben an den Deutschen Wetterdienst." Dieser werde dann mit der Deutschen Flugsicherung entscheiden, ob das Flugverbot aufrecht erhalten wird.

Autorin: Judith Hartl
Redaktion: Herbert Peckmann