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Fotoindustrie wächst

Klaus Ulrich17. September 2012

Die klassische Kamera ist zwar auf dem Rückzug, aber immer mehr Fotos werden mit Smartphones und Tablets gemacht: Aktuelle Trends und Neuheiten der Branche präsentiert die weltgrößte Fotomesse photokina.

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Das Logo der photokina (Foto: dpa)
Photokina 2012 Logo durch KameraBild: picture-alliance/dpa

Private Konsumenten und Profis werden der Fotoindustrie in Deutschland nach derzeitigen Hochrechnungen in 2012 einen Umsatz von weit über 20 Milliarden Euro bescheren. Alleine auf den privaten Bereich entfallen nach den Prognosen rund 17,5 Milliarden Euro. Das Geschäft mit Aufnahmegeräten, Zubehör und Bildverarbeitung, neudeutsch "imaging", blüht.

"Wir haben heute eine Produkt- und Angebotsvielfalt, die wohl keine andere Branche in diesem Maße zu bieten hat", sagt Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer des Photoindustrie-Verbandes. "Nehmen wir nur die aktuellen Trendthemen, wie Mobile Imaging, Apps, Cloud, Movie, Connectivity, Interactive oder Living Picture."

Potential durch soziale Netzwerke

Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer Photoindustrie-Verband (Foto: Pressestelle des Photoindustrieverbandes)
"Vielfalt wie kaum eine andere Branche": Christian Müller-Rieker vom Photoindustrie-VerbandBild: Photoindustrie-Verband

Netzwerkfähigkeit, soziale Netzwerke sowie neues Zubehör garantieren seiner Meinung nach weiteres Wertschöpfungspotenzial für die Branche. Im Zuge der Überlappungen der verschiedenen Technologien und Medien, seien die Grenzen zwischen den einzelnen Teilmärkten fließend und führten zu einer Erweiterung des Fotomarktes.

Dieser Markt profitiere zudem von der guten Stimmung der deutschen Wirtschaft, der robusten Arbeitsmarktlage und der guten Einkommenssituation – all das kurbele den privaten Konsum an, so Müller-Rieker. Die photokina 2012, mit ihren zahlreichen Neuheiten, soll für die Branche zusätzliche wichtige Nachfrageimpulse setzen.

App-Geschäft boomt

Wie das funktioniert, zeigt sich beispielsweise bei den Apps – also den kleinen Anwender-Software-Programmen. Allein im App-Store gebe es zurzeit rund 9.000 Foto- und Video-Apps, so Müller-Rieker. Hinzu käme noch etwa die gleiche Zahl von Apps für Android-Geräte. Ein Ende des Booms mit den kleinen Programmen sei nicht absehbar, denn Weltweit sorgten rund 100.000 Entwickler für Nachschub.

Der App-Umsatz ergibt sich nicht nur aus ihren Verkäufen, sondern auch aus Werbeeinnahmen. Nach Experten-Prognosen erreicht der Markt für mobile Anwendungen weltweit bis 2015 eine Größe von 100 Milliarden Dollar. Für Deutschland wurde für 2011 von einem Umsatz von 200 Millionen Euro ausgegangen - in 2012 dürfte er danach 350 Millionen Euro erreichen. Wie groß der Anteil der Fotoindustrie daran ist, lässt sich nicht genau sagen, denn die Grenzen zwischen den Branchen rund ums Fotografieren sind aus Sicht der Fotoindustrie fließend.

Fotobuecher mit Hochzeitsfotos
Starke Nachfrage: Die Umsätze mit privaten Fotobüchern steigenBild: picture-alliance/dpa

Smartphones erhöhen Wertschöpfung

"Nehmen wir die nur die Smartphones - sie gelten als 'Immer-dabei-Kamera'. Smartphones garantieren neue Wertschöpfung, auch in Verbindung mit Mobile Imaging oder durch die Vernetzung mit sozialen Netzwerken", erläutert Müller-Rieker. So entstünden ganz neue Dienstleistungen. Dies in konkreten Zahlen zu beziffern, sei allerdings, bei dem Facettenreichtum des Angebotes, schlichtweg unmöglich.

Zu den Umsatzbringern der Fotoindustrie zählt weiterhin die Spiegelreflexkamera: Hier wird für 2012 mit einem Absatzplus von einem Prozent gerechnet - auf fast eine Million Stück. Die handliche Systemkamera als noch relativ junges Produkt legt zweistellig zu auf 180.000 verkaufte Geräte. Beide sind teurer geworden: Der Durchschnittspreis für die digitale Spiegelreflexkamera stieg in den vergangenen zwölf Monaten um knapp 70 auf 700 Euro, für eine kompakte Systemkamera um 60 auf 530 Euro.

Fotobücher sind der Renner

Individuell erstellte Fotobücher haben sich seit ihrer Markteinführung 2005 zum Verkaufsschlager entwickelt. Alleine 2011 wurden 6,4 Millionen Stück verkauft – das entspricht einem Wachstum von mehr als 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und der Boom dauert an.

Für 2012 wird von weiterem Wachstum auf 6,7 Millionen Fotobücher allein für Deutschland ausgegangen, was einem Plus von 4,7 Prozent zum Vorjahr entspricht. Untersuchungen belegen auch hier, dass vor allem Nutzer von Spiegelreflex- und kompakten Systemkameras Fotobücher für die eigene Bildpräsentation einsetzen. "Mit dem steigenden Absatz dieser Kameras wird auch der Fotobuchmarkt weiter an Größe gewinnen", glaubt Verbandschef Müller Rieker.

Trends und Neuheiten

Große Hoffnungen setzt die Branche in die neu eingeführte Action Cam, die beim Outdoor-Sport auf Mottoradhelm oder Skateboard befestigt wird und sportliche Aktivitäten aufzeichnet. Davon sollen 2012 schon 150.000 Stück verkauft werden.

Fast jeder Verbraucher bundesweit besitzt inzwischen mindestens ein Aufnahmegerät, die meisten nutzen gleich mehrere. Rund 34 Millionen Aufnahmegeräte werden 2012 insgesamt verkauft. Alle drei, spätestens aber nach fünf Jahren, legt sich der Konsument eine neue Kamera zu.

Die photokina findet alle zwei Jahre in Köln statt. Sie dauert diesmal vom 18. bis zum 23. September. Rund 1160 Anbieter aus 41 Ländern haben sich angesagt, davon 200 alleine aus China. Neben den Kamera- und Smartphone-Herstellern steht auch die kabellose Übertragung von Fotos im Mittelpunkt der Messe.