1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fotojournalistin Barbara Klemm wird 80

27. Dezember 2019

Erich Honecker und Leonid Breschnew, die sich auf den Mund küssen - das Foto ist unvergessen. Den historischen Augenblick hatte Barbara Klemm mit der Kamera festgehalten - für die Ewigkeit. Nun wird die Fotografin 80.

https://p.dw.com/p/3VLlY
Deutschland Kunst l Fotografin Barbara Klemm Ausstellung im Museum Küppersmühle Duisburg
Bild: picture alliance/dpa/R. Vennenbernd

Barbara Klemm ist eine der großen Fotografinnen der Nachkriegszeit: Politische Umbrüche, historische Momentaufnahmen berühmter Staatsmänner und Reisedokumentationen aus aller Welt: Die Fotojournalistin dokumentierte Zeitgeschehen ebenso wie den Alltag in all seinen Facetten und prägte mit ihren Schwarz-Weiß-Aufnahmen das Gesicht Deutschlands.

Das Handwerk lernte sie vom Vater, dem Maler und Professor an der Karlsruher Kunstakademie, Fritz Klemm. Er verfügte über eine Dunkelkammer zum Entwickeln von Filmen und begeisterte so seine Tochter für die Fotografie.

Einfühlsame Fotoreporterin 

Nach einer Lehre als Fotografin zieht es sie nach Frankfurt, wo sie auch heute noch lebt. 45 Jahre arbeitete sie für die FAZ ("Frankfurter Allgemeine Zeitung"). Ihre Bilder blieben im kollektiven Gedächtnis haften, so auch ihre Aufnahme von Willy Brandt beim Breschnew-Besuch 1973. Auch die Fotos von Heinrich Böll und Oskar Lafontaine bei der Sitzblockade gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland 1983 wurden später zu Ikonen der Fotografie.

Oder Wolf Biermann 1976 - sichtlich bewegt nach dem lengedären Kölner Konzert, das den Anstoß für seine Ausbürgerung aus der DDR gab. Eines ihrer berühmtesten Fotos ist der sozialistische Bruderkuss zwischen SED-Parteichef Erich Honecker und Sowjetführer Leonid Breschnew im Jahr 1979, das vielfach kopiert um die Welt ging.

Der richtige Blick für große Momente

"Meine Glückwünsche gelten einer Meisterin des richtigen Moments und einer Chronistin der Gesellschaft und Geschichte unseres Landes", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag in Berlin. Barbara Klemm habe "ikonographische Aufnahmen aus dem politischen Leben und dem Alltag der Menschen gemacht, die zum kollektiven fotografischen Gedächtnis unseres Landes zählen".

"Immer wieder gelingt es Ihnen, den richtigen Augenblick einzufangen und dabei das Einzigartige des Menschen oder des Ereignisses zu offenbaren", betonte Steinmeier. Das Staatsoberhaupt erinnerte an den Mauerfall vor 30 Jahren. "Dokumentierende Aufnahmen von diesem Ereignis gibt es in Fülle. Fotografien, wie die von Ihnen, die die Nation auch im gemeinsamen Bildgedächtnis identitätsstiftend zusammenführen, gibt es nur wenige. Für all das sage ich Ihnen heute meinen Dank."

Deutschland Kunst l Fotografin Barbara Klemm während der Ausstellung von Andy Hope
Barbara Klemm findet den richtigen Moment für den entscheidenden KlickBild: picture alliance/dpa/Ini/J. Lübke

Mehrfach ausgezeichnet

Etliche ihrer Bilder werden immer wieder gedruckt, gehören zum visuellen Gedächtnis. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, darunter als erste Fotografin 2008 mit dem renommierten Max-Beckmann-Preis, 2012 bekam sie den Leica Hall of Fame Award.

Barbara Klemm fotografiert ausschließlich analog und in Schwarzweiß mit ihrer Leica. "Schwarzweiß ist mir Farbe genug", sagt sie. Bei Schwarzweiß konzentriere man sich stärker auf den Inhalt, gehe darin spazieren, entdecke Geschichten. Vergrößerungen stellt sie in ihrer Dunkelkammer auf hochwertigem Barytpapier her. Am 27. Dezember wird Barbara Klemm 80 Jahre alt.

rbr/wa (mit Munzinger, epd, kna)