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Politik

Früherer DDR-Verteidigungsminister Keßler tot

4. Mai 2017

Bis zuletzt stand er treu zum Sozialismus. Jetzt ist der einstige DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler in Berlin gestorben. Sein Name bleibt mit den tödlichen Schüssen an der innerdeutschen Grenze verbunden.

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DDR Erich Honecker & Heinz Keßler
Der frühere DDR-Staatschef Honecker und -Verteidigungsminister Keßler im Jahr 1989 Bild: Imago/Sven Simon

Im Alter von 97 Jahren ist der ehemalige General der Nationalen Volksarmee, Heinz Keßler, am Dienstag in einem Berliner Krankenhaus verstorben. Das teilte am Donnerstag der Berliner Eulenspiegel Verlag mit. Der Verlag hatte 2011 das Buch "Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben" veröffentlicht, das Keßler zusammen mit seinem Generalskollegen Fritz Streletz verfasst hatte.

Keßler stand von 1985 bis zu seinem Rücktritt im November 1989 an der Spitze des Verteidigungsministeriums. Er gehörte auch zum SED-Politbüro, dem höchsten Machtgremium der Staatspartei. Nach dem Fall der Berliner Mauer musste Keßler wie andere Spitzengenossen sein Amt niederlegen. 1991 wurde er wie andere Hardliner aus der SED ausgeschlossen.

Im November 1992 wurde er wegen der Todesschüsse auf DDR-Flüchtlinge vor dem Berliner Landgericht angeklagt. Er saß zusammen mit dem einstigen SED-Partei- und Staatschef Erich Honecker und weiteren ehemaligen Spitzenfunktionären auf der Anklagebank. Während Honecker, Ex-Stasi-Chef Erich Mielke und DDR-Ministerpräsident Willi Stoph wegen gesundheitlicher Probleme bald ausschieden, wurde Keßler 1994 rechtskräftig wegen Anstiftung zum Totschlag zu einer Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt. Es war die höchste Strafe im Prozess gegen ehemalige SED-Politbüro-Mitglieder. An der schwer bewachten und streng gesicherten Grenze der DDR zum Westen kamen Schätzungen zufolge etwa 750 Menschen ums Leben.

Ex-General verteidigt Mauerbau

Keßler musste die Haftstrafe aber wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nur zum Teil absitzen. Er hatte jegliche Schuld am Tod von Flüchtlingen von sich gewiesen und verteidigte bis zum Schluss den Sozialismus. Vor Gericht betonte er, die Außengrenzen des souveränen Staates DDR hätten gegen Angriffe aus dem Westen gesichert werden müssen. Der Funktionär bestritt, dass mit dem Mauerbau die wachsende Flüchtlingswelle eingedämmt werden sollte.

Geboren am 20. Januar 1920 im niederschlesischen Lauban (heute Polen) lief der gelernte Maschinenschlosser als Soldat gleich nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion zur Roten Armee über. Dort zählte er zu den Mitbegründern des "Nationalkomitees Freies Deutschland" (NKFD). Nach seiner Rückkehr 1945 machte Keßler in der DDR schnell Karriere. In den 1950er Jahren absolvierte er die sowjetische Luftkriegsakademie und stieg dann in der Nationalen Volksarmee der DDR immer weiter auf.

kle/sti (dpa, ape, rtre)