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"Wir werden nicht mehr schweigen"

15. Mai 2016

In Frankreich haben 17 ehemalige Ministerinnen angekündigt, sexuelle Übergriffe männlicher Politiker künftig rigoros öffentlich zu machen. Hintergrund sind zwei aktuelle Fälle in der französischen Politik.

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IWF-Chefin Christine Lagarde (Foto: picture-alliance/Abacapress/Pool/P. Charles)
IWF-Chefin Christine Lagarde ist eine der Unterzeichnerinnen des AppellsBild: picture-alliance/Abacapress/Pool/P. Charles

"Wir werden nicht mehr schweigen", heißt es in dem unter anderem von IWF-Chefin Christine Lagarde und der ehemaligen Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot unterzeichneten Appell. "Wir waren Ministerinnen und wie alle Frauen, die in zuvor ausschließlich männliche Domänen gelangten, mussten wir das hinnehmen und gegen Sexismus kämpfen", schrieben die 17 Politikerinnen am Sonntag in der Wochenzeitung "Journal du Dimanche".

Als Beispiele werden Aussagen genannt wie: "Abgesehen von ihren tollen Brüsten, wie ist sie", "Dein Rock ist zu lang, der muss gekürzt werden" oder die Frage "Trägst Du einen String?". Die Ex-Ministerinnen von Sozialisten, Konservativen oder Grünen versprachen, dass sie künftig "alle sexistischen Bemerkungen, unangemessene Gesten und Verhaltensweisen systematisch öffentlich machen werden" und forderten ein "Ende der Straffreiheit" für derartiges Verhalten. Sie rufen in ihrem Appell alle Opfer sexueller Gewalt und Belästigung auf, darüber zu sprechen und Strafanzeigen zu erstatten.

Prominenter Politiker am Pranger

Die parteiübergreifende Initiative erfolgte wenige Tagen nachdem die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung in mehreren Fällen gegen den ehemaligen Vizepräsidenten der Nationalversammlung, Denis Baupin, eingeleitet hat. Baupin war zurückgetreten, nachdem ihm Medien unter Berufung auf mehrere Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten. Der 53-jährige Politiker bestreitet die Vorwürfe und will sich mit einer Verleumdungsklage wehren. Daneben ist aktuell Finanzminister Michel Sapin in einen Skandal verwickelt, nachdem er zugeben musste, sich "unangemessen" gegenüber einer Journalistin verhalten zu haben. Er hatte dies zwei Mal geleugnet.

Bereits Anfang Mai hatten nach Vorwürfen gegen einen Parlamentarier mehr als 500 Politiker und Aktivisten in der "Libération" kollektives Schweigen über sexuelle Belästigung auch in der französischen Politik angeprangert. Hinter vorgehaltener Hand seien Übergriffe oft bekannt, es werde aber nichts dagegen unternommen. Schon vor einem Jahr hatten 40 Journalistinnen sexistisches Verhalten politischer Verantwortlicher in Frankreich kritisiert.

ww/fab (afp, dpa)