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Frankreich steht gegen Südkorea mit dem Rücken zur Wand

17. Juni 2006

Die Franzosen fürchten im Spiel gegen Südkorea ein ähnliches Debakel wie bei der WM 2002. Damals schied Frankreich in der Vorrunde aus. Südkorea verschafft diese Angst des Gegners Rückenwind.

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Gegen Südkorea erwartet Frankreichs Team von Zidane mehr als nur TrostBild: AP

Vor vier Jahren erreichte Außenseiter Südkorea bei der WM im eigenen Land überraschend das Halbfinale. Der damals noch amtierende Weltmeister Frankreich schied ebenso sensationell schon in der Vorrunde aus. Nun treffen beide Teams am Sonntag (18.6.2006) in Leipzig (21 Uhr MESZ) aufeinander, und erneut ist die Stimmung bei den Koreanern besser. Schließlich liegen sie in der Gruppe G nach dem ersten Spieltag und ihrem 2:1-Erfolg über Togo vor den Franzosen, die sich zum Auftakt mit einem mageren 0:0 gegen die Schweiz begnügen mussten. Damit wartet die Equipe Tricolore weiter auf ihr erstes WM-Tor seit dem Endspielsieg 1998.

Die Franzosen müssen gewinnen, um die Gefahr einer Wiederholung der Blamage von 2002 zu bannen. Und genau diese Angst vor einem neuerlichen frühzeitigen Ausscheiden könnte die Spieler lähmen. "Es ist menschlich, dass man sich immer wieder an derart schlimme Erlebnisse erinnert", sagt Verteidiger Willy Sagnol vom FC Bayern München. "Du willst nicht, dass sich diese Geschichte wiederholt, also bist du besorgt, und genau das entzieht dir eine Menge deiner Energie und Kraft."

WM 2006 - Südkorea - Togo
Die Fans von Südkorea feierten den Erfolg ihrer Mannschaft über TogoBild: AP

Statistik spricht für Franzosen

Bisher gab es zwei Spiele zwischen beiden Ländern: Frankreich gewann 5:0 und 3:2. Doch die Vergangenheit interessiert die Südkoreaner nicht, die mit großer Gelassenheit der Partie entgegensehen. "Wir stehen nicht so unter Druck wie sie. Sie müssen siegen, sonst kommen sie in allergrößte Schwierigkeiten", sagt Stürmer Seol Ki Hyeon, der bei den Wolverhampton Wanderers spielt. Der 27-Jährige kündigt einen harten Kampf an: "Wir wollen dieses Spiel gewinnen."

Das südkoreanische Team von Trainer Dick Advocaat hat sich intensiv vorbereitet. Keinesfalls soll der Fehler gemacht werden, sich ganz auf die beiden großen Stars Zinedine Zidane und Thierry Henry zu konzentrieren. Das wäre unsinnig, sagt auch Lee Young Pyo von Tottenham Hotspurs. Schließlich habe Frankreich genug weitere hochklassige Spieler. "Wir haben vor allem trainiert, wie wir am besten gegen sie verteidigen", erzählt Young Pyo, nach dessen Aussage keine Manndeckung geplant ist.

Sagnol findet seine Mannschaft nicht zu alt

Der französische Trainer Raymond Domenech begegnet den Ostasiaten mit gehörigem Respekt und betrachtet sie als ebenso große Bedrohung, wie es die Schweizer waren. "Es wird nicht einfacher gegen sie. Sie können verteidigen, sie können angreifen. Sie sind sehr gut organisiert", lobt Domenech. Und als größte Stärke der Koreaner gilt ausgerechnet deren Schnelligkeit, was für das doch deutlich in die Jahre gekommene französische Team alles andere als schöne Aussichten sind.

Die französische Presse hatte schon mehrfach kritisiert, dass das Durchschnittsalter mit rund 30 Jahren viel zu hoch sei. "Wenn wir wirklich ein Rentner-Team sind, dann gibt es mit dem AC Mailand eine Mannschaft, die man eigentlich in den Abfalleimer werfen müsste", weist Sagnol die Kritik aber mit drastischen Worten zurück. "Jeder Journalist schwärmt von Paolo Maldini trotz seines Alters von 37 Jahren. Und Allessandro Costacurta ist sogar 40." Gleichwohl räumt Sagnol ein, dass die Equipe besser spielen muss: "Es gibt nichts, was wir verändern müssen, aber einiges, das wir verbessern müssen." Als Beispiel nennt der 29-Jährige die Ballbehandlung: "Wir müssen den Gegner mehr reizen, wir müssen mehr dribbeln."

Südkoreas Trainer Advocaat bereitet es durchaus Sorgen, dass die Franzosen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen. Wenn es aber gelinge, den Gegner unter Druck zu setzen und ihnen das Leben ähnlich schwer zu machen, wie es die Schweiz getan habe, "können wir sie vielleicht überrumpeln", sagt er. (mas)