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Streit über Weihnachtskrippen

19. Dezember 2014

Religiöses Symbol oder Tradition - das laizistische Frankreich streitet über Weihnachtskrippen in öffentlichen Gebäuden.

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Weihnachtskrippe im Rathaus des französischen Beziers (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Guyot

In Frankreich ist die strenge Trennung von Staat und Religion konstitutiv für das Gemeinwesen. Ein Gesetz aus dem Jahr 1905 untersagt jedes religiöse Zeichen oder Symbol im öffentlichen Raum mit Ausnahme von Kirchen, Friedhöfen oder Museen.Aber die Abgrenzung ist manchmal schwierig und so beschäftigt sich die französische Justiz in der Adventszeit mit Weihnachtskrippen in öffentlichen Gebäuden - mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen.

Christkind siegt in Montpellier

So entschied das Verwaltungsgericht in Montpellier, die Weihnachtskrippe im Rathaus der südfranzösischen Stadt Beziers (Artikelbild) dürfe stehen bleiben. Es gebe keine schwerwiegenden Gründe für eine Entfernung wie etwa eine Störung der öffentlichen Ordnung. Die Kläger hatten unter Berufung auf den Laizismus verlangt, die Krippe in der Lobby des Rathauses abzubauen. Sie verletze die vorgeschriebene weltanschauliche Neutralität, denn sie symbolisiere die Geburt Christi und also "eine Kernbotschaft des christlichen Glaubens".

Der Präfekt des Departements Herault hatte den Bürgermeister von Beziers, Robert Menard, dienstlich zur Entfernung der Krippe angewiesen. Der dem rechtsextremen "Front National" nahestehende Politiker weigerte sich und erklärte, er wolle sich diese alte Tradition nicht verbieten lassen.

Richter in Nantes gegen Krippe

Anders entschied vor wenigen Tagen ein Gericht im westfranzösischen Nantes. Es verdonnerte den Generalrat des Départements Vendée dazu, eine "creche" in seinen Räumlichkeiten wieder abzubauen. Der Generalrat ging in Berufung. Noch nicht entschieden hat ein Gericht in der Stadt Melun bei Paris über eine Klage der Vereinigung der Freidenker, die bereits Ende 2012 eine Beschwerde gegen das Rathaus wegen "Kompetenzüberschreitung" eingereicht hatte.

In Melun weigert sich der konservative UMP-Bürgermeister Gérard Millet seit Jahren, der Forderung nach einem Verzicht auf eine Weihnachtskrippe im Hof des Rathauses nachzukommen.

Inzwischen hat das Thema auch die Politik erreicht. Das Beratungsgremium des Regierungschefs für Fragen der Laizität wies darauf hin, dass Krippen eine kulturelle und historische Bedeutung weit über ihren religiösen Hintergrund hinaus hätten. Der sozialistische Premierminister Manuel Valls erklärte in einem Fernsehinterview, die Krippendiskussion dürfe die Gesellschaft nicht spalten. "Es gibt wichtigere Dinge zu diskutieren", so Valls.

wl/se (afp,kna)