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Neuer Atom-Pakt

30. September 2008

Im Pariser Elysée-Palast haben der französische Präsident Sarkozy und Indiens Regierungschef Singh ein Abkommen über eine Atom-Zusammenarbeit beider Länder geschlossen. Auch in der Rüstung soll enger kooperiert werden.

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Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mit dem indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh (Quelle: AP)
Atompolitik war Kernthema der Gespräche zwischen Sarkozy (l.) und SinghBild: AP

Mit dem am Dienstag (30.09.2008) von Präsident Nicolas Sarkozy und Ministerpräsident Manmohan Singh unterzeichneten Rahmenabkommen ist der Weg frei für den Eintritt französischer Unternehmen ins Rennen um lukrative Aufträge auf dem indischen Markt. Die Vereinbarung umfasst neben der Zusammenarbeit im Atombereich auch eine verstärkte Rüstungskooperation.

Atom und Rüstung

Im der Atomtechnologie ist neben gemeinsamer Grundlagenforschung die Lieferung von zwei Europäischen Druckwasserreaktoren vorgesehen, an deren Entwicklung unter anderen der Siemens-Konzern beteiligt ist. Die anvisierten Geschäfte haben potenziell einen Wert von 20 Milliarden Euro.

Indien hat sogar Interesse an bis zu acht europäischen Reaktoren, will aber auch weitere in den USA und Russland kaufen, um den Anteil der Atomenergie an der Stromversorgung von drei auf zwanzig Prozent zu heben.

In der Rüstung wollen beide Länder gemeinsam Luft-Boden-Raketen und Triebwerke für Kampfflugzeuge entwickeln. Sarkozy und Singh erklärten zudem ihre Bereitschaft, die Zahl und Intensität der französisch-indischen Militärmanöver zu erhöhen.

Markt von 100 Milliarden Euro

Bei einer Parade in Neu Delhi wird eine atomwaffenfähige Rakete zur Schau gestellt (Quelle: dpa)
Bei einer Parade in Neu Delhi stellte Indien im Mai eine atomwaffenfähige Rakete zur SchauBild: picture-alliance/ dpa

Indien ist nie dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten. Die Lieferung von spaltbarem Material und Nukleartechnologie war seit dem ersten Atomwaffentest Indiens im Jahr 1974 verboten. Erst Anfang September war das Embargo aufgehoben worden.

Vor wenigen Tagen hatte das US-Abgeordnetenhaus ein Gesetz angenommen, das auch amerikanischen Unternehmen den Export von Atomtechnik nach Indien ermöglicht. In dieser Woche wird noch die Zustimmung des Senats erwartet.

Neben den USA und Frankreich buhlen auch Russland und Japan um Aufträge in Indien. Das Marktpotenzial für Atomtechnik in dem Land wird auf 100 Milliarden Euro in den kommenden 15 Jahren geschätzt.

Atom-Gegner üben Kritik

Symbolbild Atom (Quelle: AP)
Nicht nur Frankreich exportiert sein Atom-Know-howBild: AP Graphics

Frankreich gehört zu den Weltmarktführern in der Atomtechnik. Staatschef Sarkozy hat bereits mit mehreren Staaten in Nordafrika und Nahost Verträge über den Bau von Atomkraftwerken und die Zusammenarbeit bei der zivilen Nutzung der Kernenergie geschlossen.

Atomkraftgegner kritisierten das Abkommen mit Indien. Um seinen Teil des Kuchens abzubekommen, nehme die Regierung in Paris die Aushebelung der Nichtverbreitungsregeln von Atomtechnik in Kauf, erklärte das französische "Netzwerk Atomausstieg". (gri)