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Minister soll Journalistin begrapscht haben

11. Mai 2016

Ein Griff an die Unterwäsche einer Journalistin bringt Frankreichs Finanzminister Michel Sapin in Bedrängnis. Der Sozialist räumte ein "unangebrachtes" Verhalten ein - mit Verspätung und auf Druck von außen.

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Frankreichs Finanzminister Michel Sapin (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/A. Jocard

Zwei französische Journalistinnen werfen dem 64-Jährigen vor, er habe gegenüber einer Reporterin Anfang 2015 eine anzügliche Bemerkung gemacht und das Gummibündchen ihres Slips " flitschen lassen". Die fragliche Szene spielte sich im Januar 2015 beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos ab.

Nach Darstellung von Stéphanie Marteau und Aziz Zemouri sah Sapin in Davos eine Journalistin, die sich bückte, um einen Kugelschreiber aufzuheben. "Er kann seine Hand nicht zurückhalten und murmelt: 'Ah, aber was zeigen Sie mir denn da?' (...) und lässt das Gummibündchen des Slips der Journalistin mit tief sitzenden Hosen schnalzen", heißt es in einem kürzlich erschienenen Buch der beiden Frauen.

Sapin, ein enger Vertrauter von Staatschef François Hollande, gestand ein, sei Verhalten sei "unangebracht" gewesen und äußerte sein Bedauern, bestritt im Detail aber die zuvor von Journalistinnen verbreitete Version des Vorfalls.

Recht freizügig: Frankreichs politische Elite

Nach dem Erscheinen des Buchs im April hatte Sapin noch versucht den Ball flach zu halten und jede öffentliche Reaktion auf die Anschuldigung vermieden. Nachdem aber am Montag ein Skandal um den Vize-Parlamentspräsidenten Denis Baupin publik wurde, der mehrere Politikerinnen sexuell belästigt oder mit anzüglichen SMS behelligt haben soll, sah sich Sapin dann doch zu "Klarstellungen" genötigt.

"Ich habe einer Journalistin eine Bemerkung über ihre Kleidung gemacht und meine Hand auf ihren Rücken gelegt", erklärte der Finanzminister über die Begegnung 2015. "Es gab in meinem Verhalten keinerlei aggressive oder sexistische Absicht. Aber alleine die Tatsache, dass ich die fragliche Person schockiert habe, zeigt, dass diese Worte und diese Handlung unangebracht waren. Es tat mir leid, und es tut mir immer noch leid." Die Journalistin habe ihn umgehend nach dem Vorfall zur Rede gestellt, erklärte Sapin. "Ich habe natürlich aufrichtig um Entschuldigung gebeten."

In Frankreich gibt es immer wieder Debatten über Sexismus in der Politik und das Verhalten von Politikern gegenüber Kolleginnen und Journalistinnen. Der weit über das Land hinaus bekannteste Fall ist der von Dominique Strauss-Kahn. Der Sozialist war Ende der 1990er Jahre Wirtschafts- und Finanzminister in Paris. 2011 musste er dann wegen eines Sex-Skandals als Chef des Internationalen Währungsfonds zurücktreten.

Dominique Strauss-Kahn (Foto: Reuters)
Gefallener Politstar: Dominique Strauss-KahnBild: Reuters/G. Fuentes

Die Affäre um Sapin erinnert an die um den deutschen FDP-Politiker Rainer Brüderle. Eine "Stern"-Journalistin hatte Anfang 2013 in dem Magazin über anzügliche Bemerkungen Brüderles berichtet. Der Artikel trat eine Debatte über Sexismus los und beschädigte das Ansehen des liberalen Politikers.

qu/uh (afp, dpae, rtre, APE)