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Frauen nähern sich langsam beim Gehalt

14. März 2017

Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland werden langsam kleiner - ein großer Teil des Unterschieds kommt noch immer durch Branchen- und Berufswahl zustande.

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Mann und Frau mit Bauplan
Bild: picture-alliance/chromorange

Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Bruttostundenlohn der Frauen mit 16,26 Euro noch um 21 Prozent niedriger als der von Männern mit 20,71 Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden berichtete. Vor einem Jahr hatte der Unterschied 22 Prozent betragen.

Drei Viertel der Gehaltslücke lassen sich auf strukturelle Gründe zurückführen, wie das Bundesamt erläuterte. So werden in frauentypischen Berufen durchweg geringere Gehälter gezahlt, Frauen arbeiten öfters in Teilzeit und seltener in qualifizierten Führungspositionen. Hier könnten auch Erwerbspausen etwa zur Kindererziehung eine Rolle spielen, was aber statistisch nicht erfasst worden ist.

Den Berechnungen zufolge bleibt eine bereinigte Gehaltslücke von zuletzt sechs Prozent. Das ist die Größenordnung, die Frauen bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit weniger verdienen als Männer. Auch diese Zahl ist rückläufig, wird aber nur alle vier Jahre genauer erhoben, zuletzt im Jahr 2014.

"Viel Ungerechtigkeit"

"Es gibt viel Ungerechtigkeit in der Bezahlung von Männern und Frauen, aber ein großer Teil des Unterschieds kommt durch Branchen- und Berufswahl, Dienstalter und Beschäftigungsumfang", sagt Helmut Uder von der Unternehmensberatung Willis Towers Watson.

Allein 15 Prozent des sogenannten Gender Pay Gaps liegen nach Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft an der Branche. Und das Gefälle lässt sich klar entlang klassischer Männer- und Frauenberufe ablesen. Laut der Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung lag der Stundenlohn in Berufen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, 2014 im Schnitt um acht Euro niedriger als in männlichen dominierten Berufen bei gleicher Ausbildungszeit.

Historische Entwicklung

Die Gründe dafür sieht Corinna Kleinert vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg teilweise in der historischen Entwicklung. Die Bezahlung von Berufen sei lange gewachsen. "Historisch galten Frauen als weniger kompetent und leistungsfähig im Bereich der Erwerbsarbeit als Männer." Ihnen standen daher vor allem haushaltsnahe Berufe offen, und solche "typisch weiblichen" Tätigkeiten wurden in der Folge auch geringer entlohnt. "Daher wird auch von einer bis heute anhaltenden Entwertung von Frauenberufen gesprochen."

Technische Berufe würden dagegen traditionell häufiger von Männern ausgeübt und daher höher entlohnt. "Ein weiteres Merkmal dieser Berufsgruppen ist, dass es ihnen gelang, Zugänge dazu stärker zu begrenzen und sich stärker gewerkschaftlich zu organisieren als in Frauenberufen", sagt Kleiner. Auch dadurch konnten sie höhere Löhne erzielen. "Kindergärtnerinnen haben es nie geschafft, ihren Beruf so stark zu schließen und diese Schließung in Lohnvorteile umzuwandeln wie Ingenieure."

ul/iw (dpa)