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Glaube

Frauen werden ignoriert

6. August 2020

Noch immer ist die katholische Kirche eine patriarchal verfasste Institution, in der geweihte Männer das Sagen haben. In der jüngsten Instruktion des Vatikan werden Frauen nicht einmal erwähnt. Das sorgt für Empörung.

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Pressebild Der Synodale Weg
Bild: Synodalversammlung/Nadine Malzkorn

„Unvorstellbar!

die Medizin ohne Ärztinnen

die Wissenschaft ohne Forscherinnen

die Schulen ohne Lehrerinnen

die Hochschulen ohne Professorinnen

die Presse ohne Journalistinnen

die Regierung ohne Politikerinnen

die Gerichte ohne Juristinnen

die Wirtschaft ohne Unternehmerinnen

die Medien ohne Macherinnen

die Gesellschaft ohne Gestalterinnen

die Zukunft ohne Expertinnen

die Kirche ohne Bischöfinnen, Priesterinnen, Diakoninnen

Doch halt!

Das letzte ist traurige Realität, immer noch.

Die katholische Kirche beharrt auch im 21. Jahrhundert darauf,

Jesus habe in seinem Kreis nur männliche Apostel gehabt,

Gott lehne auf ewig Frauen in den Ämtern ab.

Gott beruft Frauen und Männer, überallhin.

Mutwillig und unbelehrbar werden Frauen-Berufungen von der Männerkirche

gering geschätzt, abgewertet, zurückgewiesen, abgelehnt, zerstört.

Seit 2000 Jahren.

Der Schaden in der Kirche wird größer und größer und größer und …

Wen macht das wütend?

Mich! Und viele andere Frauen, Männer, Kirchenleute.

Wen noch? (…)“

 

Dieser Text stammt aus der Feder von der Diplomtheologin Edith Fecher, die seit über 30 Jahren als Pastoralreferentin und Seelsorgerin in der Diözese Würzburg wirkt. Sie schickte ihn mir, da ich im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern“ beim Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland mitarbeite.

Ich zitiere ihn, weil ich ihn voll und ganz unterschreiben kann. Im Juli veröffentlichte der Vatikan eine Instruktion der Kleruskongregation. Sie trägt den Titel „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“. Im ersten Teil geht es um die Situation vieler Pfarreien und Gemeinden, die Teilhabe aller Getauften, also von Männern und Frauen, an der Verkündigung der frohen Botschaft und dem christlichen Lebenszeugnis. Im zweiten Teil wird festgehalten, dass allein ein geweihter Priester der Pfarrei vorstehen und sie leiten kann. Allen Bemühungen, gleichberechtigte Teams aus Geweihten und Laien zu etablieren und Verantwortung zu delegieren, wird eine Absage erteilt. Maßgeblich bleibt ein klerikales Modell, das den Bischöfen und Priestern alle anderen Glieder des Volkes Gottes unterstellt. Die besondere Vollmacht der Geweihten darf in keiner Weise angetastet werden.

Dieses hierarchische Kirchenmodell ist eine Erfindung der frühen Neuzeit und hat sich erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt. Es basiert im Wesentlichen auf einer klaren Ständeordnung. Kleriker, Ordensleute und Laien werden klar voneinander abgegrenzt. Der Dienst der Laien beschränkt sich auf einer Mitverantwortung in der pastoralen Sorge. Die Fähigkeit zur Leitung wird den Laien abgesprochen. Auch Gremien wie Pfarrgemeinderäte oder Kirchenverwaltung werden daran erinnert, dass sie beratende Funktion haben, die letzte Entscheidung aber allein beim Pfarrer liegt. Dabei ist die Zeitdiagnose, die im ersten Teil vorgenommen wird, durchaus realistisch. Die Antworten, die die Instruktion gibt, bleiben aber im Duktus des Gehorsams und der Unterwerfung unter die kirchliche Hierarchie.

Unvorstellbar, wie sich die älteste Institution der Welt immer noch an patriarchale Leitungsmodelle aus der Zeit des Absolutismus klammert und sich mit aller Gewalt gegen kirchliche Reformen wehrt. Unvorstellbar, aber wahr. Weder scheint etwas von der christlichen, allzeit gültigen frohen Botschaft Jesu durch, noch spielen Frauen eine Rolle. Der römischen Zentrale scheint es letztlich nur um den eigenen Machterhalt zu gehen. Sie beharrt auf einem Modell, das aus der Zeit gefallen ist und sich weder um die Situation der Pfarrer vor Ort noch um die Befindlichkeit der Gläubigen schert. Unvorstellbar, aber wahr. Es wird abzuwarten sein, wie die katholische Kirche in Deutschland angesichts des erst seit kurzem begonnenen Synodalen Weges auf diese Schelte reagiert. Mit Gehorsam und Unterwerfung oder Mut zu konstruktiver Auseinandersetzung im Vertrauen auf den Heiligen Geist, der allen Getauften und Gefirmten zugesprochen ist. Es regt sich Widerstand im Volk Gottes: Bei Frauen und Männern, Bischöfen und Laienverbänden. Es wird höchste Zeit.

 

 

Sr. Dr. Katharina Ganz (50), Dr. theol., Dipl.-Sozialpäd. (FH), 1995 Eintritt im Kloster Oberzell, seit 2013 Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen.