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Frauentag in Berlin gibt sich international

Ceyda Nurtsch
8. März 2019

In Berlin ist der Weltfrauentag erstmals ein Feiertag. Für die "Allianz der internationalistischen Feministinnen" ist damit nicht viel erreicht - sie will weiter die weltweite Unterdrückung von Frauen sichtbar machen.

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Weltfrauentag Berlin
Bild: Haewon Chae

"Wir sollten noch einmal über die Security sprechen, und, haben alle Tee?" Im kurdischen Zentrum in Kreuzberg herrscht ein buntes Treiben. Immer wieder klingelt es an der Tür, der Wasserkocher brodelt, die Frauen der "Allianz der internationalistischen Feministinnen" begrüßen einander herzlich und breiten Plakate und Flyer auf den Tischen aus. Es ist das letzte Treffen vor dem großen Tag.

"United we get what we want." - "Gemeinsam erreichen wir, was wir wollen." Das ist das Motto, unter dem die Allianz am diesjährigen Internationalen Weltfrauentag in Berlin gegen Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen weltweit protestiert. Rund 30 verschiedene internationale Gruppierungen, Vereine und Einzelpersonen haben sich zu diesem Bündnis zusammengeschlossen, darunter der "Frauenrat DestDan" und "Dziewuchy Berlin". Dieses Jahr beginnen ihre Aktionen mit einer Kundgebung vor dem Frauengefängnis in Lichtenberg.

"In Berlin ist der Weltfrauentag mittlerweile ein Feiertag. Das erweckt den Eindruck, dass wir schon viel erreicht haben. Aber das stimmt nicht. Hier in Deutschland stirbt jeden dritten Tag eine weiße Frau durch einen weißen Mann. Nur hier wird das meistens nur knapp unter Familiendrama oder Eifersuchtsgeschichte abgetan", sagt Uli vom International Women's Space (IWS), einem der teilnehmenden Vereine. "Wir gehen also dorthin, wo es am sichtbarsten ist, dass Frauen weltweit immer noch unterdrückt werden, weil sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollen." 

"Flüchtlingsheime sind eine Art Gefängnis"

Auch auf die Situation von geflüchteten Frauen in Flüchtlingsheimen und -lagern hier in Deutschland wollen sie mit dieser symbolischen Aktion aufmerksam machen. Denn auch sie, sagt Uli, seien eine Art Gefängnis. 

Weltfrauentag Berlin
Nach Zahlen des Bundeskriminalamts stirbt in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau durch häusliche Gewalt.Bild: Haewon Chae

Jennifer ist eine der Mitbegründerinnen des IWS und der Allianz. "Die Situation der Frauen in den Heimen und in den sogenannten Ankerzentren, wo Geflüchtete, denen kein Asyl gewährt wird, gehalten werden, bis sie abgeschoben werden, ist einfach nur schrecklich, hygienisch, psychologisch und emotional." Die EU-Länder seien wegen ihrer Waffenverkäufe mitverantwortlich für die Kriege in den Ländern, aus denen dann Menschen flüchteten, sagt die aus Kenia stammende Frau, auch darüber müsse geredet werden.

Seit vier Jahren organisieren die internationalen Frauen mittlerweile ihre eigene Demonstration. Das ist Absicht. "Früher haben wir mit anderen, mehrheitlich weißen feministischen Gruppen zusammen demonstriert", erzählt Jennifer. Aber wir merkten schnell, dass wir als Minderheit grundlegend andere Forderungen haben. Diese gehen unter, wenn wir nicht unseren eigenen Raum haben. Denn wir kämpfen für ganz grundlegende Menschenrechte. Für unser Existenzrecht, einen Wohnort, das Recht, Deutsch zu lernen, gegen die Residenzpflicht (Wohnortauflage für Asylbewerber, d. Red.)."

Internationale Frauensolidarität

Auch die Koreanerin Heawon von der AG "Trostfrauen" im Korea-Verband ist am Freitag mit dabei. Ihre Aktionsgruppe setzt sich für Opfer systematischer sexueller Gewalt durch die japanische Armee im Zweiten Weltkrieg ein. Die Japaner verschleppten damals Frauen aus besetzten Gebieten in Militärbordelle, um den Soldaten fernab der Heimat "Trost" zu spenden. "Rund 200.000 Frauen wurden während des Zweiten Weltkriegs als Sexsklavinnen missbraucht. Bis heute erkennt Japan das nicht als Kriegsverbrechen an", sagt Heawon. "In der Allianz kommen wir beispielsweise mit jesidischen Frauen zusammen, die dem Genozid durch den IS ausgeliefert waren. So können wir uns mit ihnen solidarisieren."

Auch die Spanierin Ana von "Ni Una Menos" (Nicht eine Frau weniger) ist mit dabei. 2015 formierte sich die Graswurzel-Bewegung gegen Gewalt und Morde an Frauen in Argentinien. Mittlerweile gibt es die Gruppe auch in anderen lateinamerikanischen Ländern und in Europa. "Wir stellten fest, dass es in Deutschland kaum ein Bewusstsein für Gewaltverbrechen und Morde an Frauen gibt. Also überlegten wir, wie wir als Migrantinnen dazu beitragen können, dass dieses globale Problem sichtbarer wird." Die feministische Bewegung, sagt sie, sei die derzeit weltweit stärkste internationale Bewegung.

Auch mit dabei ist die Kurdin Seher vom Sozialistischen Frauenbund. "Die Frauen aus türkischen und kurdischen Gebieten kommen häufig über den Aufenthaltsstatus ihrer Ehemänner nach Deutschland. Das schafft gleich von Beginn an ein Abhängigkeitsverhältnis. Es führt leichter zu Unterdrückung und dazu, dass diese Frauen nicht von ihren Rechten Gebrauch machen", sagt sie. "Durch die feudalen Strukturen erhöht sich auch das Gewaltpotential. Viele Frauen kämpfen ohnehin damit, in zwei Kulturen gleichzeitig zu leben, können kein Deutsch oder sind Hausfrauen und haben keine Zeit, um täglich ein paar Stunden zu arbeiten." Diesen Frauen vermittelt ihre Organisation Anwälte und Frauenhäuser. Männer dürfen am 8. März bei der "Internationalistischen Feministischen Allianz" nicht mitdemonstrieren. "Aber", sagen die Sprecherinnen des Verbands, "sie dürfen gerne mit eigenen Aktionen ein Zeichen setzen gegen Gewalt an Frauen".