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Die Pfahlbauer von Unteruhldingen

Bettina Baumann14. August 2016

Wie sah sie aus, die Stein- und Bronzezeit am Bodensee? Mit sechs rekonstruierten Dörfern auf Stelzen erzählt das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen vom Leben am Wasser vor ca. 4000 Jahren.

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Pfahlbauten im Freilichtmuseum Unteruhldingen. Foto: Bettina Baumann / DW
Bild: DW/B. Baumann

Zunächst geht es auf Tauchstation, jedenfalls virtuell: Wer das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen betritt, gelangt erst einmal ins "Archaeorama", eine Art Erlebnisraum mit 360-Grad-Panorama. Stimmen ertönen. Zwei Taucher erscheinen in voller Montur auf einem Riesenbildschirm und laden zu einer Unterwassertour ein. Zusammen mit ihnen "sinkt" man auf den Grund des Bodensees zu den umspülten Resten der aus der Bronzezeit stammenden Pfahlbauten. Modernste Museumspädagogik, die ankommt!

Nach dem Ausflug in die Tiefe geht der Besuch mit dem Freilichtmuseum weiter. Hier öffnet sich der Blick auf das, was über der Wasserlinie gelegen hat: Sechs sorgsam rekonstruierte Dörfer stehen da, deren Häuser auf Pfählen gründen. Nach einer kurzen Einführung durch einen Museumsführer dürfen die Besucher die Häuser auf eigene Faust erkunden.

Auf den Spuren der Pfahlbauer. Film im Pfahlbaumuseum am Bodensee. Foto: Museum
Abtauchen in die Tiefe im "Archaeorama"Bild: Pfahlbaumuseum

Fragen über Fragen

Warum bauten die Steinzeitmenschen ihre Behausungen auf Pfählen? Wie sahen die Menschen überhaupt aus, waren sie groß, klein, dick oder dünn? Wie war die Dorfgemeinschaft organisiert? Antworten auf diese und viele weitere Fragen liefert das "Haus der Fragen" innerhalb des Museums.

Dort lernt man unter anderem, dass die Menschen während des Übergangs von der Stein-, zur Jungsteinzeit (etwa 6000 bis 2000 v. Chr.) an den Seen günstige Lebens- und Klimabedingungen vorfanden. Fisch gab es zuhauf. Fruchtbarer Boden lud zu Ackerbau und Viehzucht ein. Handelswege standen offen. Ihre Häuser bauten die Steinzeitler auf Pfählen, um sich vor Hochwasser zu schützen. Der Pegel des Sees schwankte schon damals, vor allem im Frühjahr, wenn Schmelzwasser aus den Alpen Bäche und Flüsse flutete.

Spannende Aufbereitung

Wissenschaftler kennen am Bodensee rund 100 Pfahlbaustationen aus mehr als drei Jahrtausenden. Beispielhaft sind einige im Freilichtmuseum Unteruhldingen nachgebaut. Museumsführer erläutern das Leben der Pfahlbauer. Man erfährt, wie sie sich die Männer einst rasierten oder welchen Schmuck die Frauen trugen. An den Hauswänden hängen Informationstafeln, die über ihre Handwerkskünste aufklären – die Töpferei, den Bronzeguss.

Deutschland Pfahlbauten Freilichtmuseum Unteruhldingen (Foto: DW/B. Baumann)
Diese Häuser bieten den perfekten Schutz vor HochwasserBild: DW/B. Baumann

Lebensecht wirken Szenen aus dem Alltag der Steinzeitmenschen: In drei Häusern sind manche beispielhaft nachgestellt. So lässt sich beispielsweise die Beisetzung eines Toten verfolgen. Grabbeigaben wie etwa Miniaturwagen aus Holz und Zinn lassen Schlüsse auf den Glauben unserer Vorfahren zu. Tenor: Auch im Jenseits geht das Leben weiter!

Verzahnung von Museumsarbeit und Forschung

"Gräber sagen uns viel über den geistigen Zustand der Menschen", erklärt Museumsleiter Gunter Schöbel. "Freilich gibt es noch viele ungelöste Rätsel." Genau deswegen forscht Schöbel mit Kollegen der archäologischen Denkmalpflege Baden-Württemberg, der Universität Tübingen und anderen Einrichtungen weiter.

Am Ende des Rundgangs ist noch einmal Mitmachen angesagt. Im Sand nach Scherben und Knochen buddeln oder Körner im Brotback-Workshop mahlen - all das geht in der Steinzeitwerkstatt unter freiem Himmel. Nicht erst dann rückt die versunkene Welt der Stein- und Bronzezeit ganz nah in unsere Neuzeit.

Vogelblick auf das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen. Foto: Museum
Aus der Vogelperspektive - das Pfahlbaumuseum am BodenseeBild: Pfahlbaumuseum