1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Freilichtmuseum zeigt Schwarzwald von früher

Courtney Tenz/ad5. August 2016

Der Schwarzwald ist bekannt für die gleichnamige Kirschtorte und Kuckucksuhren. Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof zeigt, wie die Menschen dort früher gelebt haben. Ein kulturelles Forum für den gesamten Schwarzwald.

https://p.dw.com/p/1JaNl
Schwarzwald Vogtsbauernhof bei Gutach. Foto: picture-alliance/dpa/P. Seeger
Bild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Am südwestlichen Ende von Deutschland gelegen birgt die große Fläche des Schwarzwalds eine reiche und vielseitige kulturelle Tradition - immerhin misst das größte zusammenhängende deutsche Mittelgebirge von Nord nach Süd rund 150 Kilometer. Von Ost nach West sind es im Süden etwa 50 Kilometer, im Norden cirka 30. Einige der Dinge, die im Ausland als typisch deutsch empfunden werden, stammen aus dem Schwarzwald – wie etwa der Bollenhut, Kuckucksuhren und die berühmte Schwarzwälder Kirschtorte. Wobei erwähnt werden muss, dass die erste Schwarzwälder Kirschtorte 1915 in der ehemaligen Stadt Bad Godesberg kreiert wurde, heute ein Stadtteil von Bonn.

#DailyDrone: Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Im Süden und Westen an den Grenzen zur Schweiz und zu Frankreich gelegen, hat sich im Schwarzwald eine kulturelle Identität herausgebildet. Sie wurde von den Sitten und Gebräuchen dieser Nachbarländer ebenso beeinflusst wie von den Lebensbedingungen der Region. Die größeren Städte bieten ein recht homogenes Erscheinungsbild.

Vielseitiges Bauen

Die Stadt Baden-Baden im nordwestlichen Schwarzwald ist bekannt für ihre Häuser im französischen Stil des 19. Jahrhunderts, mit kunstvoll geschnitzten Balkonen in Pastelltönen. Im Seengebiet südlich von Freiburg dürfen neue Gebäude nur bis zu einer bestimmten Höhe errichtet werden. Sie müssen zudem mit einem Holzrahmenwerk versehen werden. Das Erscheinungsbild dieser Häuser im Fachwerklook und Holzbalkonen mit roten Hängegeranien wird überall auf der Welt mit Deutschland assoziiert.

Schwarzwald - Landschaft mit Bauernhof. Foto: Erich Spiegelhalter / STG
Schwarzwaldhof im aufreißenden NebelBild: Erich Spiegelhalte/STG

Außerhalb der Städte gestaltete sich die Architektur jedoch wesentlich bescheidener. Das Leben auch, denn aufgrund des extremen Geländeprofils und der dichten Bewaldung, die dem Schwarzwald seinen Namen gab, waren zahlreiche Dörfer schlecht und teilweise gar nicht an den Rest der Welt angebunden. Die Bewohner waren autark, mussten sich eigenständig mit dem Lebensnotwendigen versorgen.

Hier wird das Dorfleben lebendig

Im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach versucht man nicht nur dem Leben und dem Alltag vor dem 20. Jahrhundert gerecht zu werden, sondern auch den Unterschieden zwischen einzelnen Ortschaften. Nachdem sich das Museum zunächst landwirtschaftlichen Themen, insbesondere dem ländlichen Lebensstil in den abgelegenen Dörfern, widmete, werden dort seit 1963 historische Gebäude aus verschiedenen Schwarzwalrdegionen wieder aufgebaut. Der Vogtsbauernhof ist nach eigenen Angaben das älteste Freilichtmuseum Baden-Württembergs.

Beim Rundgang durch diese Gebäude können die Besucher den bescheidenen Lebensstil im 17. Jahrhundert nachempfinden. Hier wurde mit Holzöfen in der Küche gekocht, die gleichzeitig während der Eiseskälte im Winter das Haus heizten. Effizienter sind später die Kachelöfen.


Wohnstube im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. Foto: Hans-Jörg Haas
Von außen erscheint das strohgedeckte Haus sehr groß, die steilen Treppen und niedrigen Decken im Inneren lassen jedoch erahnen, wie eng die oft vielköpfige Familie hier zusammengehockt haben mussBild: Hans-Jörg Haas

Jedes Haus hat seine Besonderheiten. Die Funktionen des Gebäudes innerhalb des Dorfes, aus dem es entnommen wurde, werden in knappen Sätzen erklärt, wie auch die Lebensweise in den Schwarzwalddörfern vom 16. bis 19. Jahrhundert. Die Besucher studieren Erklärungen über alte Kochmethoden oder Webetechniken und erfahren etwas über das harte Leben und Arbeiten in den abgeschiedenen Wäldern.

Errungenschaften der vorindustriellen Zeit

Zwischen den größeren Bauernhäusern befinden sich einzelne Schuppen und Gebäude, in denen spezielle Tätigkeiten und handwerkliche Techniken der vorindustriellen Epoche präsentiert werden. Da gibt es ein Sägewerk, das mächtige Baumstämme in Balken, Bohlen und Bretter zerlegt, eine Wassermühle, mit deren Hilfe Getreide zu Mehl gemahlen wird. Wer zur richtigen Uhrzeit erscheint, kann diese alte Technik in voller Aktion bewundern.

Die Besucher, die einem gut ausgezeichneten Weg durch das Museum folgen, bestaunen Bauerngärten mit zahlreichen Nutzpflanzen, die in dieser Region heimisch sind. Und sie lauschen den in traditioneller Tracht gekleideten Museumsführern, die Besonderheiten in der hiesigen Nutztierhaltung erklären. Zur Sprache kommen auch jahrhundertealte Rivalitäten zwischen einzelnen Dörfern oder die genaue Bedeutung der Trachten.

Keine Saison ohne Spezielles

Schwarzwaldbauernhof im Winter. Foto: Patrick Seeger/dpa
Im Winter war das Leben im Schwarzwald besonders hartBild: picture-alliance/dpa

Während das Programm sich täglich ändert, gibt es auch regelmäßige saisonale Veranstaltungen von Ostern bis Oktober – sowie an einem Wochenende im Advent, sowie Weihnachten. Auch historische Schlachten zwischen einzelnen Dörfern werden nachgestellt.

Viele Besucher des Museums sehnen sich nach all den Eindrücken im Vogtsbauernhof zwar nach der guten alten Zeit. Aber dennoch möchten sie vermutlich nicht auf die heutige Technologie verzichten, denn schließlich erreichen sie das Museum bequem mit dem Auto oder per Zug – nach einer atemberaubenden Fahrt durch den Schwarzwald.