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Freitag: Infantino "nicht als Reformator aufgefallen"

Peter Hille26. Februar 2016

Ein neuer Präsident, ja, aber die alten Seilschaften in der FIFA bleiben bestehen. Das sagt die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, im DW-Interview.

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Dagmar Freitag, Foto: Büro Dagmar Freitag
Bild: Büro Dagmar Freitag

DW: Frau Freitag, die FIFA hat mit Gianni Infantino einen neuen Präsidenten. Ist das auch der richtige Mann für einen Neuanfang?

Dagmar Freitag: Er ist jetzt gewählt. Man hat natürlich im Vorfeld sowohl bei ihm, als auch beim Kandidaten Scheich Salman große Fragezeichen machen müssen aufgrund ihrer Vergangenheit. Sie waren beide im internationalen Fußball eng verwoben. Von daher muss man jetzt schauen, was Herr Infantino aus seiner neuen Rolle machen wird.

Was erwarten Sie von ihm?

In der UEFA ist er bislang nicht unbedingt als der große Reformator aufgefallen. Da war er immerhin Generalsekretär und damit auch die rechte Hand von Platini. Das ist erstmal keine Visitenkarte, die die Erwartung schürt: ab jetzt steht die FIFA vor einem Neuanfang. Auf der anderen Seite hat er jetzt einen Kodex vor sich, den die FIFA heute verabschiedet hat, das so genannte Reformpaket. Das wird er nicht ignorieren können. Da wird man sehen, wie man sich an die Umsetzung macht. Er ist jetzt verantwortlich, dass das, was mit großer Mehrheit beschlossen wurde, tatsächlich umgesetzt wird. Anders wird es nicht gelingen, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.

Es geht dabei unter anderem um eine Beschränkung der Macht des Präsidenten. Bewegt sich die FIFA mit diesem Reformpaket in Richtung einer transparenten und demokratisch organisierten Vereinigung?

Auf dem Papier schon. Wenn das tatsächlich umgesetzt wird und nicht nur ein Blatt Papier bleibt, dann wäre das schon relativ fortschrittlich, wenn man sich den internationalen Sport insgesamt anschaut. Da stehen doch deutliche Dinge: die Transparenz bei Gehältern, Amtszeitbeschränkung und ähnliches. Aber die Frage ist eben, wird es Infantino gelingen, mit dem Personal, das ihn umgibt, tatsächlich diese Reformen auch durchzusetzen? Denn es ist ja nur ein neuer Präsident und alle anderen Seilschaften bleiben natürlich bestehen.

Brauchen wir also einen komplett neuen Weltverband, am besten unter anderem Namen als bisher?

Das wäre der Idealfall. Aber das wird es natürlich nicht geben. Entscheidend wird sein, dass man bei der FIFA versteht, dass man absolut am Scheideweg steht. Und wenn Infantino das verstanden hat und Mitstreiter sucht, dann mag Hoffnung bestehen. Aber ich glaube, wir werden uns das alle erst einmal in Ruhe anschauen müssen.

Gianni Infantino mit zwei erhobenen Fingern am Rednerpult in Zürich stehend, Foto: Getty Images
Der Neue: FIFA-Präsident Gianni InfantinoBild: Getty Images/M. Hangst

Wäre ein Außenseiter für die FIFA nicht die bessere Wahl gewesen, jemand, der nicht aus den alten Seilschaften stammt?

Das hört sich natürlich erst einmal sehr vernünftig an, aber wer die Strukturen im internationalen Sport kennt, der weiß, dass man ohne jahrelange Netzwerkbildung da überhaupt keine Chance hat. Und somit erklärt es sich von selbst, dass nie jemand von außen eine Chance haben wird. Sie müssen über Jahre Beziehungen, Netzwerke, Geflechte aufgebaut haben, um in so eine Position zu kommen.

Dagmar Freitag (SPD) ist seit 2009 Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag.