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Freude über den Friedensnobelpreis

Nina Werkhäuser 12. Oktober 2012

In Deutschland ist die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union begeistert aufgenommen worden. Das sei eine große Ehre und Ermutigung, hieß es in ersten Reaktionen.

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Fahnen der EU-Mitgliedsländer, Foto: Getty Images
Bild: Getty Images/AFP

Die "wunderbare Entscheidung" des Nobelpreis-Komitees sei Ansporn und Verpflichtung zugleich, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sechs Jahrzehnte Frieden in Europa seien für die EU-Bürger eine lange Zeit, in der Geschichte aber nur ein Wimpernschlag. "Wir dürfen niemals vergessen, dass wir für diesen Frieden, für Demokratie und für Freiheit immer wieder aufs Neue arbeiten müssen", sagte Merkel. Der Euro sei weit mehr als eine gemeinsame Währung, denn die Europäische Union sei zuallererst eine Friedens- und Wertegemeinschaft.

"Eine große Ermutigung" nannte Bundespräsident Joachim Gauck den Nobelpreis. Er sei ein "bedeutendes Signal dafür, dass ein vereintes Europa in besonderem Maße dem Frieden in der Welt dienen kann." Diese großartige Entscheidung mache ihn stolz und glücklich, erklärte Bundesaußenminister Guido Westerwelle während seines Besuchs in China. "Die europäische Integration ist das erfolgreichste Friedensprojekt der Geschichte." Aus den Trümmern von zwei schrecklichen Weltkriegen seien Frieden und Freiheit gewachsen, so der Außenminister. Das europäische Modell der Kooperation könne beispielgebend sein.

Deutsche Europa-Abgeordnete begeistert

Überwältigt und zutiefst berührt zeigte sich der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz. "Die EU ist ein einzigartiges Projekt, das Krieg durch Frieden ersetzt hat, Hass durch Solidarität", sagte der deutsche Sozialdemokrat. In der EU gehe es um Versöhnung, daher könne sie als Inspiration dienen.

Deutsche freuen sich über EU-Friedensnobelpreis

Glücklich über die Ehrung ist auch einer der erfahrensten deutschen EU-Politiker, der Christdemokrat Hans-Gert Pöttering. Er gehört dem Europäischen Parlament seit 1979 an. Die Auszeichnung gehe an alle Bürgerinnen und Bürger der EU. Sie stärke "das Selbstbewusstsein, dass wir Europäer zusammengehören und zusammenbleiben". Dabei sei es von besonderer Bedeutung, dass der Preis aus Norwegen komme, einem Land, das nicht der EU angehört.

Mahnung und Kritik

Die Parteispitze der Grünen verbindet ihre Freude über die Ehrung mit dem Appell, die EU möge sich in Zukunft aktiver als bisher für den Frieden in der Welt einsetzen, etwa im Nahen und Mittleren Osten. "Die EU bleibt hier leider weit hinter ihren Möglichkeiten zurück", erklärten die Parteivorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir.

Scharfe Kritik an der Entscheidung des Nobelpreiskomitees kommt von der Partei Die Linke: Die EU sei gerade dabei, militärisch aufzurüsten, kritisierte der Chef der Linke-Bundestagsfraktion, Gregor Gysi. "Es hat schon etwas Absurdes, wenn eine der größten Waffenschmieden der Welt den Friedensnobelpreis bekommt", sagte Parteichefin Katja Kipping der Tageszeitung "Neues Deutschland" (Samstagsausgabe).

"Absage an Nationalismus"

Für den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist der Friedensnobelpreis dagegen "eine deutliche Absage an Nationalismus und Kleinstaaterei". Die Auszeichnung sei "eine große Ermutigung" für die Europäer. "Für das Zusammenwachsen Europas kommt sie zum richtigen Zeitpunkt und stärkt die Kräfte, die sich für eine weitere Integration der Europäischen Union einsetzen."

Altkanzler Helmut Kohl (CDU) erklärte, die Ehrung sei Ermutigung, Europa trotz noch zu überwindender Probleme auszubauen. Sein Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) lobte die Preis-Entscheidung: "Damit wird die friedensstiftende Rolle der europäischen Einigung gewürdigt, friedensstiftend für den europäischen Kontinent und beispielgebend für andere Regionen der Welt."

Das Nobelpreis-Komitee in Oslo begründete die einstimmige Entscheidung damit, dass die Europäische Union seit Jahrzehnten zu Frieden und Demokratie in Europa beitrage. Als ein Beispiel dafür nannte das Komitee die Aussöhnung zwischen den früheren Kriegsgegnern Deutschland und Frankreich.