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Für den Frieden

30. März 2010

Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Das wissen auch die Menschen in Liberia. 14 Jahre lang tobte dort ein Bürgerkrieg. Nun setzen sich viele für ein normales, friedliches Leben ein - jeder auf seine Art.

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Plakat gegen sexuellen Missbrauch (Rechte: UNMIL)
Gegen sexuellen Missbrauch: Liberia kämpft für den FriedenBild: UNMIL

Am Stadtrand von Liberias Hauptstadt Monrovia steht Michael und verkauft kleine Kreuze für einen Dollar das Stück. Er hat sie selbst produziert - aus leeren Patronenhülsen. "Ich habe aus einem Symbol der Zerstörung ein Symbol des Friedens gemacht", sagt er. So leistet Michael seinen eigenen kleinen Beitrag zum Frieden in seinem Heimatland.

Der Blick nach vorne

Stacheldraht auf einer Mauer (Foto: Beatrix Beuthner)
14 Jahre lang kämpften Liberianer gegen LiberianerBild: DW

14 Jahre lang kämpften Liberianer gegen Liberianer. Die Bilanz dieses Bürgerkrieges: Nach Schätzungen des Hilfswerks Misereor sind mindestens 200.000 Menschen gestorben, 20.000 Kinder wurden an die Waffen gezwungen, drei Viertel der Frauen wurden vergewaltigt. Seit 2003 herrscht Frieden in Liberia. Und viele Menschen setzen sich dafür ein, dass das so bleibt.

Nicht weit von der Straße, an der Michael seine Kreuze verkauft, engagiert sich Alfred Sirleaf auf seine Weise für den Frieden. Der Journalist veröffentlicht auf einer großen Tafel an einer Hauptstraße von Monrovia jeden Tag die aktuellen Nachrichten. "Mit meiner Arbeit helfe ich, Liberia wieder aufzubauen", sagt er. Vor der Tafel steht eine kleine interessierte Menschentraube. Sie ist der Grund dafür, dass Sirleaf weiterarbeitet - obwohl an allen Ecken das Geld fehlt.

Alfred Sirleaf im Gespräch (Foto: Beatrix Beuthner)
Der Journalist Alfred Sirleaf setzt sich für den Frieden einBild: DW

Sirleaf ist sich sicher, dass Informationen der Schlüssel zu Frieden und Weiterentwicklung sind: Wenn jeder Liberianer Zugang zu Informationen habe, könne Liberia sich vorwärts bewegen. "Liberia braucht Wissen und wir geben den Menschen das Wissen und sagen ihnen dabei gleichzeitig, dass Frieden wichtig ist." Um sicherzustellen, dass niemand von diesem Prozess ausgegrenzt wird, veröffentlicht Sirleaf die Nachrichten nicht nur in geschrieben Worten. Für die Analphabeten hat er sich etwas Besonderes ausgedacht: "Wenn es beispielsweise in der Nachricht um die UN geht, hänge ich einen blauen Helm an die Tafel", erklärt er. Bilder und Fotos erklären auch Menschen, die nicht lesen können, worum es geht. "Wir bereiten die Informationen so auf, dass sie bei den Menschen ankommen." Niemand solle mehr ausgegrenzt werden.

Alle müssen sich engagieren

In der Ausgrenzung bestimmter Gruppen sieht Alfred Sirleaf den Grund für den Bürgerkrieg. Dessen Wurzeln liegen über 100 Jahre zurück: 1822 wurden ehemalige afrikanische Sklaven und deren Nachkommen aus Amerika in Liberia angesiedelt. Da die sogenannten Americo-Liberianer sich für gebildeter und zivilisierter hielten als die einheimischen Liberianer, übernahmen sie die Regierung des Staates. Erst durch einen Putsch änderte sich diese Situation - doch er stürzte das Land in einen Krieg.

Heute herrscht in Monrovia reger Betrieb. Praktisch über Nacht werden Straßen gebaut, Männer und Frauen verkaufen Obst und Gemüse, und überall sind UN-Fahrzeuge unterwegs. Die rund 14.000 Soldaten der UN-Truppe UNMIL (United Nations Mission in Liberia) gehören zum Stadtbild dazu. "Wir haben Frieden in Liberia, aber es ist ein zerbrechlicher Frieden", sagt Una Thompson. Mit ihrem Netzwerk WOLPNET (Women of Liberia Peace Network) setzt sie sich für die Rechte der Frauen ein - und für den Frieden.

Frauen für den Frieden

Una Thompson steht vor ihrem Kindergarten (Foto: Beatrix Beuthner)
Una Thompson kämpft für die Rechte der FrauenBild: DW

Die Frauen in Liberia haben während des Bürgerkrieges gelitten: Nach Schätzungen wurden drei Viertel der Frauen vergewaltigt. Sexuelle Gewalt sei im Krieg als Waffe eingesetzt worden, heißt es im Bericht der liberianischen Wahrheits- und Versöhnungskommission. Una Thompson setzt sich dafür ein, dass damit nun Schluss ist. "Nur wenn die Rechte der Frauen respektiert werden, kann es Frieden geben", sagt sie. Sie ist nicht alleine in ihrem Kampf: In der ganzen Stadt hängen Plakate, die Vergewaltigungen verurteilen: "Stop Rape - it could be your mother" - "Stopp Vergewaltigungen - es könnte deine Mutter sein".

Während des Friedensprozesses 2003 haben die Frauen eindrucksvoll bewiesen, dass sie sich für den Frieden einsetzen können: Sie waren es, die die Rebellen und die damalige Regierung an einen Tisch gebracht haben. Und sie haben mit Sit-ins dafür gesorgt, dass diese Verhandlungen zu Ende geführt wurden und erfolgreich waren. Una Thompson ist zuversichtlich, dass die Frauen in einem friedlichen Liberia ihren Platz finden werden. "Mein Traum ist es, dass die Frauen in Liberia in zehn Jahren wirtschaftlich selbstständig sind, dass sie politisch aktiv sind und dass ein friedliches Leben möglich ist."

Drei Menschen, die drei Wege gehen, aber ein Ziel haben: dauerhafter Frieden in Liberia.

Peter Ballah im Porträt (Foto: Beatrix Beuthner)
Schauspieler Peter BallahBild: DW

Auch der liberianische Schauspieler Peter Ballah setzt sich für Frieden in seinem Land ein: Mit Theaterstücken und kleinen Aufführungen vermittelt er den Menschen, dass Krieg keine Lösung ist. Schon während des Krieges war er mit seiner Truppe im Land unterwegs - und daran hat sich bis heute nichts geändert. Hören Sie mehr im angehängten Audio.


Autorin: Julia Kuckelkorn
Redaktion: Nina Haase