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Wieder viel mehr Flüchtlinge mit Ziel Europa

14. Juni 2020

Im April stellte die EU-Grenzschutzagentur wegen Corona einen starken Rückgang der Flüchtlingszahlen fest. Das ist vorbei. Die Hoffnung auf ein besseres Leben scheint stärker als die Angst vor Pandemie-Beschränkungen.

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Flüchtlinge in einem zum Rettungsschiff Ocean Viking gehörenden Schlauchboot vor der Küste Libyens (Foto: Reuters/MSF/Hannah Wallace Bowman)
Flüchtlinge in einem zum Rettungsschiff Ocean Viking gehörenden Schlauchboot vor der Küste Libyens (Archivbild)Bild: Reuters/MSF/Hannah Wallace Bowman

Nach einem deutlichen Corona-bedingten Rückgang im April ist die Zahl der Flüchtlinge Richtung Europäische Union wieder stark angestiegen. Im Mai gab es auf den Hauptmigrationsrouten in Europa fast 4300 unerlaubte Grenzübertritte, fast dreimal so viel wie im Vormonat, wie die Funke Mediengruppe unter Berufung auf die EU-Grenzschutzagentur Frontex berichtete. Insgesamt registrierte diese von Januar bis Mai 31.600 illegale Grenzübertritte - sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Vier Hauptmigrationsrouten

Die Route über das östliche Mittelmeer - also über die Türkei und Griechenland - war erneut die "aktivste Migrationsroute nach Europa". Hier stellte Frontex im Mai 1250 irreguläre Grenzübertritte fest, achtmal so viele wie im April. Von Januar bis Mai wurden 12.700 Fälle verzeichnet, 28 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die meisten Flüchtlinge kamen aus Afghanistan.

Flüchtlinge am türkisch-syrischen Grenzübergang Cilvegözü (Foto: DW/S. Görer)
Flüchtlinge am türkisch-syrischen Grenzübergang Cilvegözü Bild: DW/S. Görer

Auf der Strecke über das zentrale Mittelmeer - also von Libyen und Tunesien nach Italien und Malta - gab es rund 1000 unerlaubte Grenzübertritte, ein Anstieg von 40 Prozent gegenüber April, wie es weiter hieß. Von Januar bis Mai erfasste Frontex 5500 Fälle, fast dreimal so viele wie in der gleichen Periode 2019. Die Migranten stammten vor allem aus Bangladesch, dem Sudan und der Elfenbeinküste.

Über das westliche Mittelmeer - also von Marokko nach Spanien - kamen im Mai dem Bericht zufolge mehr als 650 Flüchtlinge. Das waren fast viermal so viele wie im April. In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden 3700 Migranten registriert, weniger als die Hälfte als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Fast jeder zweite Flüchtling war Algerier.

Flüchtlinge vor der Essensausgabe in einem Aufnahmezentrum in Serbien (Foto: picture-alliance/dpa/B. Babic)
Flüchtlinge vor der Essensausgabe in einem Aufnahmezentrum in SerbienBild: picture-alliance/dpa/B. Babic

Auf der Westbalkanroute wurden im Mai mehr als 900 illegale Grenzübertritte verzeichnet, zehnmal mehr als im April. Von Januar bis Mai gab es mehr als 6900 Fälle, ein Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Finanzielle Hilfe des Bundes für zurückkehrende Syrer  

Das Bundesinnenministerium teilte unterdessen mit, dass über tausend Menschen seit 2017 mit finanzieller Unterstützung des Bundes freiwillig nach Syrien zurückgekehrt seien. Es sei aber davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl freiwilliger Ausreisen nach Syrien höher ausfalle, weil nicht alle Bundesländer Anträge auf Refinanzierung der Reisen durch den Bund gestellt hätten. Für diese Finanzierung ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zuständig.

Deutsche Finanzhilfen werden die schwere Zukunft der Syrien-Rückkehrer nur unwesentlich erleichtern können (Foto: picture-alliance/AP Photo/G. Alsayed)
Deutsche Finanzhilfen werden die schwere Zukunft der Syrien-Rückkehrer sicher nur unwesentlich erleichtern könnenBild: picture-alliance/AP Photo/G. Alsayed

Wegen der "anhaltend schwierigen Sicherheitslage" werde die freiwillige Rückkehr nach Syrien derzeit allerdings nicht gefördert, heißt es ergänzend auf einer Informationsseite der Bundesregierung. In Syrien herrscht seit 2011 ein blutiger Bürgerkrieg, bereits seit 2012 schiebt Deutschland keine Menschen mehr in das Nahostland ab.

Seit mehr als vierzig Jahren fördern Bund und Länder die freiwillige Rückkehr von Flüchtlingen in ihr Heimatland finanziell. Dabei gibt es neben Reisekosten und -beihilfen auch mehrere Programme, die Menschen organisatorisch nach der Rückkehr in ihr Herkunftsland unterstützen sollen.

sti/as (afp, dpa, epd, kna)