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Fußball brutal

23. Dezember 2011

Fußball-Deutschland ist empört über ein hinterhältiges Foul des Schalker Spielers Jermaine Jones. Auch in den Niederlanden sorgte ein Fußballer für Bilder, die eigentlich niemand sehen will.

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Jermaine Jones im Pokalspiel in Mönchengladbach. Foto: dpa
Jermaine JonesBild: picture alliance/Sven Simon

Die 6. Minute des Pokalspiels zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Schalke 04: Eine Spielertraube steht um den Ball, darin auch der Gladbacher Star Marco Reus. Der Schalker Mittelfeldspieler Jermaine Jones läuft um die Gruppe herum und tritt Reus gezielt auf den lädierten linken Fuß. Der 22 Jahre alte Shooting Star der Bundesliga hatte sich Ende November einen Zeh gebrochen und konnte nur mit einem Spezialschuh spielen.

Schiedsrichter Wolfgang Stark sah die grobe Unsportlichkeit von Jermaine Jones nicht, doch die Fernsehkameras dokumentierten sie. "Ich weiß nicht, warum er so etwas macht", sagte Reus nach dem Abpfiff. Der Gladbacher revanchierte sich auf sportliche Art: mit zwei Treffern zum 3:1-Erfolg seines Teams.

Anzeigen wegen Körperverletzung

Schiedsrichter zeigt Jones die Gelb-Rote Karte. Foto: dpa
Gelb-Rot für Jones, aber nicht für das Foul an ReusBild: picture-alliance/dpa

Für Jones wird der absichtliche Tritt auf Reus' Fuß sicher nicht folgenlos bleiben. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ermittelt gegen Jones wegen "krass sportwidrigen Verhaltens" und hat den US-Nationalspieler aufgefordert, sich zu den Vorwürfen zu äußern.

Der 30-Jährige, der in den Urlaub nach Los Angeles geflogen ist, schweigt bisher. Ihm droht eine Sperre von bis zu sechs Monaten, die nicht nur für den DFB-Pokal, sondern auch die Bundesliga gelten könnte, im nicht wahrscheinlichen Extremfall sogar der Entzug seiner Spiellizenz. Bei der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach gingen mehrere Anzeigen gegen Jones wegen Körperverletzung ein. Auch der FC Schalke 04 behält sich vor, seinen Spieler zu bestrafen. "Da machen wir uns in Ruhe Gedanken", sagte Schalkes Manager Horst Heldt.

Bekennendes Raubein

Jones fällt nicht zum ersten Mal durch eine Unsportlichkeit auf. So wurde er in der Saison 2005/2006 für drei Spiele gesperrt, weil er - ebenfalls unbemerkt vom Schiedsrichter - einem am Boden liegenden Gegenspieler auf den Arm getreten hatte.

Jones wuchs als Sohn eines US-Soldaten und einer deutschen Krankenschwester in einem Frankfurter Stadtteil auf, der als sozialer Brennpunkt gilt. "Ich bin nicht im Reihenhaus, sondern im Hochhaus groß geworden", sagte Jones in einem Interview. Er selbst verglich sich einmal mit dem als Raubein bekannten Ex-Bayern-Profi Mark van Bommel: "Solche Spieler brauchst du."

Noch zweimal zugetreten

Alkmaars Torwart Esteban tritt den auf dem Boden liegenden Hooligan. Foto: dpa
Esteban außer Rand und BandBild: picture alliance/Sven Simon

Völlig ausgerastet ist in den Niederlanden der Torwart des Erstligisten AZ Alkmaar. Als Esteban Alvarado Brown im Spiel bei Ajax Amsterdam von einem Hooligan angegriffen wurde, setzte er sich in Kung-Fu-Manier zur Wehr und trat anschließend noch zweimal mit voller Wucht auf den am Boden liegenden 19-Jährigen ein.

Der Schiedsrichter zeigte dem Nationaltorwart Costa Ricas die Rote Karte. Seine Mannschaftskollegen weigerten sich weiterzuspielen, die Partie wurde abgebrochen. Anschließend gab es vor dem Stadion schwere Ausschreitungen. Die Polizei nahm 26 Randalierer fest. "Was für ein Wahnsinn", sagte Amsterdams Sportdirektor Danny Blind. "Das ist ein Drama und ein historischer Tiefpunkt für Ajax."

Der niederländische Fußballverband annullierte inzwischen die Rote Karte für Esteban. Die Entscheidung des Schiedsrichters sei zwar korrekt gewesen, doch glaube der Verband nicht, dass die Reaktion des Torwarts "eine disziplinarische Konsequenz haben sollte". Der Hooligan, der Esteban angegriffen hatte, sitzt in Untersuchungshaft.

Autor: Stefan Nestler

Redaktion: Dirk Eckert