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Fußball-Fieber oder Liga-Langeweile?

Calle Kops9. August 2013

Die Bundesliga startet in ihre 51. Saison. Teams, Trainer und Fans fiebern den Spielen entgegen. Die Karten sind neu gemischt, alle 18 Mannschaften hoffen, sich verstärkt zu haben. Oder droht gerade deshalb Langeweile?

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FC-Bayern-Mannschaftsfoto zur Meisterschaft (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Mit einer stimmungsvollen Party hat die deutsche Fußball-Prominenz gerade den 50. Geburtstag der Bundesliga gefeiert. Dabei priesen Ligapräsident Reinhard Rauball und DFB-Chef Wolfgang Niersbach in Berlin die Eliteklasse. "Die Bundesliga ist der beste Entertainer in Deutschland", sagte gar Ex-Nationalspieler Paul Breitner. Doch wird uns die Liga in der anstehenden Spielzeit wirklich so unterhalten?

Zweikampf um den Titel

Zumindest ist alles angerichtet für eine stimmungsvolle und spannende 51. Saison. Die 18 teilnehmenden Teams haben kräftig Spieler eingekauft. Doch hat sich nicht eine Mannschaft so verstärkt, dass der Kampf um die Meisterkrone nur langweilig werden kann? Ausgerechnet der schon in der vergangenen Spielzeit alles dominierende FC Bayern scheint nunmehr gänzlich uneinholbar zu sein. Neu hinzu gekommen zu dem schon vorhandenen Starensemble aus Lahm, Schweinsteiger, Ribéry und Robben sind Namen wie Alcántara und Götze. Und der Ex-Dortmunder meinte schon, er sei überzeugt davon, dass er sich in München weiterentwickeln werde. Nicht zu vergessen ist da ja noch der spanische Startrainer Pep Guardiola, der aus der ansehnlichen Ansammlung von Spitzenkräften ein erfolgreiches Team formen soll.

Trainer Jürgen Klopp (l.) und Robert Lewandowski auf dem Platz (Foto: dpa)
Problemlösung: BVB-Trainer Klopp (l.) und Stürmer Lewandowski müssen noch miteinander auskommenBild: picture-alliance/dpa

Eine schwere, möglicherweise zu schwere Aufgabe für den Nachfolger von Triple-Gewinner Jupp Heynckes. Guardiola wird Zeit brauchen, um seine Ideen zu vermitteln. Auch ist die Frage, ob es ihm gelingen wird, die vielen starken Reservisten ein zweites Jahr ruhig zu halten. Und genau da liegt die große Chance, dass die Liga eben nicht in Bayern-Dominanz und damit Langeweile versinkt. Konkurrent Borussia Dortmund verfügt über ein in weiten Teilen eingespieltes Team. Trainer Jürgen Klopp kennt seine Baustellen in der Defensive und wird es verstehen, seinen abwanderungswilligen Stürmer Lewandowski nicht zum Unruheherd werden zu lassen. Die neuen Stars Mkhitaryan und Aubameyang bescheren Klopp eine Offensive mit enormen Möglichkeiten. Bayern und Dortmund werden wohl den Titel unter sich ausmachen, ein Münchener Alleingang ist eher unwahrscheinlich.

Zweikampf um Platz drei

Die Favoriten um den so begehrten dritten Champions-League-Platz sind die selben wie in der vergangenen Spielzeit. Bayer Leverkusen und Schalke 04 sind die heißesten Kandidaten für den ersten Platz hinter dem Liga-Top-Duo aus München und Dortmund. Bayer 04 verfügt über eine starke und vor allem eingespielte Achse. Das Werksteam mit seinen guten Einzelspielern hat sich sinnvoll verstärkt. Torschützenkönig Kießling bekommt mit dem Ex-Hamburger Son im Sturm einen starken Partner.

Auch Schalke scheint mit seinen Zukäufen gut aufgestellt zu sein. Mit Szalai, Clemens, Santana und Hoogland holten die Königsblauen bewährte Kräfte und verfügen damit auf fast allen Positionen über gleichwertige Alternativen. Wenn es nicht direkt in die Champions League geht, sollte es mindestens Qualifikationsrang vier werden.

Das breite Mittelfeld

Hendrick Zuck und Mike Hanke (r.) vom SC Freiburg jubeln (Foto: Jens Büttner/dpa)
Erster Jubel bei Freiburg: Hanke (r.) und ZuckBild: picture-alliance/dpa

Dahinter rangelt sich das breite Mittelfeld, aus dem es bestimmt wieder den einen oder anderen Ausreißer nach oben geben wird, der zeitweise an Platz vier schnuppern kann. Der SC Freiburg und Eintracht Frankfurt, die beiden Überraschungsteams der vergangenen Saison, werden in diesem Jahr ihren Höhenflug wohl nicht fortsetzen können. In Freiburg bleibt zwar die Abwehr zusammen, und mit Hanke und Coquelin kommen zwei international erfahrene Spieler. Doch ob das reicht, die Abgänge von fünf wichtigen Spielern zu kompensieren, ist eher fraglich. Wie bei den Freiburgern kommt auch in Frankfurt hinzu, dass die Dreifachbelastung aus Europa League, Bundesliga und DFB-Pokal ungewohnt ist und schnell überfordern kann. Wichtig bei der Eintracht wird sein, ob endlich einmal über einen längeren Zeitraum Eintracht zwischen Trainer Armin Veh und dem Vorstand herrschen wird.

Borussia Mönchengladbach, der Hamburger SV, Hannover 96 und der VfB Stuttgart sind die Teams, die fester Bestandteil des diesjährigen Liga-Mittelfeldes sein sollten. Nach oben könnte etwas möglich sein, nach unten sollte man nicht rutschen. Ebenfalls in diese Kategorie fallen die beiden Mannschaften, die sich naturgemäß keine Sorgen um ihre finanzielle Situation machen müssen: der VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim. Bei beiden werden es die Geldgeber im Hintergrund diesmal nicht so weit kommen lassen wie in der letzten Spielzeit, als der Abstieg drohte. Diesmal dürften sie ihre Schatullen, wenn nötig, früher für gewünschte Verstärkungen öffnen.

Große Abstiegsangst

Werder-Trainer Robin Dutt vergräbt sein Gesicht in den Händen (Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images)
Erster Frust in Bremen: Trainer Robin DuttBild: Getty Images

Nicht weniger als sechs Mannschaften müssen wahrscheinlich ihren Blick in Richtung Tabellenkeller richten. Die beiden Aufsteiger Eintracht Braunschweig und Hertha BSC finden sich naturgemäß in dieser Rolle wieder. Der FC Augsburg und Werder Bremen, die sich zuletzt gerade so retten konnten, aber auch der FSV Mainz 05 und der 1. FC Nürnberg gehören dazu.

In Augsburg hat man den Kader zwar umgebaut, ohne allerdings die Qualität deutlich zu erhöhen. Die Alternativen im Sturm hinter Torjäger Mölders sind doch arg begrenzt. In Bremen läuft schon länger einiges nicht rund. Trainer Robin Dutt muss erst noch den Nachweis erbringen, dass er in der Lage ist, wieder für Ruhe zu sorgen - sein Vorgänger Thomas Schaaf war daran gescheitert. Trainer Thomas Tuchel hat in Mainz mit Szalai einen wichtigen Führungsspieler verloren, zudem ist mit den rivalisierenden Wetklo und Müller die Position im Tor nicht optimal besetzt. Und beim 1. FC Nürnberg haben die Abgänge der Führungsspieler Simons und Klose große Lücken hinterlassen. Ob der einzige erfahrene Neuzugang Pogatetz diese schließen kann, ist fraglich.

Vorfreude erlaubt

Was bleibt, ist eine Gewissheit: Die Angst vor Langeweile ist unbegründet. An der Spitze wird der FC Bayern wahrscheinlich schon selbst dafür sorgen, dass sich der Alleingang der vergangenen Saison nicht wiederholt. Borussia Dortmund sollte im richtigen Moment da sein und dem Triple-Gewinner Paroli bieten. Die ein, zwei Überraschungen im oberen Mittelfeld werden das Rennen um Europa erneut zu einem Erlebnis machen. Und der Abstiegskampf wird den Fans der beteiligten Teams wieder die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Wir können uns auf die kommende Spielzeit freuen.