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Fuchs: Chancen für deutsche Unternehmen in Taiwan

Christian Uhig7. Mai 2013

Seit 101 Jahren gibt es die Republik China - auch Taiwan genannt. Der große Bruder auf dem Festland, die Volksrepublik China, erkennt das Land nicht an, doch für die deutsche Wirtschaft wird es immer wichtiger.

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Die Skyline von Taipeh (Foto: AP)
Taipei 101Bild: AP

Politisch ein Außenseiter, wirtschaftlich ein Schwergewicht: Taiwan ist nicht Mitglied der Vereinten Nationen und auch Deutschland unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu dem fernöstlichen Tigerstaat - mit Rücksicht auf Taiwans großen Bruder, die Volksrepublik China. Dafür sind die deutsch-taiwanesischen Wirtschaftsbeziehungen umso enger.

Am Dienstag (07.05.2013) findet in Taipeh eine gemeinsame Wirtschaftskonferenz statt. Die deutsche Delegation wird von Michael Fuchs angeführt. Vor seiner Abreise nach Fernost haben wir mit dem Leiter des Taiwan-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft über die Situation in Taiwan und die Interessen der deutschen Wirtschaft dort gesprochen.

DW: Was macht Taiwan aus Sicht der deutschen Wirtschaft interessant?

Michael Fuchs: Taiwan ist ein ausgesprochen wirtschaftskräftiges Land, in dem es aufwärts geht, es gibt dort es ein sehr gutes Wirtschaftswachstum. Aber Taiwan ist auch eine Brücke nach China. Viele Taiwanesen haben in China investiert, besitzen Firmen in China und es ist sehr vernünftig, gemeinsam mit taiwanesischen Firmen nach China zu gehen und sich das Land auf diese Weise zu erschließen. Man hat die richtigen Partner dafür, weil die Taiwanesen sehr geschäftsorientiert sind. Und mit Taiwanesen in China zu investieren, halte ich für sicherer, als es direkt zu tun.

Zuletzt war das Wachstum mit gut einem Prozent eher enttäuschend. Erwarten Sie eine längere Durststrecke?

Porträt von Dr. Michael Fuchs, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (Foto: Karlheinz Schindler)
Michael Fuchs: "Taiwan ist auch eine Brücke nach China"Bild: picture-alliance/dpa

Die taiwanesische Volkswirtschaft ist natürlich auch schon eine reife Volkswirtschaft, wie die unsrige ja auch. Und deswegen können wir nicht mehr mit Wachstumsraten im zweistelligen Bereich wie in China rechnen. Ich gehe aber davon aus, dass auch Taiwan wieder stärker wachsen wird. In dem Moment, in dem mit China wieder intensiver zusammengearbeitet wird, wo es im letzten Jahr ja auch so einen Slow Down gab, sehen wir in Taiwan wieder höheres Wachstum.

Taiwan ist extrem abhängig vom Export - das spricht für einen weitgehend freien Handel. Ist dem tatsächlich so, oder gibt es auch Hindernisse für deutsche Unternehmen?

Nein, die Taiwanesen sind sehr offen. Wir haben seit diesem Jahr endlich ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Taiwan, die Verhandlungen dazu haben mehr als zehn Jahre gedauert. Ich glaube, dass wir dort sehr gut aufgehoben sind.

Wie steht es um Rechtssicherheit, ist Korruption ein großes Thema?

Der Taipeh Tower 101 bei Nacht (Foto: picture alliance/Chromorange)
Taiwan steht im Schatten der Volksrepublik China, doch in seiner Hauptstadt Taipeh steht das höchste Bürogebäude der Welt.Bild: picture alliance/Chromorange

Die Taiwanesen haben ein sehr rechtssicheres System. Gerade im Bereich der Korruption gibt es enorme Fortschritte: Es gibt sie kaum noch. Jedenfalls nicht mehr als in Deutschland auch. Sie haben seit ein paar Jahren ein schärferes Patentrecht, schärfer als unseres, das wirklich greift. Weil sie wissen, dass sie ihre eigene Hightech-Industrie mit Patentrecht schützen müssen - eine interessante Entwicklung. Das war vor vielen Jahren, als ich das erste Mal in Taiwan war, noch vollkommen anders.

High-Tech-Standort im Schatten Pekings

Taiwan ist bei seiner Energieversorgung vor allem auf den Import fossiler Brennstoffe wie Öl und Kohle angewiesen. Jetzt will Taipeh der Windkraft und der Solarenergie einen kräftigen Schub geben. Können deutsche Unternehmen davon profitieren?

Das ist ganz sicher der Fall. Und deutsche Unternehmer sind klug beraten, möglichst intensiv mit taiwanesischen Firmen zusammenzuarbeiten. Es gibt ein Regierungsprogramm zum Einstieg in erneuerbare Energien. Es gibt vor allem im Bereich der Windkraft - an Land und auf See - große Möglichkeiten für deutsche Firmen. Im Bereich der Solarwirtschaft sehe ich das weniger, weil die meisten Solarpanele nicht mehr aus Deutschland kommen. Die kommen aus China, und das machen die Taiwanesen dann direkt.

Taiwan definiert sich als Hightech-Standort und legt viel Gewicht auf Forschung und Entwicklung. Wie sieht die Zusammenarbeit auf diesem Feld aus?

Im Hightech-Bereich sind die Taiwanesen weit vorn: Jeder zweite Laptop, der auf der Welt gebaut wird, kommt aus Taiwan. Das wissen die meisten nicht. Aber es sind sehr große Firmen, die technisch auch sehr weit sind. Eine Zusammenarbeit versuchen wir immer wieder zu befördern und der Taiwan-Ausschuss der deutschen Wirtschaft stellt Kontakte her. Ich selbst werde jetzt einen Vortrag an der Fu-Jen-Universität halten über die Zusammenarbeit zwischen Taiwan und Deutschland und die Chancen für beide Länder. Denn die Taiwanesen machen eines noch nicht so, wie ich es mir wünschen würde: kräftig in Deutschland investieren. Wir investieren deutlich mehr in Taiwan als die Taiwanesen in Deutschland.

Inwieweit werden die gemeinsamen wirtschaftlichen Beziehungen durch Taiwans besondere politische Situation berührt?

Das war am Anfang wesentlich schwieriger als heute. Früher - ich erinnere mich noch sehr gut - musste man von Taipeh zurück nach Hongkong fliegen und von dort nach China einreisen, und man musste auch einen anderen Pass haben, weil Sie mit einem Visumsstempel aus Taipeh nicht in China einreisen durften. Das hat sich alles stark verbessert. Heute gibt es über 100 Flüge von Taipeh City nach China - nach Shanghai, nach Peking, nach Kanton, in die ganze Region. Ich habe das Gefühl, als sei die Zusammenarbeit zwischen Taiwan und China deutlich verbessert. Taiwans Präsident Ma hat da Wunder bewirkt.

Michael Fuchs ist stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Der 1949 in Koblenz geborene Rheinländer gründete 1984 eine Tochterfirma seines Unternehmens Impex Electronics in Hongkong. Fuchs ist Vorstandsmitglied im Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und Vorsitzender im Taiwan-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft.

Das Interview führte Christian Uhlig.