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Fulminantes Curevac-Börsendebut in New York

14. August 2020

Das deutsche Biotech-Unternehmen Curevac wird jetzt an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq gehandelt. Die Aktie legte bereits kräftig zu. Curevac gilt als große Hoffnung im Rennen um einen Corona-Impfstoff.

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Logo des Pharmaunternehmen CureVac
Bild: picture-alliance/Geisler-Fotopress/S. Kanz

Mit seinem Börsengang von diesem Freitag will Curevac bis zu 245 Millionen Dollar einsammeln. Insider wussten schon am frühen Freitag zu berichten, dass die beteiligten Banken 13,33 Millionen Aktien zu je 16 Dollar ausgegeben hätten. Das lag am oberen Ende der angepeilten Preisspanne von 14 bis 16 Dollar. Und der Start gelang: Der Wert der Aktie stieg am ersten Tag im New Yorker Technologie-Index Nasdaq um knapp 250 Prozent. Bei Börsenschluss lag der Aktienwert bei 55,90 Dollar.

Curevac will mit dem Geld  vor allem die Entwicklung seines Corona-Impfstoffkandidaten bis zum Abschluss der entscheidenden klinischen Phase-3-Studie finanzieren. Geld soll auch in die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten fließen. Aber auch andere Projekte aus den Laboren von Curevac sollen damit vorangebracht werden. Das Unternehmen ist auch im Bereich der Onkologie aktiv. Die Curevac-Zentrale ist in Tübingen, der rechtliche Sitz in den Niederlanden.

Im März war Curevac Gegenstand einer politischen Kontroverse. Angeblich hatte die US-Regierung von Donald Trump versucht, sich einen möglichen COVID-19-Impfstoff exklusiv zu sichern. Empörte Reaktionen aus dem politischen Berlin ließen das Vorhaben  scheitern und machten den Weg frei für eine Beteiligung des deutschen Staates an dem Unternehmen.

Mehrheitseigentümer von Curevac ist bisher der Unternehmer und SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp mit seiner Firma Dievini. Nach der Aktienplatzierung soll er knapp 50 Prozent der Anteile halten. Hopp will parallel zum Börsengang weitere 100 Millionen Dollar im Rahmen einer sogenannten Privatplatzierung in das Unternehmen fließen lassen. An Curevac ist unter anderen auch die staatliche deutsche Förderbank KfW beteiligt sowie der Pharmakonzern GlaxoSmithKline. Sie kämen dann noch auf knapp 17 Prozent beziehungsweise gut 8 Prozent.

USA New York NASDAQ Rekordhoch
Millionen durch den New Yorker Börsengang für Curevac? (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Wenig

Der deutsche Staat mischt mit

In einer kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde hatte Curevac bereits rund 560 Millionen Euro von Investoren eingesammelt, darunter auch der deutsche Staat, der im Juni den Einstieg der KfW für 300 Millionen Euro mitgeteilt hatte. Ziel war auch, im Rennen um einen Corona-Impfstoff eine mögliche Übernahme aus dem Ausland zu verhindern. Unter den Investoren war auch der Staatsfonds von Katar.

Curevac ist nicht das einzige Biotech-Start-up, das sich an die Börse in New York wagt. Im vergangenen Herbst absolvierte auch Konkurrent Biontech aus Mainz sein Debut an der Nasdaq. Der Start war seinerzeit eher enttäuschend – der Platzierungspreis von 15 Dollar lag deutlich unter der angepeilten Preisspanne. Aber mit der Corona-Krise haben sich die Zeiten radikal geändert, und Curevac gilt als Hoffnungsträger im Rennen um einen Corona-Impfstoff. Biontech-Aktien werden übrigens inzwischen mit rund 77 Dollar bewertet.

Beide Firmen arbeiten bei ihrer Suche nach einem Impfstoff mit der gleichen Technologie, die auf der sogenannten "mRNA" basiert. Diese Boten-Ribonukleinsäure soll Immunreaktionen schon bei kleinen Dosen ermöglichen. Der chemische Botenstoff weist Körperzellen an, Proteine zu produzieren, die die äußere Oberfläche des Coronavirus nachahmen. Der Körper erkennt diese virusähnlichen Proteine als Eindringlinge und kann dann eine Immunantwort gegen das eigentliche Virus auslösen.

Massentests im Herbst?

Für September oder Oktober plant Curevac Meldungen zufolge große Tests seines COVID-19-Impfstoffkandidaten in Brasilien. Im Juni hatte die klinische Erprobung begonnen. Ergebnisse daraus erwartet das Unternehmen im vierten Quartal 2020.

Deutschland Biotech-Unternehmen CureVac
In den Labors von Curevac in TübingenBild: Reuters/A. Gebert

Auch die Mainzer Biontech startete mit dem US-Phamakonzern Pfizer inzwischen eine breit angelegte, globale Studie zur Untersuchung der Sicherheit und Wirksamkeit seines Impfstoffes mit mehr als 30.000 gesunden Menschen im Alter von 18 bis 85 Jahren. Insgesamt werden der Weltgesundheitsbehörde WHO zufolge derzeit 28 potenzielle Impfstoffe bereits an Menschen getestet, sechs davon in groß angelegten Studien mit tausenden Probanden.

Diese sogenannte Phase III ist das letzte Stadium der klinischen Entwicklung eines jeden Medikaments, bevor nach international gültigen Standards bei den Behörden ein Antrag auf Zulassung gestellt werden kann.

Russland hatte nach Angaben von Präsident Wladimir Putin als weltweit erstes Land einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen – allerdings noch bevor die entscheidende klinische Studie über die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffes abgeschlossen wurde. Das hatte für breite Kritik gesorgt.

ar/bea (dpa, rtr, afp – Archiv)