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Furore um Google & Co.

Samira Lazarovic7. Februar 2005

Sensationelle Quartalszahlen katapultierten die Google-Aktie in die Höhe. Nicht alle Experten glauben, dass die Lorbeeren verdient sind. Die Branche spaltet insgesamt die Gemüter, das zeigen auch Amazon und Yahoo.

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Googles Höhenflug findet nicht nur BeifallBild: Google

Da blieb den Börsen die Luft weg: Google hat im letzten Quartal 2004 den Netto-Gewinn mit 204,1 Millionen US-Dollar versiebenfacht. Kaum waren die Zahlen raus, schossen die Aktien des Unternehmens um mehr als zehn Prozent in die Höhe und bewegen sich seither auf einem Niveau von 210 Dollar. Die Formel "starke Zahlen = starke Kurse" ging aber nicht für jedes Internetunternehmen auf. Amazon.com steigerte den Gewinn im Schlussquartal auf 347 Millionen Dollar - dennoch stürzte die Aktie um fast 16 Prozent auf 35,26 US-Dollar ab.

Innerhalb eines Tages schrumpfte der Börsenwert Amazons, der sich durch die Anzahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs ergibt, um rund zweieinhalb Milliarden Dollar auf etwa 14,4 Milliarden Dollar. Google sind dagegen zu derzeitigen Kursen etwa 57 Milliarden Dollar schwer - und lassen damit sogar alteingesessene Unternehmen wie DaimlerChrysler (47 Milliarden Dollar) oder auch Konkurrent Yahoo (48 Milliarden Dollar) hinter sich.

Mehr als Zukunftsmusik?

Dieser Höhenflug gefällt nicht jedem. Im Google-Kurs stecken jede Menge Zukunftserwartungen, meint Mirko Maier, Internet-Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, LBBW. "Das ist ja schon die beste aller Welten, die hier abgebildet wird".

Schaue man sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, an, sehe man, das Google mit einem KGV von 54 sehr hoch bewertet sei, so der Analyst. Da sei Amazon mit einem KGV von rund 35 wesentlich attraktiver. Die für die Finanzmärkte wichtige Kennzahl stellt das Verhältnis des geschätzten Gewinns je Aktie zum aktuellen Marktkurs dar. Je niedriger das KGV einer Aktie ist, desto eher gilt der Preis für die Aktie als angemessen.

Fondsmanager Volker Kuhnwaldt hält die Reaktion auf die Google-Zahlen dagegen nicht für überzogen. Das Unternehmen habe einfach gute Zahlen und einen erfreulichen Ausblick geliefert, so Kuhnwaldt. Google habe ein interessantes Geschäftsmodell, das die Chance habe, weiter zu reüssieren. Die Höhe des KGV sei, gerade historisch gesehen, für Wachstumswerte nicht ungewöhnlich. Und wie alle Unternehmen müssten Google jetzt einfach beweisen, ob sie die Bewertungen erfüllen können, oder nicht.

Konkurrenz nicht ausgeschlossen

Die größte Gefahr für Google bestehe derzeit darin, dass ein neues Google den Markt betritt, warnt LBBW-Analyst Maier. Die Eintrittsbarrieren seien relativ niedrig und das wüsste niemand besser als Google selbst. Im Prinzip reichten eine gute Technik und die entsprechende Mundpropaganda aus, um Google vom Thron zu stoßen.

Das Microsoft mit seiner brandneuen Suchmaschine "Search MSN" schon der geeignete Thronnachfolger ist, glaubt Maier nicht. Die Frage sei, ob Microsoft es schaffe, den Suchdienst so zu platzieren, dass die Unternehmen das Portal als Werbeplatzform nutzen wollen - und da habe Microsoft schon in der Vergangenheit kein glückliches Händchen gehabt.

Schnelles Wachstum bevorzugt

Das Amazon im Gegensatz zu Google trotz guter Quartalszahlen abgestraft wurde, wundert die Experten nicht. Amazon habe mit rückläufigen Margen zu kämpfen, erinnert Fondsmanager Kuhnwaldt. Und der Ausblick war in den Augen des Marktes verhalten, sagt LBBW-Analyst Maier. Amazon hatte umfangreiche Investitionen angekündigt, die das Gewinnwachstum bremsen werden.

"Die Angelsachsen sind sehr kurzfristig orientiert", so Maier. Langfristiges Wachstum interessiere wenig, wenn die aktuellen Gewinne darunter leiden würden. Dieses Phänomen sei zunehmend auch in Deutschland zu beobachten, sagt der Analyst und erinnert an die Deutsche Bank. Das Geldinstitut hatte zur Freude der Börse für das Gesamtjahr 2004 einen kräftigen Gewinnzuwachs gemeldet - allerdings auf Kosten eines massiven Stellenabbaus. Insgesamt sei der Kursabschlag jedoch überzogen gewesen - wie bei EBay auch, glaubt Fondsmanager Kuhnwaldt. EBay hatte im Schlussquartal die Erwartungen für den Gewinn je Aktie um nur einen Cent verfehlt - die Aktie brach daraufhin um fast 20 Prozent ein.

Internet macht's möglich

Insgesamt setzt LBBW-Experte Maier auf Geschäftsmodelle, die erst durch das Internet möglich geworden sind. Amazon sei zwar sehr interessant, aber im Prinzip ein hoch bewerteter Einzelhändler, so Maier. Sein Favorit sei die Internetauktionsplattform EBay, auch wenn das Unternehmen derzeit an seine Wachstumsgrenze stoße. Ein solches Unternehmen wäre ohne das Internet nicht denkbar.

EBay Hauptsitz in Kalifornien
1, 2, 3...meins! Auch wenn der Kurs gerade leidet, ist EBay beliebtBild: AP
Internet-Buchhändler Amazon
Internet-Buchhändler Amazon kann es der Börse nicht recht machenBild: dpa