1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fünf Gründe, den Klassiker anzuschauen

James Thorogood
9. November 2018

Borussia Dortmund und Bayern München liefern sich regelmäßig legendäre Duelle. Nun kommt es zum 120. Aufeinandertreffen der beiden deutschen Top-Klubs. Hier sind fünf Gründe von vielen, das Spiel nicht zu verpassen.

https://p.dw.com/p/37xUm
Bayerns Arjen Robben (l.) und Dortmund' Marcel Schmelzer im Zweikampf (Foto: Getty Images/AFP/P. Stollarz)
Bild: Getty Images/AFP/P. Stollarz

Als vermeintlicher Höhepunkt einer jeden Bundesliga-Saison haben die Duelle zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München nicht immer die hohen Erwartungen erfüllt. Dieses Mal jedoch hat das Spiel das Potenzial, dem allgemeinen Hype gerecht zu werden.

1. Duell auf Augenhöhe mit veränderter Favoritenrolle

Es ist schon lange her, dass sich die beiden Kontrahenten auf Augenhöhe begegneten. 2012, also vor sechs Jahren, ging es zuletzt in der Partie für beide um den Meistertitel, danach nicht mehr. In den letzten Jahren ging die Schere zwischen den Vereinen auseinander und der Klassiker wurde sportlich schlichtweg überbewertet.

In diesem Jahr scheint sich das Blatt aber gewendet zu haben. Zwar haben sich die Bayern den Titel in den vergangenen sechs Jahren in Serie gesichert, aber es ist der BVB, der vor der nun anstehenden Begegnung mit vier Punkten Vorsprung vor dem Rivalen aus München an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga steht.

Um den Titel geht es in dieser frühen Phase der Saison natürlich bei weitem noch nicht, schließlich steht erst der elfte Spieltag auf dem Programm. Allerdings stellt das Spiel für Fans und neutrale Zuschauer gleichermaßen einen wertvollen Indikator dar, um einschätzen zu können, wo der Weg der beiden besten Mannschaften Deutschlands in dieser Saison hinführen könnte.

Der Gastgeber aus Dortmund ist gegenüber dem Tabellendritten aus München vor dem Anpfiff am Samstag um 18.30 Uhr MEZ jedenfalls der Favorit.

2. Junge Wilde des BVB versprechen Tempo-Fußball

Seit dem Wechsel von Stürmerstar Robert Lewandowski von Dortmund nach München vor vier Jahren, ist die Bayern-Offensive zweifellos die am meisten gefürchtete im deutschen Fußball.

Dennoch: Aktuell erzielten die Dortmunder im Durchschnitt drei Treffer pro Bundesliga-Spiel. Eine Wahnsinnsquote, für die sage und schreibe 14 verschiedene Torschützen verantwortlich sind. Damit ist der BVB in dieser Saison zumindest ein Mitfavorit auf den Meistertitel.

Die Dortmunder Spieler jubeln mit Marco Reus (l.) über seinen Treffer (Foto: Reuters/F. Bimmer)
Borussia Dortmund ist in der Bundesliga ungeschlagen und verfügt über einen starken AngriffBild: Reuters/F. Bimmer

Marco Reus hat sich bis jetzt als würdiger Kapitän erwiesen und seine Mannschaft souverän durch die ersten zehn Spiele geführt. Doch das Wichtigste: Er ist immer noch verletzungsfrei. Neuzugang Paco Alcacer hat beim BVB so eingeschlagen, dass sich der FC Barcelona wohl schon die Frage stellt, warum er den Spanier an Dortmund ausgeliehen hat.

Hinzu kommen die trickreichen und ehrgeizigen jungen Profis Christian Pulisic, Jadon Sancho und Jacob Bruun Larsen. Insgesamt haben die Dortmunder in dieser Saison ein clever und vielversprechend zusammengestelltes Team auf dem Platz.

3. Schwächelnder Manuel Neuer im Fokus

Nach einer langen Verletzungspause ist Manuel Neuer zurück im Tor der Münchener. Seine Rolle als Bayern-Keeper Nummer eins ist unumstritten, aber in der jetzigen Form hat der mittlerweile 32-Jährige keinen Anspruch mehr auf den Titel des "besten Torhüters der Welt".

Das allein zeigt schon das klägliche 1:1-Unentschieden des deutschen Rekordmeisters am letzten Wochenende daheim gegen den SC Freiburg. Dabei reichte den Gästen ein einziger Schuss aufs Tor von Neuer, um die Führung der Bayern in letzter Minute noch auszugleichen. Obwohl dem Bayern-Keeper eigentlich kein Vorwurf gemacht werden kann, steht eine erschreckende Statistik zu Buche:

Neuer kassierte in der Bundesliga aus den letzten acht Schüssen auf seinen Kasten acht Tore und hielt damit seit über 420 Minuten keinen einzigen Ball mehr. Eine niederschmetternde Bilanz für den einst als besten seines Fachs gehandelten Keeper.

4. Richtungsweisendes Spiel für beide Mannschaften 

Während die Bayern in der bisherigen Saison sowohl auf als auch neben dem Platz mit einigen Baustellen zu kämpfen haben, kann sich die neue Mannschaft von Trainer Lucien Favre voll und ganz auf das konzentrieren, was wichtig ist: Fußballspielen!

Und das tun die Dortmunder im Moment äußerst erfolgreich: 15 Spiele ungeschlagen zum Saisonauftakt, das ist schon eine Hausnummer und will erstmal nachgemacht werden - auch wenn dem BVB das ein oder andere Mal das Glück zur Seite stand. Am vergangenen Dienstag schließlich gab es dann die erste Niederlage - in der Champions League bei Atletico Madrid mit 0:2.

Diese erste Pleite war unvermeidlich, vor allem angesichts der vielen Verletzten, mit denen Favre zu kämpfen hatte. Selbstverständlich will der Schweizer Trainer das Verlieren nun nicht zur Gewohnheit werden lassen und beweisen, dass sein neues, junges Team schon weit genug ist, einen solchen Rückschlag wegzustecken.

Das Duell mit den Bayern ist  die perfekte Gelegenheit für den BVB sein zu zeigen, dass man nicht nur mit Pleiten umgehen kann, sondern auch, dass man zu Recht als Favorit in die Begegnung gegangen ist. Ein deutlicher Heimsieg der Dortmunder wäre zudem schon ein kleines Ausrufezeichen in puncto Titelrennen.

5. Kovacs Taktikpläne auf dem Prüfstand

Joshua Kimmich ist gelernter Mittelfeldspieler, hat sich aber mittlerweile zu einem der besten Rechtsverteidiger der Welt entwickelt. Nachdem Bayern-Coach Niko Kovac am letzten Bundesliga-Spieltag in die Fußstapfen von Bundestrainer Joachim Löw getreten ist und Kimmich im Mittelfeld eingesetzt hat, stellt sich nun die Frage, welche Rolle er in Dortmund spielen soll.

Gegen Freiburg versuchte der 23-Jährige aus dem Mittelfeld heraus mit insgesamt 109 Ballberührungen das Aufbauspiel der Bayern anzukurbeln. Im darauffolgenden Champions-Legaue-Spiel gegen Athen beorderte Kovac seinen Schützling allerdings prompt wieder zurück in die Verteidigerposition.

Angesichts der aktuellen Angriffsstärke des BVB wird der Bayern-Coach aller Voraussicht nach wohl an Kimmichs defensiver Position festhalten. Die zu erwartenden Zweikämpfe mit Dortmunds Mittelfeldzauberer Jadon Sancho jedenfalls sind Anreiz genug den Klassiker anzuschauen - egal welche Rolle Kimmich in dem Duell letztlich einnehmen wird.