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Haltbare Fäden

Grit Hofmann3. März 2008

Das Familienunternehmen Gütermann aus Gutach im süddeutschen Breisgau gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Fäden. Ein Traditionsbetrieb, der sich trotz seines Erfolges der Globalisierung stellen muss.

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Nadel mit rotem Faden (Quelle: Bilderbox)
Bild: BilderBox
Die Spinnerei - ein Wald aus Wattestreifen: Dicke weiße Rohfasern hängen von der Decke herab und werden von riesigen, grünen Spinnmaschinen eingezogen - unten kommen dünne glatte Fäden heraus, die sich auf große Spulen aufwickeln. Mit einer Tagesproduktion ließe sich fünf Mal die Erde umwickeln, sagt Firmenchef Clemens Gütermann stolz. So wichtig seien Fäden noch heute: "Stellen sie sich eine Welt ohne Fäden vor, sie halten alles zusammen. Sie finden Fäden in jeglicher Art von Bekleidung, in Möbeln, in technischen Textilien, selbst in Batterien sind Fäden." Das Familienunternehmen Gütermann im süddeutschen Breisgau gehört bis heute zu den weltweit führenden Herstellern von Fäden. Doch die Nähereien sind schon längst nach Asien gezogen.

Fäden müssen mehr als nur halten

Rote Spule von Gütermann (Quelle: AP)
Rot als UnternehmensfarbeBild: AP

Im Werk in Gutach versenken Kräne die gestapelten Faden-Spulen in riesige Farbtöpfe. Ein tiefes Rot ist die Markenfarbe von Gütermann. Erst von den gefärbten Großrollen wird der Faden später auf handelsübliche Röllchen gewickelt. Wie gut er ist, hängt von seiner Anwendung ab. Mal muss der Faden im wesentlichen halten. Es gibt aber auch Ziernähte in Schuhen, da geht es um den Glanz und die Schönheit des Fadens. In anderen Anwendungen, verdeckten Nähte ist nicht wesentlich, dass der Faden ganz glatt ist, weiß der Chef zu berichten.

Seit fünf Generationen gibt es Gütermann schon. Ein Familienunternehmen - eine Erfolgs-Geschichte. Das zeigt ein kleines Museum. Doch die Erfolgsgeschichte Gütermann kannte auch Tiefen, als in der Nachkriegszeit, als Rohstoffmangel die Fabrik lahmlegte.

Große Herausforderungen

Im Büro von Clemens Gütermann trifft sich regelmäßig der Vorstand: neben Gütermann gehören ein Österreicher und ein Schweizer dazu. Sie sind zwar keine Familienmitglieder, sagt der Vorstandsvorsitzende Peter Zwicky, doch im Trio seien alle gleichrangig. Da alle drei aus Familienunternehmen kommen, liegt ihnen die Arbeit für Gütermann am Herzen. Was aber auch nicht immer traute Einigkeit bedeutet. Einig ist sich der Vorstand aber darüber, dass Branchenprimus Gütermann vor großen Herausforderungen steht.

Hier dreht sich alles um Fäden: Spindeln bei Gütermann (Quelle: AP)
Hier dreht sich alles um FädenBild: AP

In der Entwicklungsabteilung werden neuartige Fäden getestet. Unerlässlich. Seit Jahren schwindet der Kundenstamm für den klassischen Faden: deutsche Hausfrauen nähen kaum noch, die Textilindustrie zieht weg. Gütermann weiß: "Viele gute Kunden haben ihre Nähereien nach Asien verlagert und verlangen dort hochwertigen Faden. Das heißt, wir ziehen unseren Kunden nach." Deshalb baut das süddeutsche Unternehmen nun in Indien eine Produktion auf, die demnächst fertig und produktionsreif sein soll.

Technische Fäden und Bastelmaterial

In Europa dagegen setzt Gütermann auf technische Fäden für die Automobilindustrie, beispielsweise für Airbags. Unter Vorstands-Chef Peter Zwicky kaufte die Firma zwei kleinere Unternehmen, die Bastelmaterial herstellen. So steht der Name Gütermann heute auch auf Tütchen mit Perlen, bunten Federn oder Plastikblümchen.

"Gütermann ist mehr als nur Nähfaden. Wir sprechen in Zukunft jeden an, der mit seine Fingern irgendetwas kreativ im Bastelsinn machen will", sagt Zwicky. Die Artikel, die man dafür braucht, soll er dann von Gütermann kaufen.