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Gaddafi-Truppen im Zentrum von Misrata

18. April 2011

Während die USA nach einem Asylland für Libyens Machthaber Gaddafi suchen, erzielen dessen Truppen militärische Erfolge gegen die Aufständischen. Diese müssen befürchten, wieder die Kontrolle über Misrata zu verlieren.

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Libyscher General vor Misrata-Karte (Foto: AP)
Vorstoß: Ein libyscher General erläutert die Strategie der Gaddafi-Truppen in MisrataBild: AP

Nach tagelangen schweren Gefechten sind die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi bis ins Zentrum von Misrata vorgedrungen, der einzigen von Rebellen gehaltenen Stadt im Westen des nordafrikanischen Landes. Sie hätten dabei schwere Waffen eingesetzt und würden von Scharfschützen unterstützt. Mindestens 17 Menschen seien allein am Sonntag in Misrata getötet worden, berichteten Krankenhaus-Mitarbeiter und Korrespondenten in der Nacht zum Montag (18.04.2011).

Die westliche Staatengemeinschaft befürchtet, dass die Gefechte noch längere Zeit andauern könnten. Bereits seit Wochen kämpft sie unter NATO-Führung gegen die Gaddafi-Truppen. Mehr als 140 Einsätze fliegen NATO-Flugzeuge derzeit durchschnittlich pro Tag. Den NATO-Staaten gehe allmählich die Präzisionsmunition aus, berichtete die "Washington Post". Das Gaddafi-Regime hingegen soll international geächtete Streubomben eingesetzt haben. Diese Vorwürfe erhob die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Die libysche Führung bestreitet den Einsatz dieser Bomben.

Gaddafi soll raus aus Libyen

Eine Frau hält ein Gaddafi-Poster in die Höhe (Foto: picture-alliance/dpa)
Es gibt noch viele Libyer, die Gaddafi unterstützenBild: picture-alliance/dpa

Da sich die Lage in Libyen zunehmend verschärft, suchen vor allem die USA nach einer anderen und friedlicheren Lösung der Krise. Wie die "New York Times" erfuhr, sucht die US-Führung nach einem Asylland für Gaddafi. Sie konzentriere sich dabei auf Länder in Afrika. "Die Libyer sind selbst für einen Regimewechsel verantwortlich, nicht wir", zitierte die Zeitung einen ranghohen US-Beamten. "Wir versuchen nur, einen friedlichen Ausweg zu organisieren, wenn sich die Gelegenheit bietet."

Gaddafi selbst will Libyen jedoch nicht verlassen. Da ihm auch noch Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag drohten, schreibt die Zeitung weiter, müsse man ein Exilland finden, das den Gerichtshof nicht vertraglich anerkannt habe. Etwa die Hälfte der 53 afrikanischen Staaten erfüllten diese Bedingung, und zu vielen von ihnen unterhalte Gaddafi immer noch gute Beziehungen.

Die Ankläger in Den Haag werfen dem libyschen Machthaber vor, für den Anschlag auf ein Flugzeug verantwortlich zu sein. Die Maschine der US-Fluglinie PanAm stürzte 1988 über dem schottischen Lockerbie ab, 270 Menschen kamen dabei ums Leben. Außerdem muss sich Gaddafi in Den Haag auch für Gräueltaten in seinem eigenen Land verantworten.

Kein schnelles Ende

Ernst Uhrlau (Foto: dpa)
Ernst UhrlauBild: picture-alliance/ dpa

Doch noch hat der libysche Machthaber die volle Kontrolle über seine Truppen und Anhänger. Militärisch herrsche ein Patt zwischen ihm und den von der NATO unterstützten Rebellen, sagte der Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Ernst Uhrlau. Und er ergänzte: "Die Gegend um Tripolis, also die Einflusszone Gaddafis, ist bevölkerungs- und stammesmäßig stärker als der Osten, wo die Rebellen die Überhand haben."

Autoren: Nicole Scherschun / Christian Walz (dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Dеnnis Stutе