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Galápagos - furchtlose Tiere begeistern Touristen

27. Dezember 2016

Die Galápagos-Inseln sind eines der letzten Naturparadiese.Tiere haben keine Angst, sind neugierig, viele von ihnen gibt es nur hier. Wer das erleben möchte, muss sich an strenge Regeln halten. Und das ist gut so.

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Leguan auf den Galapagos-Inseln, Ecuador
Bild: imago/Westend61

Es ist schwül und heiß schon um acht Uhr morgens. Die Silver Galápagos hat Anker in der Caldera von Genovesa geworfen. Wie ein zierliches Spielzeug schwebt das Kreuzfahrtschiff auf dem smaragdgrünen Wasser. Die Vulkaninsel liegt im Norden von Galápagos und gehört zu den 13 Hauptinseln des Pazifikarchipels - knapp 1000 Kilometer westlich vor der Küste Ecuadors gelegen.

Auf der Insel gibt es die größte Rotfußtölpel-Kolonie der Welt. Mehr als 120.000 Vögel nisten hier. Das Besondere: die Tiere haben keinerlei Angst, denn sie haben hier keine natürlichen Feinde.

Tiere haben keine Angst

Die außerordentliche Gelassenheit gegenüber den Menschen besitzen auf Galápagos alle Tiere. Bereits die ersten Besucher im 16. Jahrhundert berichteten von den vielen zahmen Vögeln, die sich neben ihnen niederließen, von den großen Echsen und den furchtlosen Seelöwen.

Doch die Ankunft des Menschen wurde einigen zum Verhängnis. Ohne Pardon wurde vor allem die Galápagos-Schildkröte gejagt und als "lebender" Proviant auf die Schiffe der Freibeuter und Walfänger gebracht.

Mittlerweile gehört die Elefantenschildkröte zu den gefährdeten Tierarten: Einst gab es auf Galápagos 200.000 Tiere, heute beträgt die Population gerade noch 20.000. Doch was immer wieder verblüfft: Viele Tiere wurden vom Menschen verfolgt und verletzt und dennoch haben sie keine gesunde Furcht vor ihm gelernt.

Galapagos Junger Seelöwe am Strand
Bild: DW/M. Marek

Das Geschäft mit der Natur

2015 leisteten sich 224.000 Touristen das ebenso exklusive wie teure Vergnügen, unter anderem mit Kreuzfahrtschiffen diese abgeschiedene Welt zu besuchen. Tendenz steigend. Das könnte Auswirkungen auf das einzigartige Ökosystem haben, fürchten Umweltschützer. 

"Häufig sind es Parasiten und Keime oder invasive Arten der Fauna und Flora, die durch Ballastwasser in Schiffen oder im Gepäck durch Touristen eingeschleppt wurden", sagt Axel Krumsiek, Meeresschutzexperte beim World Wide Fund For Nature Deutschland und zuständig auch für Galápagos. Bei den Magrovenfinken sei dieses Problem schon gravierend, sagt er: "In dessen Nestern hat sich eine eingeschleppte Fliege breitgemacht. Ihre Larven saugen Blut aus den Jungvögeln". Die Folge davon seien häufige Missbildungen und eine hohe Sterblichkeit. Mittlerweile, sagt Krumsik, sei der Mangrovenfink vom Aussterben bedroht.

Verschärfte Regeln für Touristen

Auch deshalb hat die Nationalparkbehörde die Anforderungen für das Betreten der Inseln erheblich verschärft. 97 Prozent der Landfläche und 99 Prozent der sie umgebenden Gewässer sind Teil des Galápagos-Nationalparks und stehen unter Naturschutz. Alles kontrolliert von den Mitarbeitern der Nationalparkbehörde in Puerto Ayora auf der zweitgrößten Insel Santa Cruz.

Sie regelt Gästezahlen, Routen und Größe der Schiffe sowie die Häufigkeit der Touren. Touristen dürfen die Inseln nur in Begleitung eines Naturführers betreten. Sie dürfen ausschließlich auf den vorgeschriebenen Wegen gehen, außerdem ist es verboten, Lebensmittel auf die Inseltouren mitzunehmen oder Tiere zu berühren.

Klimaänderungen schaden den Tieren

Dass sich das Verhalten der Tiere durch die Besucher verändern würde, konnte Naturforscherin Yvonne Mortola nicht feststellen. Die Ecuadorianerin sorgt sich vielmehr um die Klimaänderung oder Klima-Phänomene wie El Niňo. Studien hätten gezeigt, dass zum Beispiel die Sardinen-Population von Jahr zu Jahr abnimmt. Das wiederum habe zur Folge, dass die Zahl der Blaufußtölpel zurückgegangen ist, denn Sardinen sind wichtigster Bestandteil ihrer Nahrung.

Wissenschaftler entdecken neue Riesenschildkröte

UNESCO Weltkulturerbe

Seit die Galápagos-Inseln 1959 zum Nationalpark und 1978 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurden, ist der Tourismus überlebenswichtig für seine Bewohner. 2007 wurde der Archipel auf die Rote Liste der bedrohten Welterbestätten gesetzt. Die ecuadorianische Regierung reagierte und verschärfte die Regeln für Bewohner und Touristen. Mit Erfolg: 2010 wurde der Archipel von der Liste wieder gestrichen. Zugleich aber wurde die Begrenzung der Besucherzahlen aufgehoben.

Galapagosinseln
Bild: AP

Fernando Ortiz kennt die 123 Inseln von Galápagos wie kein anderer. Der Mittvierziger war einige Jahre für die Nationalparkbehörde tätig. Fünf Millionen Jahre konnten sich die Tiere und Pflanzen des Archipels fast ungestört entwickeln, sagt Ortiz. Das einzige, was die Besucher heute hinterlassen sollen, sind ihre Fußspuren. "Galápagos ist ein 550-Millionen-Dollar-Geschäft - jährlich! Die Regierung Ecuadors, aber auch viele Einheimische sind sich dessen bewusst und wollen, dass die Inseln erhalten bleiben."

Knapp 80 Kreuzfahrtschiffe sind bei der Nationalparkbehörde für Landgänge registriert. Es dürfen nur kleinere Motorschiffe mit geringem Tiefgang und maximal 100 Passagieren an Bord die Inseln erkunden. Schiffe mit über 100 Passagieren sind überhaupt nicht zugelassen. Bis 2012 durften Kreuzfahrtschiffe die Hauptinseln beliebig oft ansteuern. Damit ist Schluss, jetzt gilt der 14-Tage-Rhythmus, nach dem ein Schiff jede der Inseln nur ein Mal in zwei Wochen anlaufen darf. So sollen stark frequentierte Inseln entlastet werden.

Galápagos Artenschutz