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Politik

Hudeida ist nur ein erster Schritt

Kommentarbild PROVISORISCH | Rainer Hermann, FAZ & Klett-Cotta
Rainer Hermann
14. Dezember 2018

Das Elend im Jemen ist inzwischen unbeschreiblich. Selbst wenn morgen Frieden wäre, geht es nicht ohne massive Hilfe von außen, meint Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Jemen | bomardierter Hafen von Hodeida
Der teilweise zerstörte Hafen von HudeidaBild: Reuters/A. Zeyad

Die Waffenruhe, welche die zwei Kriegsparteien im Jemen für die wichtige Hafenstadt Hudeida vereinbart haben, ist ein guter Anfang. Für die leidende Bevölkerung im Land ist er aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn an ihrer bedrohlichen Lage wird die Waffenruhe allein wenig ändern. Dazu wären weitere Schritte erforderlich: etwa dass der Flughafen Sanaa wieder für Flüge aus dem Ausland geöffnet wird, dass die Waffenruhe über Hudeida hinaus ausgeweitet wird und dass die Gehälter wieder ausbezahlt werden, damit die Menschen wieder Lebensmittel einkaufen können.

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Rainer Herman ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Helmut Fricke

Die Waffenruhe für Hudeida ist jedoch ein wichtiges und positives Signal. Denn über seinen Hafen gelangen die Lebensmittel für rund 80 Prozent der Menschen in das Land, das auch lange vor diesem Krieg die meisten Nahrungsmittel hatte einführen müssen. Der Krieg hat den Hafen aber teilweise zerstört, auch die großen Entladekräne, so dass nur noch kleine Schiffe, wie die Dhows aus Holz, den Hafen anfahren können. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben neue Kräne geliefert, wegen der bisherigen Kämpfe konnten sie aber nie aufgebaut werden.

Damit die Waffenruhe etwas ändern würde, müssten zudem Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die Krieg gegen die Huthi-Rebellen führen, davon Abstand nehmen, die Hilfsschiffe, die den von den Huthis kontrollierten Hafen anlaufen, auf See einzeln und langwierig zu kontrollieren. Das hat nämlich zum einen erhebliche Verzögerungen zur Folge. Und zum anderen werden die Schiffe teilweise in den von ihnen kontrollierten Hafen Aden umgeleitet.

Ein gewaltiger Kraftakt ist nötig

Selbst wenn mehr Hilfsgüter für die Bevölkerung, von denen drei Viertel auf staatliche Lebensmittelzuteilungen angewiesen sind, ins Land kommen, bleiben diese an den vielen Straßenkontrollen hängen und geht es grundsätzlich im Jemen nur langsam vorwärts. Gerade auch deshalb ist mehr erforderlich als die Waffenruhe für Hudeida. Sie hat aber immerhin - zusammen mit dem vereinbarten Austausch von Gefangenen - die Grundlage für neues Vertrauen geschaffen, auf der mehr möglich sein muss. Aber nicht einmal ein schneller Frieden für das ganze Land kann die humanitäre Katastrophe für das ganze Land so einfach abwenden, das bereits vor dem Krieg zu den ärmsten überhaupt zählte. Was der Jemen auf jeden Fall braucht, ist ein gewaltiger Kraftakt der Staatengemeinschaft.