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Politik

Neustart mit Saudi-Arabien

Kommentarbild PROVISORISCH | Rainer Hermann, FAZ & Klett-Cotta
Rainer Hermann
30. September 2018

Ein zehnmonatiger Streit ist beigelegt: Deutschland und Saudi-Arabien tauschen wieder Botschafter aus. Doch ein viel größeres Problem muss noch gelöst werden, meint Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Deutschland Berlin Botschaft Saudi-Arabien
Hier zieht in Kürze wieder ein Botschafter einBild: picture-alliance/dpa/T. Vogler

Zehn Monate lagen die Beziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien im Eisschrank. Nun ist die Eiszeit beendet, und es soll einen Neustart geben. Dabei sollen die Beziehungen über den Stand hinaus ausgebaut werden, den sie im November 2017 erreicht hatten. Dann warf der damalige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel dem saudischen Kronprinzen "außenpolitisches Abenteurertum" vor. Saudi-Arabien zog erbost seinen Botschafter aus Berlin ab, und im Königreich gingen von nun an deutsche Unternehmen leer aus.

Beide Seiten waren nicht glücklich

Die Einigung in dieser Woche kam nicht überraschend. Beide Seiten suchten seit Monaten nach einer für beide gesichtswahrenden Formel. Das zeigt, dass mit dem Zustand beide nicht glücklich waren. Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte mehr als einmal mit dem saudischen Kronprinzen Muhammad Bin Salman. Kurz vor dem Beginn der UN-Generalversammlung in New York bereiteten die deutsche Botschafterin in Washington und der saudische Botschafter, ein Bruder des Kronprinzen, das Treffen der beiden Außenminister in New York vor. Dort sprach Außenminister Maas die entscheidenden Worte: "Wir bedauern das aufrichtig", und er sprach von "Missverständnissen", die hätten vermieden werden können.

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Rainer Hermann ist Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Helmut Fricke

In den kommenden Wochen soll nun der saudische Botschafter nach Berlin zurückkehren und eine Reihe von bilateralen Projekten anstoßen, die dokumentieren, wie gut die Beziehungen wieder sind. Mit großen Projekten, auch für die deutsche Wirtschaft, sollen die Spannungen vergangenen Monate vergessen werden. Schließlich ist bekannt, wie sehr der Kronprinz Deutschland und die deutsche Wirtschaft schätzt.

In Saudi-Arabien ist Erleichterung darüber zu spüren, dass das Königreich auch offiziell Deutschland wieder an seiner Seite weiß. Dabei geht es weniger um Rüstungsgüter. So hat Informationsminister Awwad al-Awwad gesagt, Saudi-Arabien wolle keine neuen deutschen Rüstungsgüter. Die Altverträge müssten aber erfüllt werden.

Kein Ausweg aus dem Krieg im Jemen

Ein Schatten fällt weiter auf Saudi-Arabien: der Krieg im Jemen. Das Königreich mag im Recht sein, wenn es die Wiederherstellung der legitimen Herrschaft im Jemen fordert. Der Krieg gegen die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen hat bisher aber nur das Elend im Jemen vergrößert. Mehr als fünf Millionen Kinder hungern, die Cholera grassiert. Und Saudi-Arabien hat keine Exit-Strategie. Gesucht sind kluge Diplomaten, die eine solche finden. Das wird deutlich schwieriger, als den Neustart in den Beziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien auszuhandeln.