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Gauck betont Verantwortung für Israel

4. März 2014

Bei einer Feierstunde zur Gründung der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat Bundespräsident Gauck an die Verantwortung Deutschlands für die Juden und den Staat Israel erinnert.

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Bundespräsident Gauck 2012 beim Besuch in Yad Vashem (Foto.dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Es waren Deutsche, die die Schuld an der Judenvernichtung trugen, und somit sind es Deutsche, die heute eine besondere Verantwortung für das Schicksal der Juden tragen und denen heute eine besondere Verantwortung im Verhältnis zum Staat Israel aufgetragen ist", betonte Bundespräsident Joachim Gauck bei der Veranstaltung in der Deutschen Oper in Berlin. Angesichts der Schuld der Deutschen sei es "eine Ehre für unser Land", dass der Festakt zur Gründung von Yad Vashem vor 60 Jahren in Berlin stattfinde, sagte das Staatsoberhaupt (das Artikelbild zeigt Gauck 2012 beim Besuch in Yad Vashem).

Yad Vashem in Jerusalem ist die weltweit bedeutendste Gedenk- und Forschungsstätte, die an die nationalsozialistischen Verbrechen und die Ermordung von sechs Millionen Juden durch Nazi-Deutschland erinnert. Sie wird jedes Jahr von mehr als zwei Millionen Menschen besucht. Seit 50 Jahren werden in Yad Vashem auch die "Gerechten unter den Völkern" geehrt, Nichtjuden, die häufig unter Einsatz ihres eigenen Lebens Juden vor Tod oder Deportation gerettet haben. 24.000 Menschen tragen diesen Ehrentitel.

Staatsbesuch - Bundespräsident Joachim Gauck in Israel

Vorbilder für die Nachgeborenen

Diese "mutigen Menschen" sollten sich die Bürger von heute zum Vorbild nehmen und sich stets gegen Unterdrückung und Verfolgung auflehnen, forderte Gauck. Die Geschichten dieser Menschen zeigten, so der Bundespräsident, dass jeder Mensch selbst unter den Bedingungen von Unterdrückung und Todesdrohung "eine Wahl" habe. Nicht Glaube, politische Einstellung oder Bildung seien der gemeinsame Nenner der in Yad Vashem geehrten "Gerechten". Vielmehr sei es die "besondere Fähigkeit zur Anteilnahme am Schicksal Fremder sowie zum uneigennützigen Handeln". sagte Gauck. Auch wenn nicht alles Unheil zu bannen sei, "sollten wir tun, was wir zu tun vermögen".

Verdrängung der Schuld

Der Bundespräsident kritisierte eine mangelnde Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen in der Nachkriegszeit. Bis in die 1970er Jahre habe fast jegliches Mitgefühl gefehlt, sagte er. "Westdeutschland wollte vergessen, Schuld verdrängen, die Vergangenheit unter den Aufbauleistungen des Wirtschaftswunders begraben." Viele, die im NS-Regime Verantwortung getragen hatten, seien straffrei ausgegangen, Widerstandskämpfer hingegen hätten als Vaterlandsverräter gegolten, führte der Präsident aus. In der DDR wiederum hätten ausschließlich die Widerstandskämpfer im Zentrum der Erinnerung gestanden, während andere Opfergruppen weitgehend ausgeblendet worden seien.

wl/kis (dpa, afp, epd, kna)