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Politik

Geber versprechen Ukraine Milliardensumme

9. April 2022

Im Rahmen der Aktion "Stand Up For Ukraine" wurden Spenden in Höhe von 9,1 Milliarden Euro für die Ukraine und ukrainische Flüchtlinge gesammelt. Es beteiligten sich insgesamt 36 Länder und 17 globale Unternehmen.

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Polen Warschau | Aktion "Stand up for Ukraine" mit Ursula von der Leyen
Die Geberkonferenz in Warschau am 9. AprilBild: Kacper Pempel/REUTERS

Zusagen von 9,1 Milliarden Euro seien für die Flüchtlingskampagne "Stand up for Ukraine" zusammengekommen, teilte die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen in Warschau mit. Dort hatte sie zusammen mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau und der Nichtregierungsorganisation Global Citizen an diesem Samstag eine internationale Geberkonferenz organisiert. Die Gelder sollen der Geflüchtetenhilfe in der Ukraine und den benachbarten Ländern sowie einer Vielzahl internationaler Organisationen für humanitäre Hilfe zugutekommen.

Zusätzlich zu den Geldern der Kampagne werde die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) eine Milliarde Euro in Krediten für vertriebene Menschen bereitstellen, sagte von der Leyen. Damit komme man insgesamt sogar auf 10,1 Milliarden Euro.

Von der Leyen: Mehr als 10 Milliarden Euro für Ukraine

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der per Video zugeschaltet wurde, kündigte an, dass sein Land "620 Millionen (kanadische) Dollar an finanzieller Unterstützung und weitere 1 Milliarde Dollar, die wir in die EU-Wirtschaft stecken wollen", zur Verfügung stellen wird.

Trudeau sagte, Kanada beherberge die zweitgrößte ukrainische Diaspora der Welt. Man arbeite mit Fluggesellschaften zusammen, um in den kommenden Wochen Charterflüge für ukrainische Flüchtlinge zu organisieren und ihnen Hotelunterkünfte zu garantieren, so Trudeau. 

Ein Kampf gegen die Autokratie

In ihren Videobotschaften erklärten sich Staats- und Regierungschefs mehrerer Länder zur Unterstützung der Ukraine und der ukrainischen Kriegsflüchtlinge bereit, oft wurden dabei konkrete Beiträge genannt. 

Zu Beginn der Konferenz, an der auch Polens Präsident Andrzej Duda teilnahm, wurde eine Schweigeminute für all diejenigen eingelegt, die seit Beginn der Invasion in der Ukraine ums Leben gekommen sind, sowie für alle Flüchtlinge und Vertriebenen, die durch Konflikte in der ganzen Welt vertrieben wurden.

Von der Leyen erinnerte daran, dass sie am Freitag unter anderem die Stadt Butscha in der Nähe von Kiew besuchte. Wie sie sagte, finde sie keine Worte, um die dortigen Ungeheuerlichkeiten zu erklären. Sie habe "Putins monströsestes Gesicht, das die Menschen terrorisiert", gesehen. Für sie gehe es in diesem Krieg um die Frage, ob die Demokratie stärker werde oder ob die Autokratie dominiere. 

Selenskyi fordert weitere Sanktionen 

"Es ist 45 Tage her, dass Russland unser Land angegriffen hat. Dies ist ein Angriff des flächenmäßig größten Landes der Welt, des größten Landes mit der größten Aggressivität, des größten Landes mit der größten Straffreiheit", betonte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi in einer Videobotschaft. 

Polen Warschau | Aktion "Stand up for Ukraine" mit Ursula von der Leyen
Wandte sich mit einer Videobotschaft an die Konferenzteilnehmer: Ukraines Präsident Wolodymir SelenskyiBild: Kacper Pempel/REUTERS

"In dieser Rechnung fehlt jedoch eine Tatsache: dass es sich um einen Angriff auf (ein anderes) großes Land der Welt handelt - das größte, was den Mut betrifft", erklärte er. Er forderte die Verhängung von Sanktionen gegen alle russischen Banken und das russische Erdöl, um der russischen Kriegsmaschinerie die Handlungsfähigkeit zu entziehen.

"Es ist unser Kampf, den sie führen, denn die Ukraine kämpft nicht nur für ihre Souveränität und territoriale Integrität. Sie kämpfen auch darum, ob die Menschheit selbst triumphieren wird oder ob es nur zu einer schrecklichen Zerstörung kommt", sagte Ursula von der Leyen. Deshalb wollten die Organisatoren der Aktion "Stand Up For Ukraine" die Welt um die Flüchtlinge versammeln und sie unterstützen, so Leyen.

Stars wie Elton John und Madonna auch mit dabei

Global Citizen versammelte über 130 Künstler und Aktivisten aus der ganzen Welt für die Social-Media-Kampagne, die in den Highlights der letzten Nacht auf Twitter und Instagram gipfelte. Beiträge kamen von Stars wie Bruce Springsteen, Celine Dion, Elton John, Bon Jovi, Madonna, Lenny Kravitz, Måneskin, Oprah Winfrey und Herbert Grönemeyer.

Polen Warschau | Aktion "Stand up for Ukraine" mit Ursula von der Leyen
The Edge und Bono digital bei der Geberkonferenz zu sehenBild: Kacper Pempel/REUTERS

Hugh Evans, der Gründer und Chef der Initiative Global Citizen, sprach in Warschau von drei Milliarden Menschen weltweit, die sich im Rahmen der Kampagne "Stand Up For Ukraine" zu Wort gemeldet hätten, und das sei " erst der Anfang". "Wir arbeiten daran, die Regierungen und den privaten Sektor zu mobilisieren, um die finanzielle Unterstützung für Flüchtlinge aus der Ukraine und für Menschen zu erhöhen, die vertrieben wurden", so Evans. 

Frauen als Kriegsopfer

Während der Konferenz wurde mehrmals betont, dass vor allem Frauen und Mädchen vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. "Daher sind spezifische Lösungen erforderlich. Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Schrecken, die wir in Butscha erleben, nicht wiederholen. Insbesondere die sexuelle Gewalt gegen Frauen, die darauf abzielt, die nationale Identität der Ukrainer zu zerstören. Frauen und Mädchen müssen besonders geschützt werden", sagte Justin Trudeau.

Warschau wurde als Ort der Veranstaltung gewählt, weil Polen die größte Gruppe der ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen hat. Von den 4,4 Geflüchteten sind 2,6 Millionen dorthin geflohen.

Frauen als Kriegsopfer: Monika Hauser

Die Tatsache, dass das Treffen in Warschau stattfindet, sei laut Polens Präsident Duda von symbolischer Bedeutung. "Polen ist ein Frontland angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine", sagte er während der Geberkonferenz. Er richtete auch Worte an die Ukrainer in belagerten Dörfern und Städten. "Liebe Brüder und Schwestern, ihr seid nicht allein!" - betonte er.

Duda stellte fest, dass bereits viel für die Ukraine getan worden sei. "In naher Zukunft wird die Ukraine jedoch einen enormen wirtschaftlichen Anreiz benötigen, ähnlich dem, der Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg angeboten wurde - einen neuen Marshall-Plan für die Ukraine", fügte er hinzu.

Porträt einer Frau mit kurzen blonden Haaren und blauen Augen
Monika Sieradzka DW-Korrespondentin in Warschau