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Politik

Gedenken an Unglück vor Lampedusa

3. Oktober 2018

Vor fünf Jahren kenterte vor der Mittelmeerinsel ein Boot mit 550 Menschen, mehr als 360 ertranken. Einst kamen am Jahrestag Politiker und Regierungsvertreter - mehr und mehr aber rückt das Gedenken in den Hintergrund.

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Italien Lampedusa - Touristenparadies mit Schiffsfriedhof
Leider kein Urlaubsmotiv: Wracks von Flüchtlingsschiffen an einem Strand in Lampedusa Bild: picture-alliance/dpa/A. Reuther

Vor fünf Jahren sank in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober vor der italienischen Insel Lampedusa ein völlig überfülltes Boot mit hunderten Geflüchteten an Bord. Mehr als 360 Menschen starben. Die Tragödie galt als Wendepunkt in der europäischen Flüchtlingspolitik. Die damalige italienische Regierung setzte das Rettungsprogramm "Mare Nostrum" ein, um dem Sterben im Mittelmeer ein Ende zu setzen. Das ist mittlerweile Geschichte.

Heute landen keine voll beladenen Flüchtlingsschiffe mehr in Lampedusa. Heute gehen Boote vor der libyschen Küste unter - ohne große Schlagzeilen. Das Rettungsprogramm "Mare Nostrum" existiert nicht mehr. In Rom regiert seit Juni eine Koalition aus rechter Lega und europakritischer Fünf-Sterne-Regierung, die sich vor allem mit einer harten Hand gegen Migranten hervortut und Schiffen, die Menschen vor dem Ertrinken gerettet haben, die Einfahrt in italienische Häfen verweigert

Symbolbild Rettung Flüchtlinge aus Mittelmeer
Flüchtlinge im Mittelmeer: Nicht mehr so viel Berichterstattung wie früher (Archivbild)Bild: Getty Images/C. McGrath

Schweigen aus Europa

Auch der Tragödie vor Lampdusa wird immer weniger gedacht - vermutlich auch, weil ihm noch viele weitere folgten. "Wir sind hier wie jedes Jahr, aber die Regierung ist nicht dabei", beklagte der Bürgermeister der sizilianischen Insel, Salvatore Martello, laut italienischer Nachrichtenagenturen bei einem Gedenkmarsch an das Unglück. "Die Antwort, die wir von Italien und von Europa bekommen, ist das Schweigen. Und der Versuch, die neuere Geschichte auszulöschen", sagte Martello. Er kritisierte, dass sich niemand mehr um Lampedusa kümmere, wo aber immer noch Migranten anlandeten - wenn auch nicht zu Zehntausenden wie noch vor einigen Jahren.

Ein Gedenktag an die Einwanderungsopfer

Gemeinsam mit dem Bürgermeister der Nachbarinsel Linosa appellierte Martello an die Europäische Union, den 3. Oktober als Gedenktag einzurichten. Die beiden Gemeinden der Inseln gründeten gemeinsam mit Überlebenden des Unglücks das "Komitee 3. Oktober". Die gemeinnützige Organisation setzt sich dafür ein, den 3. Oktober als einen Tag der Erinnerung und des Willkommens auf nationaler und europäischer Ebene zu verankern.

Mittelmeer Flüchtlinge auf Lampedusa
Flüchtlings-Hotspot auf Lampedua: Auch heute noch erreichen Geflüchtete die InselBild: DW/D. Cupolo

Zum fünften Jahrestag kamen auch Überlebende des Oktober-Unglücks nach Lampedusa. Sie trafen sich unter anderem mit dem Eismacher Vito Fiorino, der als erster am Unglücksort war und 47 Menschen rettete. Auch Migranten, die mittlerweile in Deutschland lebten, seien gekommen, sagte Fiorino der Deutschen Presse-Agentur.

cw/hf (dpa, ots.at, snapshotsfromtheborders.eu)