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Köhler-Tag

Bettina Stehkämper23. Mai 2008

Ausgerechnet am Tag der Artenvielfalt erklärt Horst Köhler, nochmal Bundespräsident werden zu wollen. Was hat er sich bloß dabei gedacht? Kurt Beck kennt sich da viel besser aus mit Gedenktagen.

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Bild: DW

Da hat uns der Köhler aber geleimt. Erklärt der Bundespräsident doch am 22.05.2008, dass er für eine zweite Amtszeit zur Verfügung steht. An dem Tag haben wir ja überhaupt nicht mit so einer Ankündigung gerechnet. Hat uns allen nur Stress damit gemacht. Wäre er am 23.05.2008 vor die Presse getreten, niemand hätte sich gewundert. Alle wären morgens aufgestanden, hätten gewusst: Heute wird der Köhler bestimmt was sagen! Es ist ja schließlich "Der Tag des Grundgesetzes". Warum hält sich Horst Köhler nicht daran?

Gedenktage sind Haltepunkte

Solche Gedenktage sind für das menschliche Miteinander ungeheuer wichtig. Sie strukturieren unser Privatleben und das der Wirtschaft. Muttertag zum Beispiel, weiß man, dass man Mutti anruft oder ihr ein paar Blumen schickt, sich über Selbstgebasteltes von Kindergärtnerinnen verdammt noch mal gerührt zeigen muss und der Blumenhändler rechnet fest mit dem höheren Umsatz.

Am Tag der Zahngesundheit wissen die Lehrer, da fallen wieder ein paar Stunden aus, weil die Zahnärzte ihren Klassen mit dem Zahnkrokodil zeigen, wie man von rosa nach weiß putzt und die Eltern wissen, zwischen dem Pausenbrot und der vergeigten Mathearbeit werden sie eine kleine bunte Zahnbürste finden. Alle wissen Bescheid und sind dankbar, denn in einer unübersichtlichen Welt sind solche Gedenktage notwendige Haltepunkte.

Warum hat das niemand dem Bundespräsidenten gesagt? Das unbedingte Einhalten von Gedenktagen sollte auch für die Politik gelten. Vielleicht fand es Horst Köhler auch originell, sich am Tag der Artenvielfalt zu äußern. Kein Wunder, dass alle zuerst überrascht waren.

Kurt Beck kennt sich aus mit Gedenktagen

Dem SPD-Vorsitzenden Kurt Beck muss man wenigstens zugute halten, dass er unserem Bedürfnis nach Klarheit etwas entgegengekommen ist. Wenn demnächst der SPD-Zukunftskonvent tagt, dann am Gedenktag des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ein Schlitzohr, dieser Beck. Bestimmt hat er sich gedacht, das wäre eine gute Gelegenheit, der Basis eine Hochschulprofessorin als Kandidatin für das höchste Amt im Staate vorzustellen. Und keiner ist überrascht. Schließlich ist ja Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Man mag sich ja gar nicht vorstellen, welche Kandidaten Beck vorgeschlagen hätte, wenn der SPD-Zukunftskonvent am 5. September oder gar am 15. Oktober tagte. Falls Sie es nicht wissen sollten: Am 5. September ist der "Deutsche Kopfschmerztag" und am 15. Oktober der "Tag des weißen Stocks". Und sie hätten einen absoluten Blindfisch gefunden!