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Gefährdet die Ostsee-Pipeline die Umwelt?

14. Juni 2007

Polen und die baltischen Staaten vermuten "Politik statt Ökologie": Das Nordstream-Konsortium, das die Ostsee-Pipeline plant, habe zu wenige Umweltgutachten erstellt. Nordstream wehrt sich gegen die Vorwürfe.

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Arbeiten am ersten Teilstück der Pipeline im russischen BabajewBild: PA/dpa

Die Nordeuropäische Gasleitung soll auf dem Grund der Ostsee verlegt werden und so Russland unter Umgehung anderer Transitländer direkt mit Deutschland verbinden. Polen und die baltischen Länder sind jedoch der Meinung, dass die geplante Pipeline das Gleichgewicht des Ökosystems in der Region stört und werfen dem Nordstream-Konsortium vor, zu wenige Gutachten eingeholt zu haben. "Dahinter steckten vor allem politische Motive", erklärte die Leitung des Konsortiums am 13. Juni. "Wir hoffen, dass der Streit die geplante Inbetriebnahme der Leitung im Jahr 2010 nicht gefährdet".

Konsortium gibt sich transparent

Die erste Etappe der Beratungen ist abgeschlossen und die Planer des Projekts prüfen die Anmerkungen der zuständigen Aufsichtsbehörden der Ostseeregion sowie gesellschaftlicher Organisationen. "Wir führen ein Konsultationsverfahren nach internationalem Recht durch", erklärte der Pressesprecher des Konsortiums, Jens Müller, im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Wir sind in ständigem Kontakt mit Vertretern dieser Länder, die gemäß der Espoo-Konvention in einer Arbeitsgruppe zusammentreffen." Die Schritte, die zur Genehmigung der Pipeline auf internationaler Ebene und auf nationaler Ebene getätigt würden, fänden die volle Zustimmung dieser Arbeitsgruppe.

Russische Umweltschützer warnen

Iwan Blokow von Greenpeace Russland hingegen kritisiert das Nordstream-Projekt. "Noch wird es kaum wahrgenommen, dass Nordstream die öffentliche Meinung ignoriert und versucht, mit allen Mitteln seine Sichtweise durchzusetzen", sagte Blokow im Gespräch mit der Deutschen Welle. Eine Gasleitung sei zwar in der Tat weniger gefährlich als eine Ölleitung, aber das Problem sei ein anderes. "Die auf dem Grund der Ostsee lagernden Chemiewaffen sind aus unserer Sicht die größte Gefahr", gibt Blokow zu bedenken. Nach Ansicht des russischen Greenpeace-Vertreters können Umweltschäden auch durch aufsteigenden toxischen Schlamm entstehen.

Projekt von "besonderem europäischem Interesse"

"Die Absicht, einen bisher nicht existierenden und nicht notwendigen Untersuchungsmechanismus zu schaffen, kann nur rein politischer Natur sein", so Müller. Die Pipeline werde nicht an Stellen verlaufen, an denen Waffen versenkt worden seien – auch keine chemischen. Von daher seien die Vorwürfe Polens und der baltischen Staaten übertrieben und weitere Gutachten unnötig. "Die Europäische Union hat unser Projekt als ein Projekt von besonderem europäischen Interesse definiert", stellt Müller klar. "Eines der Kriterien ist, dass die im Jahr 2010 benötigte Energie auch geliefert wird. Daran orientieren wir uns." Nordstream werde seine Erhebungen im Herbst abschließen und einen umfassenden Umwelt-Untersuchungsbericht allen beteiligten Ländern zur Verfügung stellen. Das Konsortium hoffe auf eine konstruktive Zusammenarbeit bei der Abstimmung jener Unterlagen sowie der Genehmigungserteilung.

Viacheslav Yurin
DW-RADIO/Russisch, 13.6.2007, Fokus Ost-Südost