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Gegen HPV gibt es Impfungen

Gudrun Heise
26. November 2022

Mit Humanen Papillomaviren, HPV, steckt sich fast jeder sexuell aktive Mensch im Laufe seines Lebens an. Einige Typen können Krebs verursachen, z. B. Gebärmutterhalskrebs. Eine Impfung ist der beste Schutz.

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Illustration einer Feigwarze
Illustration einer Feigwarze: Die HP-Viren sind in hellblau neben der Warze zu sehen. Die blauen Kreise in der Warze sind Immunzellen. Bild: picture-alliance/BSIP/Jacopin

Feigwarzen sehen sehr unschön aus, können unangenehm sein und Schmerzen beim Sex verursachen. Ihren Namen haben Feigwarzen durch ihre Form, die meist nach oben hin spitz zuläuft. Einige sind eher stecknadelkopfgroße, flache Knötchen und zunächst nur schwer zu erkennen. Bekannt sind sie auch als Genitalwarzen. Diese Hautwucherungen im Intimbereich gehören zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten, aber Sex ist nicht der einzige Infektionsweg. 

Häufig werden die Erreger auch über Schmierinfektion übertragen. "Mit Humanen Papillomviren (kurz: HPV) kann man sich beispielsweise auch in der Sauna infizieren oder bei leichtem Körperkontakt", erklärt Norbert Brockmeyer vom Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin "WIR" in Bochum. "HPV ist hochkontagiös, also hochansteckend. Es gibt über 200 verschiedene Typen." Die ungefährlichen fallen unter die Bezeichnung Niedrigrisiko-Typen. Dazu gehören unter anderen HPV 6 und 11. Sie sind Hauptauslöser für Feigwarzen und tauchen am häufigsten an den Genitalien und am After auf, gelten aber nicht als krebsauslösend.

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Einige HPV-Infektionen sind Krebsvorstufen

Unser Körper schafft es in der Regel, mit der Infektion auch ohne Medikamente fertig zu werden. Dazu aber ist ein intaktes Immunsystem nötig. Dann erkennt unser Körper die Viren und zerstört sie.

Wer befürchtet, sich angesteckt zu haben, sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Liegen Hochrisiko-HPV-Typen vor, können daraus Krebsvorstufen entstehen. Besonders gefährlich sind die Typen 16 und 18. "Tumoren können erst mal wie Warzen aussehen und sich dann weiterentwickeln, oder aber es kommt sofort zu Hautveränderungen", so Experte Brockmeyer. "Sie sehen dann wie ein kleines Ekzem aus, sind manchmal leicht gerötet und schuppen ein bisschen. Dahinter steckt dann aber schon der Beginn eines Krebses, also eine Krebsvorstufe, beispielsweise am Muttermund."

HPV-Impfung für Ältere

Durch einen Abstrich können in einem Labor sowohl Zellveränderungen analysiert und zugeordnet als auch die HP-Viren bestimmt werden. Ist es ein Niedrigrisiko-Typ oder ein Hochrisiko-Typ? Der Arzt wird zunächst die Veränderungen entfernen. Dafür gibt es verschiedene Methoden: Entfernung durch Laser oder aber durch eine kleine, nicht schmerzhafte Operation. Aber das allein ist keine Garantie, dass die Haut- oder Schleimhautveränderungen wirklich ein für alle Mal entfernt werden konnten. Sie können immer wieder nachwachsen. Das heißt, eine regelmäßige Kontrolle ist äußerst wichtig.

Das Risiko für Fehlgeburten steigt

Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Rund ein Drittel von ihnen stirbt an dieser Krebsart. In Europa ist Gebärmutterhalskrebs eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen bei Mädchen und Frauen zwischen 15 und 45 Jahren. Aber auch weitere Zahlen sind alarmierend: So werden jährlich mehr als 50.000 Operationen wegen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals durchgeführt. Frauen, die sich solch einem Eingriff unterziehen müssen, haben in späteren Schwangerschaften ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten.

Infografik Gebärmutterhalskrebs

Nicht nur Frauen sind betroffen, auch Männer können sich mit dem HP-Virus infizieren und ein entsprechendes Krankheitsbild entwickeln - beispielsweise am Penis. Auch an anderen empfindlichen Stellen unseres Körpers können Warzen oder Krebs entstehen. Auch der Mund- und Rachenbereich gehört dazu. Durch Oralverkehr beispielsweise kann das Virus auf die Mundschleimhaut übertragen werden und Tumoren im Mund auslösen.

Humane Papillomaviren sind hochinfektiös

Viele HPV-Infektionen verlaufen symptomlos. Das macht sie noch unberechenbarer. "Schon die Berührung der Warzen reicht manchmal aus, um das Virus zu übertragen. Winzige Hautschüppchen können genügen." Gelangen HP-Viren auf Verletzungen - auch wenn sie noch so klein und unscheinbar sind – kann das Virus weitergegeben werden. Wie bei allen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) können Kondome das Ansteckungsrisiko verringern. Aber eine Garantie sind auch sie nicht, denn sie schirmen nicht alle wichtigen Hautstellen im Genitalbereich ab. 

Die Impfung gegen HPV ist eine Erfolgsstory

Merck-Wissenschafts-Konferenz "Curious Future Insight" in Darmstadt
Harald zur Hausen hat den Zusammenhang von Viren und Gebärmutterhalskrebs entdeckt und die Grundlage zur Entwicklung des HPV-Impfstoffs geschaffen. 2008 erhielt er dafür den Nobelpreis. Bild: DW/A. Freund

HP-Viren werden in der Regel zu 90 Prozent von Menschen mit gutem Immunsystem eliminiert. Aber wie bei allen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) gilt: Je früher eine Infektion erkannt wird, umso früher und damit umso besser kann sie behandelt werden.

Die beste Vorsorge ist die HPV-Impfung. In Deutschland wurden die ersten beiden HPV-Impfstoffe 2006 bzw. 2007 zugelassen. Gardasil und Cervarix beugen beide einer Infektion mit den Risikotypen HPV 16 und HPV 18 vor, die Krebs auslösen können. 2015 wurde ein weiterer Impfstoff zugelassen.

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt schon seit Jahren, dass Mädchen sich im Alter von neun bis 14 Jahren impfen lassen. Vor dem ersten sexuellen Kontakt liegt das Infektionsrisiko durch HP-Viren bei nahezu null. Mittlerweile gilt die Impfempfehlung auch für Jungen, denn auch sie können sich infizieren und das Virus weitertragen. "Durch den Impfstoff erreichen wir eine Schutzwirkung von über 95 Prozent gegen Tumoren und Tumorvorstufen. Deshalb ist es so wichtig, möglichst alle zu impfen", appelliert Brockmeyer. Die möglichen Nebenwirkungen sind im Vergleich zum Erfolg der Impfungen ein sehr geringes Übel. Eventuelle Rötungen und Schwellungen an der Impfstelle verschwinden nach wenigen Tagen wieder.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20.09.2018 und wurde am 25.11.2022 aktualisiert.