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Portrait 1. FC Köln

6. August 2010

Mit 51.528 Mitgliedern liegt der 1. FC Köln hinter Bayern, Schalke und Hamburg auf Platz vier der Bundesligavereine. Die Fans träumen von der Champions League, doch die großen Erfolge der Kölner liegen Jahrzehnte zurück.

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Meisterschaftsfeier 1978 des 1. FC Köln: OKUDERA (li.) mit DFB-Pokal und Dieter MUELLER mit Meisterschale.
Unvergessen: Das DoubleBild: picture-alliance/Sven Simon

Der 1. FC Köln im Jahre 2010 ist, gelinde gesagt, weit von den großen Erfolgszeiten entfernt. An den Glanz der 60er, 70er und späten 80er Jahren erinnern nur noch alte Fotos und Pokale im Vereinsmuseum und die ehemaligen Kölner Profis, die mittlerweile unterschiedlichste Funktionen im Verein übernommen haben. Wolfgang Overath zum Beispiel, Weltmeister von 1974. Er ist Klub-Präsident geworden. "Der 1. FC Köln gehört neben Bayern München, Hamburg, Schalke, Dortmund unter die ersten fünf oder sechs", sagte Overath bei seinem Amtsantritt 2004. "Und wir müssen international wieder mit dabei sein."

Die Realität heißt: Mittelfeld bis Abstiegskampf

Kölner Fans stürmen dern Rasen nach dem Aufstieg 2008 (Foto: AP/Hermann J. Knippertz)
Kölner wissen, wie man Aufstieg feiertBild: AP

International, das heißt Europa- oder Champions League. Ganz Köln träumt davon, einmal wieder gegen die ganz Großen der Fußballbühne bestehen zu können - in einem echten Pflichtspiel und nicht etwa im Rahmen der Saisonvorbereitung. Dabei ist es dem FC in der vergangenen Saison zumindest gelungen, im zweiten Jahr in Folge erstklassig zu spielen und nicht wieder den regelmäßigen Gang in die Zweitklassigkeit antreten zu müssen. An Aufstiegsfeiern sind die FC-Fans mittlerweile mehr gewöhnt als an Titelfreuden. Vier Mal ist der 1. FC Köln bislang ab- und wieder aufgestiegen. Kölner Visionen sehen da ganz anders aus. Wenn es um die aktuelle Saison geht, nimmt zum Beispiel Manager Michael Meier kein Blatt vor den Mund. "Das Minimalziel ist, vor Borussia Mönchengladbach zu stehen. Das nächste Ziel ist, Bayer Leverkusen anzugreifen." Bayer Leverkusen angreifen, das heißt auch, dass man mit dem Abstieg in dieser Saison nichts mehr zu tun haben will – am liebsten auch nicht mehr in der Zukunft.

Gründungsmitglied und erster Meister der Bundesliga

Bundeskanzler Ludwig Erhard (r) unterhält sich bei einem Empfang für den Deutschen Fußballmeister 1964, den 1.FC Köln, am 2.6.1964 im Palais Schaumburg in Bonn mit dem Fußballspieler Hans Schäfer. Links Hammersbach, in der Mitte Pott.
Kanzler Erhard ehrt den ersten Bundesliga-Meister 1. FC Köln - hier Hans SchäferBild: picture alliance/dpa

Am liebsten denkt man in Köln an die Vergangenheit, an die großen Erfolge, die schon so lang zurückliegen: Drei Mal Deutscher Meister - einmal vor der offiziellen Bundesligagründung und vier Pokalsiege. Zu Bundesligabeginn 1964 galt der 1. FC Köln als Vorbildverein und war unter seinem ersten Präsidenten Franz Kremer fortschrittlich aufgestellt und geführt. Das Vereinsheim "Geißbockheim" stand für moderne Vereinsstrukturen und die Erfolge der 60er Jahre verliehen dem FC den Beinamen "Real Madrid des Westens". Nach der ersten Meisterschaft im Jahr 1962 wurden die Kölner 1964 erster Meister der Bundesligageschichte und holten 1965 zum ersten Mal den DFB-Pokal. Ende der 70er feierte der 1. FC Köln den bis heute größten Triumph: Als Pokalsieger (1977) schafften sie 1978 sogar das Double aus Meisterschaft und Pokal. 1983 gewann der FC zum vierten Mal den DFB-Pokal – ausgerechnet gegen den Stadtrivalen Fortuna Köln. Der letzte große Titel seit mittlerweile 27 Jahren. Was folgte, waren ein verlorenes UEFA-Cup-Finale gegen Real Madrid und zwei Vizemeisterschaften unter Trainer Christoph Daum – unter anderem mit den späteren Weltmeistern von 1990, Pierre Littbarski, Bodo Illgner und Thomas Häßler. Der kleine Mittelfeldstar ist heute wieder im Verein tätig und erinnert sich zu gern an die alten Zeiten. "Leider hat es nie geklappt mit der Meisterschaft, aber es waren meine größten nationalen Erfolge. Ich werde das nie vergessen", so Häßler.

Häßler-Millionen und das ewige Kapitel Daum

Christoph Daum, Trainer des Fussball-Bundesligisten 1. FC Köln, verkleidet als Clown beim Rosenmontagszug (Foto: AP/Roberto Pfeil)
Daum sorgte nicht immer für KarnevalsstimmungBild: AP

Nach und nach geriet der Kölner Verein aber mehr und mehr als "Fahrstuhlmannschaft" und "Karnevalsverein" in die Schlagzeilen – wegen vieler kurioser Machenschaften der Vereinsspitze. So ist etwa bis heute unklar, wo die Millionen-Ablösesumme für den nach der WM scheidenden Thomas Häßler geblieben ist. Nicht erst seit dem ersten Vereinsabstieg 1998 ging es sportlich bergab, daran änderte auch die spektakuläre Rückkehr von Christoph Daum 2006 nicht mehr viel. Denn für Daum, der bei seinem ersten Engagement bei den Kölnern völlig überraschend während der WM 1990 entlassen worden war, war der ewige Kampf gegen den Abstieg auf Dauer zu wenig. Er kehrte dem FC kurzerhand wieder den Rücken und kehrte in die Türkei zurück. Inzwischen hat der zurückhaltende Kroate Zvonimir Soldo das Traineramt übernommen.

Mit Hennes VIII und Poldi in die Zukunft

Immerhin hat der 1. FC Köln mit seinem achten lebenden Maskottchen "Hennes" wieder einen Geißbock, der in seinem "Job" noch nie abgestiegen ist und mit Lukas Podolski einen Hoffnungsträger, der nach einem kurzen erfolglosen Abstecher zu den Bayern wieder zu seinem heißgeliebten Verein zurückgekehrt ist. Auch wenn "Prinz Poldi" seine Leistungen oft nicht abrufen konnte, lieben ihn die Fans wegen solcher Aussagen: "Dem Verein habe ich alles zu verdanken, er ist einmalig. Mein Herz bleibt immer noch an Köln hängen und das wird auch immer so bleiben."

Lukas Podolski lässt sich von denr Fans feiern (Foto: AP/Michael Probst)
Kölns Liebling: "Prinz Poldi"Bild: AP

Weil Nationalspieler Podolski in der der vergangenen Saison aber nur zwei Tore erzielte und mehr Kritik als Lob einsteckte, hofft man in Köln auf neue Höhenflüge. Man habe Podolski im vergangenen Jahr nicht richtig integrieren können, gibt Manager Meier zu, ist aber nach der erfolgreichen WM-Teilnahme seines Schützlings optimistisch. "Lukas Podolski hat für den 1. FC Köln Werbung betrieben und sich das Selbstbewusstsein wieder zurückgeholt, was er auch für sein Spiel braucht."

Mit frischem Schwung in die neue Saison - der 1. FC Köln hat sich neben Martin Lanig von VfB Stuttgart und dem brasilianischen Verteidiger Andrézinho vom portugiesischen Erstligisten Guimaraes mit eher unbekannten Neuzugängen verstärkt. Auch wegen der knappen Kasse setzen die Kölner zukünftig auf die eigene Jugend und haben unter anderem zwei der U17-Europameister in das Profiteam geholt, Bienvenue Basala-Mazana und Reinhold Yabo. Die Erwartungen der vielen Fans, die ihrem Verein auch in der Zweiten Liga die Treue hielten und sich an die großen Spiele ihres Lieblingsvereins kaum erinnern können, sind noch immer hoch. Und so wundert es nicht, wie Manager Meier auch noch heute seinen Verein sieht: "Den 1. FC Köln kennzeichnet neben der Tradition vor allem Leidenschaft und Erfolg."

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Arnulf Boettcher