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Sturmgewehr immer bereit

12. Februar 2011

Wer zur Schweizer Armee gehört, darf seine Waffe mit nach Hause nehmen. Das ist Tradition in der Schweiz, aber die könnte nun in einer Abstimmung gekippt werden. Besonders die Frauen halten es für zu gefährlich.

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Hütte vor einer Berglandschaft (Foto: DW)
Eine Idylle, die trügt?Bild: DW

Dass ein Schweizer ein Sturmgewehr in seinem Haus oder seiner Wohnung hat, ist nicht ungewöhnlich. Es ist eine Tradition, dass diejenigen, die in der Armee sind, ihre persönlichen Waffen erhalten und mitnehmen - um im Notfall einsatzbereit zu sein. Das betrifft männliche Schweizer, die älter als 19 Jahre und jünger als 30 sind. Diese Tradition bringe Probleme mit sich, sagen einige Schweizer, darunter Chantal Galladé. "Ich war elf, als mein Vater sich mit seiner Armeewaffe erschossen hat."

Für mehr Sicherheit

Galladé (Foto: Das Schweizer Parlament)
Chantal Galladé kämpft gegen Waffen im HausBild: Das Schweizer Parlament

Solche Vorfälle gebe es häufig, sagt die Parlamentarierin. Doch es werde kaum darüber gesprochen. "Es ist ein Tabu-Thema." Dabei würden in der Schweiz europaweit die meisten Selbstmorde mit Waffen verübt, so die Verbindung der Schweizer Ärzte. Sie unterstützt die Kampagne, die Galladé ins Leben gerufen hat: Sie verlangt, dass Waffen in Arsenalen aufbewahrt werden - und nicht im Haus oder in der Wohnung.

Die Tradition, die Waffen zu Hause aufzubewahren, um im Notfall sofort einsatzbereit zu sein, sei längst überholt, so Jacques de Haller von der Verbindung der Ärzte. "Wir werden die Schweiz nicht vom Küchenfenster oder dem Hinterhof aus gegen die Rote Arme verteidigen müssen." Und auf seiner Seite stünden die Statistiken: Es gebe hunderte von Selbstmorden in dem kleinen Land. "Wir könnten jedes Jahr 60, 70, vielleicht sogar 100 Prozent dieser Todesfälle verhindern" - wenn die Waffen nicht griffbereit wären.

Kontroverses Thema

Waffen stehen an einer Kasernenwand (Foto: picture-alliance/keystone)
Jedem seine Waffe: eine Schweizer TraditionBild: Picture-Alliance/KEYSTONE

Doch es ist nicht einfach, eine solche Tradition zu ändern: Die Schweizer Armee ist eine nationale Institution. In einer emotionalen Fernsehdebatte warnte Verteidigungsminister Ueli Maurer davor, dass die Kampagne das Militär untergraben könnte. "Der Staat fordert von mir und von den anderen Männern, dass wir unser Leben dafür geben, die Freiheit in unserem Land zu verteidigen. Ich habe das geschworen, als ich in der Armee war. Und jetzt sagt der gleiche Staat, dass man uns unsere Waffen nicht anvertrauen kann." Wenn der Staat seinen Bürgern nicht mehr vertraue, laufe etwas schief, so Maurer.

Das Ergebnis der Abstimmung am Sonntag (13.02.2011) wird aktuellen Umfragen zufolge sehr knapp ausfallen. Es ist die Entscheidung zwischen einer langjährigen Tradition, auf die viele stolz sind, und einer neuen Schweizer Armee, die in den Augen vieler für mehr Sicherheit in den Häusern sorgen würde.

Autorin: Imogen Foulkes/ Julia Kuckelkorn
Redaktion: Fabian Schmidt