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Geheuchelte Eintracht in Frankfurt

14. April 2018

Einen Tag nach dem Wirbel um den Wechsel von Trainer Niko Kovac zum FC Bayern kassiert Eintracht Frankfurt eine bittere Niederlage in Leverkusen. Besteht wirklich kein Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen?

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Fussball Bundesliga - Eintracht Frankfurt Niko Kovac
Bild: picture alliance/AP Photo/M. Meissner

Es wirkte wie einstudiert. Sowohl Eintracht Frankfurts Noch-Trainer Niko Kovac als auch Sportvorstand Fredi Bobic wiesen den Eindruck entschieden zurück, dass der Wirbel um die überraschende Bekanntgabe des Kovac-Wechsels zum FC Bayern am Freitag mit zu der 1:4 (1:1)-Klatsche bei Bayer 04 Leverkusen beigetragen haben könnte. Und doch sah man sowohl dem Coach, als auch dem Manager an, dass die Geschehnisse der vergangenen anderthalb Tage nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen waren. Am Vortag hatte Bobic noch mit deutlichen Worten Richtung München gewettert: "Die Vorgehensweise halte ich für extrem bedenklich und auch respektlos."

Leistungseinbruch in der zweiten Hälfte

Schließlich trat die Eintracht am Samstag bei einem direkten Konkurrenten um einen durchaus möglichen Champions-League-Startplatz an. "Es gibt kein Alibi", versicherte Kovac vor der Partie. Er und sein Team hätten "genauso akribisch gearbeitet wie die Wochen zuvor auch". In der Tat begannen die Frankfurter sehr konzentriert. Bayer 04 hatte Schwierigkeiten, ins Spiel zu kommen. Selbst der Führungstreffer der Leverkusener durch Julian Brandt (20.) brachte die Eintracht nicht aus dem Konzept. Nach einem fein ausgespielten Konter gelang Marco Fabian (23.) fast postwendend der Ausgleich. Seine Mannschaft sei im ersten Durchgang die bessere Mannschaft gewesen, befand Kovac hinterher. Im zweiten Durchgang fiel sie jedoch unerklärlichweise auseinander - und Bayer-Stürmer Kevin Volland sorgte mit einem Hattrick (71., 77., 88.) für die klare Niederlage der Eintracht.

Fußball Bundesliga Bayer Leverkusen vs. Eintracht Frankfurt 2:1 Tor
Volland erzielt das 2:1 für Leverkusen, Eintracht Torwart Hradecky ist chancenlosBild: Imago/M. Volkmann

"Komische Woche"

"Es ist natürlich einen komische Woche gewesen", räumte Frankfurts Torwart Lukas Hradecky nach dem Abpfiff ein. "Im Fußball passiert viel in kürzester Zeit. Vielleicht hatte es Einfluss auf unser Spiel, vielleicht nicht." Manager Bobic reagierte auf eine entsprechende Reporter-Frage gereizt: "Jeder versucht, das Ergebnis in Kombination zu bringen. Das ist für mich billig." Auch Kovac bestritt, dass der Trubel des Vortags Spuren hinterlassen habe. Er habe sich während des Spiels auf der Trainerbank "ganz normal" gefühlt, „ob Sie es mir glauben oder nicht", sagte der 46-Jährige. "Wir haben alles gegeben. Ich kann meinen Jungs keinen Vorwurf machen. Heute hat der Bessere gewonnen. Mein Seelenleben ist genauso gut wie vorher und wird auch morgen genauso gut sein."

Muss Kovac schon früher gehen?

Am Mittwoch steht mit dem Pokal-Halbfinale beim FC Schalke 04 bereits das nächste Schlüsselspiel für die Eintracht an. In Frankfurt wird spekuliert, dass Kovac möglicherweise schon vor dem Saisonende seine Koffer packen muss. Vorstandsmitglied Axel Hellmann weigerte sich, auf die Frage zu antworten, ob er von dem Trainer persönlich enttäuscht sei, und verwies auf Bobic. Der räumte immerhin ein, dass sein Verhältnis zu Kovac "vielleicht ein bisschen getrübt" sei.

München bestreitet Kovac-Leck

Meister FC Bayern wies übrigens Bobics Vorwurf zurück, die Nachricht über die Verpflichtung Kovacs an die Presse gestreut zu haben. "Es kamen vonseiten der Bayern keine Informationen nach außen. Absolut nicht", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Ich finde, dass der FC Bayern sich sehr fair verhalten hat. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Frankfurt hat jetzt Monate Zeit, einen Nachfolger zu suchen." Bayern-Präsident Uli Hoeneß wurde noch deutlicher: Bobics Verhalten sei "unverschämt" gewesen, "eine Schweinerei".

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter