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Geiselnahme in Berlin

20. August 2002

Bewaffnete Mitglieder der irakischen Opposition haben am Dienstagnachmittag die irakische Botschaft in Berlin-Zehlendorf gestürmt und mehrere Menschen in ihre Gewalt gebracht.

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Spezialkräfte der Polizei auf dem Weg zur BotschaftBild: AP

Nach Angaben der Polizei wurde ein Mitarbeiter der Botschaft leicht verletzt, als die Geiselnehmer mit Reizgas in das Gebäude eindrangen. Der Verletzte durfte die Vertretung verlassen. Die übrigen Geiseln, mindestens vier Menschen, wurden am späten Nachmittag (20. August 2002) noch in der Vertretung festgehalten. Unter ihnen befand sich auch Geschäftsträger Schamil Mohammed.

Telefonat mit DW-TV-Reporter

Die Geiselnehmer, nach Schätzungen der Polizei vier bis fünf Personen, bezeichneten sich in einem Bekennerschreiben als Mitglieder der "Demokratischen Irakischen Opposition Deutschlands". DW-TV-Reporter Mustafa Issaid gelang es, ein Telefonat mit den Geiselnehmern zu führen. Sie sagten ihm, sie würden friedlich mit den Botschafts-Angehörigen zusammensitzen und diskutieren. "Sie bezeichneten die Aktion als Befreiung eines Stücks Iraks von der Diktatur," so Issaid. Die Angreifer hätten ihm weiter gesagt, sie würden "symbolisch im Namen der 20 Millionen Iraker handeln, die tagtäglich von der Regierung gefoltert und getötet werden".

Gelände abgeriegelt

Die Polizei riegelte das Gelände weiträumig ab, Polizisten mit Maschinenpistolen und kugelsicheren Westen gingen in Stellung. Polizeisprecher Jörg Nittmann sagte, man warte darauf, dass ein Repräsentant Iraks die Erlaubnis gebe, das Gelände zu betreten. Dann solle das Sondereinsatzkommando vorrücken.

Die Geiselnehmer hatten die Botschaft um 14.26 Uhr gestürmt und nach Angaben der Polizei mehrere Menschen mit Waffen bedroht. Bei der Polizei ging unmittelbar darauf ein Notruf von Anwohnern ein. Sie löste einen Großeinsatz aus.

Unbekannte Gruppe

Die "Demokratische Irakische Opposition Deutschlands" ist nach Erkenntnissen von Experten in Deutschland bisher nicht in Erscheinung getreten. "Es handelt sich wahrscheinlich um eine Splittergruppe". Das sagte der Leiter des Nahost-Programms der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, Volker Perthes. Die bekannten und in Deutschland agierenden Oppositionsgruppen – hauptsächlich kurdische Parteien - neigten nicht zu entsprechenden Taten.

Bundesregierung verurteilt Tat

Die Bundesregierung hat die Geiselnahme in der irakischen Botschaft in Berlin verurteilt. "Die Verletzung der diplomatischen Immunität der Botschaft der Republik Irak ist völkerrechtswidrig und nicht hinnehmbar", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Michaelis. Außenminister Joschka Fischer lasse sich laufend über die aktuelle Entwicklung unterrichten. AP/(pg)