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Geld ohne Grenzen

Karl Zawadzky28. Januar 2008

Am Montag startet der einheitliche Zahlungsverkehr für Europa: SEPA - Single Euro Payments Area. Banken preisen das System als große Erleichterung, für Unternehmen wie Privatkunden.

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Überweisungsformular (Quelle: dpa)
Mit SEPA sollen Geldtransfers innerhalb Europas kinderleicht werdenBild: picture-alliance

Nicht weniger als 490 Millionen Europäer bekommen mit SEPA ein einheitliches Instrument für ihre Bankgeschäfte - im jeweiligen Inland, aber auch grenzüberschreitend. Am Montag (28.1.2008) geht das neue System an den Start. Und das unabhängig davon, ob die Länder den Euro eingeführt haben. Mit dabei sind auch die weiteren Länder des Europäischen Wirtschaftsraumes Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Die bisherigen nationalen Zahlungsinstrumente wie Überweisungen, Lastschriftverfahren sowie Bank- und Kreditkartentransfers bleiben zunächst noch für eine Übergangszeit erhalten.

Bankenverbandschef schwärmt von SEPA

Hans-Joachim Massenberg, Bundesverband Deutscher Banken (Pressefoto)
Freut sich auf's Geld ohne Grenzen: Hans-Joachim Massenberg vom Bundesverband Deutscher BankenBild: BDB

Hans-Joachim Massenberg, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken, geht davon aus, dass spätestens 2015 nur noch die europaweit einheitlichen Formulare und Regeln gelten. "SEPA wird viele Vorteile für Wirtschaft und Verbraucher bieten." Der EU-Binnenmarkt käme durch den einheitlichen Zahlungsverkehrsraum ebenfalls einen entscheidenden Schritt voran.

Noch bunte Vielfalt in Sachen Geldtransfer

Derzeit wickeln die Bürger, die Unternehmen sowie die öffentlichen Verwaltungen in der Europäischen Union pro Jahr rund 60 Milliarden Transaktionen über ihre Bankkonten ab. Fast ein Viertel aller Transaktionen entfällt auf Deutschland, das bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste EU-Land. Dabei sind die Finanztransfers in Europa heute noch von einer Vielzahl unterschiedlicher Systeme, Konventionen und Rechtsvorschriften geprägt. Jedes Land verfügt über eigene technische Standards.

Kreditkarten (Quelle AP)
Die Briten lieben ihre KreditkartenBild: AP

Hinzu kommen ganz unterschiedliche Nutzungen zum Beispiel von Überweisungen, Lastschriftverfahren und Schecks. In Frankreich wird noch sehr oft per Scheck bezahlt, in Deutschland kaum noch. Dafür hat das Lastschriftverfahren in Deutschland - etwa bei der Miete oder der Stromrechnung - einen fast doppelt so hohen Anteil an den Finanztransaktionen wie im europäischen Durchschnitt. In Portugal und Griechenland sind Lastschriftverfahren weitgehend ungenutzt. Zahlungen per Karte sind in Großbritannien am beliebtesten.

"Einfacher und besser, billiger und schneller"

Mit SEPA werde das alles einfacher und besser, versichert Finanzfachmann Hans-Joachim Massenberg. Zukünftig könnten Bürger, Unternehmen und öffentliche Verwaltungen bargeldlose Euro-Zahlungen von einem beliebigen Konto vornehmen. "Dann können sie einheitliche Zahlungsinstrumente ebenso einfach, effizient und sicher einsetzen, wie sie es schon heute auf nationaler Ebene gewohnt sind." Das Ziel sei ein integrierter Markt, in dem letztlich nicht zwischen grenzüberschreitenden und nationalen Zahlungen unterschieden werde."

Dafür sollen eine internationale Kontonummer (IBAN), eine internationale Bankleitzahl (BIC) sowie einheitliche Formulare verpflichtend eingeführt werden. Innerhalb der Euro-Zone wird das seit 2003 bei der EU-Standardüberweisung bereits praktiziert. Die neuen Regeln gelten für Überweisungen, für den Gebrauch von Bank- und Kreditkarten sowie für das Lastschriftverfahren. Dabei wird ganz neu der grenzüberschreitende Lastschrifteinzug eingeführt. Beim europaweiten Gebrauch von Bank- und Kreditkarten soll es keinen Unterschied zum Einsatz im Heimatland mehr geben.

Grenzüberschreitende Zahlungen in Euro sollen von den Banken zu den gleichen Gebühren abgewickelt werden wie Zahlungen im Inland. Weiterer Vorteil: Die Zahlungen sollen genauso schnell, sicher und komfortabel laufen wie im Inland. Einen Nutzen haben auch die multinationalen Unternehmen, die künftig ihren Zahlungsverkehr nicht mehr über Konten ihrer Landesgesellschaften abwickeln müssen, sondern mit einem Konto für ganz Europa auskommen. Jeden Abend wissen diese Firmen künftig ihren Kontostand in ganz Europa, ohne dafür eine Vielzahl von Konten abrufen zu müssen.

Mehr Transparenz

SEPA wird den Wettbewerb zwischen den europäischen Banken und Sparkassen weiter ankurbeln. Die Preise werden transparenter. Der gesamte Eurozahlungsverkehr kann künftig über ein beliebiges Konto in Europa abgewickelt werden. Die Banken würden deshalb künftig noch stärker um ihre Geschäfts- und Privatkunden werben müssen, sagt Bundesbank-Vorstandsmitglied Hans Georg Fabritius. "Und Attraktivität erreicht man bekanntlich nur über Leistung und Preise."

Was nach einem Versprechen für die Verbraucher klingt, ist noch lange nicht ausgemachte Sache. Die Einführung von SEPA wird Banken und Sparkassen ja auch Geld kosten. Und über Preise und Gebühren entscheiden sie selbst. Es klingt auch ein wenig nach Appell, wenn Fabritius betont, der Wettbewerb werde die europäischen Kreditinstitute zu preiswerten Angeboten zwingen. "Die SEPA-Idee würde natürlich bereits dann empfindlich beschädigt, wenn die Nutzer SEPA mit einem Preisschub verbinden."

Die Verbraucher können sich aber erst einmal zurück lehnen. Sie können schauen, was ihnen ihr Institut an Verbesserungen anbietet. Zunächst werden nämlich die alten Zahlungssysteme weitergeführt. Ein Ende dieser Parallelwirtschaft ist noch nicht absehbar. SEPA wird nur Erfolg haben, wenn auch die Kunden das System annehmen.