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Geld-Wahnsinn in der Premier League

Jan Hänel (mit sid, dpa)2. September 2015

Die Premier League stellt mit 1,185 Milliarden erneut einen Transfer-Rekord auf. Die Bundesliga hingegen landet nur auf Platz vier weit hinter den Engländern. Ein Leverkusener warnt vor den Folgen.

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Yaya Toure von Manchester City schreit mit offenem Mund (Foto: Alex Livesey/Getty Images)
Bild: Alex Livesey/Getty Images

Im Milliarden-Monopoly auf dem Transfermarkt hat die englische Premier League einen weiteren Rekord aufgestellt und den Rest von Fußball-Europa erneut weit hinter sich gelassen. Mit Ausgaben von rund 1,185 Milliarden Euro investierten allein die 20 Erstligisten von der Insel in ihrer Sommer-Transferperiode etwa 48 Millionen mehr in neue Spieler als noch im Vorjahr. Damit ließ die Premier League sich ihr neues Personal dreimal soviel kosten wie die Bundesliga, die für ihre Sommer-Neuzugänge nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte 395 Millionen Euro ausgab. "Es ist Wahnsinn, was da passiert. Aber Geld hat auch noch keine Titel gewonnen", hatte Weltmeister Jerome Boateng schon vor Transferschluss über den Kaufrausch der englischen Vereine gesagt.

Serie A und Primera Division

Selbst die italienische Serie A, die in diesem Sommer tief in die Tasche griff, war mit Ausgaben von 551 Millionen Euro nicht mal annähernd konkurrenzfähig mit der englischen Premier League. Dabei nutzte Meister Juventus Turin großzügig das unter anderem für Arturo Vidal eingenommene Geld, Inter und der AC Mailand investierte im Bemühen um die Rückkehr an die Spitze viele Millionen in Spieler.Auf Platz drei folgte die Primera Division aus Spanien mit 545 Millionen Euro. Grund für den großen Abstand zur Premier League dürfte dabei wohl auch sein, dass der FC Barcelona wegen des Transferverbots der FIFA erst im Winter wieder richtig investieren darf und auch Real Madrid keinen neuen "Galactico" holte.

Manchester City's Investitionen

Teuerster Sommer-Transfer war daher Deutschlands Fußballer des Jahres Kevin De Bruyne, der für knapp 75 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg zu Manchester City wechselte. City allein gab insgesamt 218 Millionen Euro für neue Profis aus, so viel wie nie zuvor ein englischer Klub während einer Transferperiode und mehr als die Hälfte als die ganze Bundesliga investierte. Im Vorjahr hatte ManCity sich noch rund 66 Millionen Euro beschränken müssen, weil Europas Dachverband UEFA dem Scheich-Club wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay ein Ausgabenlimit gesetzt hatte. Diesmal konnte City wieder auf ganz große Shopping-Tour gehen und brach mit Raheem Sterling (62 Millionen Euro) und De Bruyne gleich zweimal seinen Vereins-Transferrekord.

Kevin De Bruyne im Trikot von Wolfsburg (Foto: David Rogers/Getty Images)
Kevin De Bruyne war der teuerste Spieler dieses SommersBild: Getty Images/D. Rogers

Der teuerste Teenager und TV-Einnahmen

Stadtrivale United machte dafür wenige Stunden vor Schluss der Wechselfrist das 19 Jahre alte Talent Anthony Martial vom AS Monaco mit einer Ablöse von mindestens 49 Millionen Euro zum teuersten Teenager der Fußball-Welt. "Die treibende Kraft dahinter sind das Wachstum und die Verteilung der Übertragungsrechte der Liga", erklärte Deloitte-Analyst Alex Thorpe. So mancher Verein handelte dabei wohl bereits im Vorgriff auf den neuen TV-Traumvertrag, der den Premier-League-Clubs von der kommenden Saison an drei Milliarden Euro pro Jahr garantiert. Selbst der Tabellenletzte kann aus dem TV-Topf 135 Millionen Euro verplanen. Zum Vergleich: Der FC Bayern kassierte als deutscher Meister in der Vorsaison 50,6 Millionen Euro an Fernsehgeld.

Anthony Martial im Trikot des AS Monaco (Foto: Andrew Matthews/PA)
Anthony Martial ist der teuerste Teenager in der FußballgeschichteBild: picture alliance/empics/A. Matthews

Kritik und wenige Sorgen bei den Deutschen Klubs

Der Münchner Sportvorstand Matthias Sammer warnt jedoch vor Panikmache. "Sollen wir kapitulieren? Ich kann diese Diskussion nicht verstehen", sagte Sammer und riet den Bundesliga-Clubs, eher die Chancen als die Gefahren des veränderten Transfermarkts zu sehen. Bayer Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade sagte der "Sport Bild" sogar: "Die Premier League wird später Probleme bekommen, wenn sie ihre überbezahlten Profis nicht mehr loswird, weil in Europa kein anderes Land in der Lage ist, die Gehälter zu bezahlen, die in England verdient werden." Für Schade ist daher klar: "Da wird die Premier League dann vom eigenen System gefressen."