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Politik

"Weniger Atomkriegsgefahr nach Trump-Rückzug"

24. Januar 2021

Noam Chomsky gilt als einer der führenden Intellektuellen der USA. Der 92-Jährige hat nun eine Bilanz der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump gezogen. Und die fällt verheerend aus.

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Linguist Noam Chomsky
Gelehrter Chomsky: "Ein Wettlauf in die Katastrophe"Bild: Heuler Andrey/AFP

Unter Präsident Donald Trump war nach Ansicht von Noam Chomsky "die gefährlichste Regierung der Weltgeschichte" am Werk. Es gebe keine andere politische Figur in der Geschichte, die ihre Hauptanstrengungen dem Versuch gewidmet habe, die Aussichten für menschliches Leben auf der Erde zu zerstören, sagte der US-Gelehrte dem in Bremen erscheinenden "Weser-Kurier": "Nicht Dschingis Khan, nicht Attila der Hunne, niemand, der mir einfällt."

Trump sei einzigartig gewesen, fügte Chomsky hinzu. Dieser habe in seiner am Mittwoch zu Ende gegangenen Amtszeit sehr hart daran gearbeitet, die Nutzung fossiler Brennstoffe zu maximieren und die Regulierungen zu beseitigen, die deren Auswirkungen etwas abgemildert hätten. "Es war ein Wettlauf in die Katastrophe. Und die Trump-Regierung wusste genau, was sie tat."

Zunehmende Bedrohung

Chomsky (92) ist emeritierter Professor für Linguistik, einer der weltweit bekanntesten linken Intellektuellen und seit den 1960er-Jahren einer der prominentesten Kritiker der US-Politik. Ihm zufolge hat auch die Bedrohung durch einen Atomkrieg in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

"Es gab ein Rüstungskontrollregime, das über fast 60 Jahre mühsam aufgebaut wurde", so Chomsky. "Aber Trump hat es demontiert. Es ist fast vollständig weg." Darüber hinaus hätten der gerade aus dem Amt geschiedene US-Präsident - aber auch andere - die Entwicklung neuer und weitaus gefährlicherer Atomwaffen initiiert. Kombiniert mit provokativen Aktionen in vielen Teilen der Welt und einer Reihe von ungerechtfertigten Angriffen auf den Iran habe dies die Gefahr eines Atomkriegs stark erhöht.

USA Washington | Donald Trump beim Verlassen des Weißen Hauses (20.01.2021)
Präsident Trump beim Verlassen des Weißen Hauses (am Mittwoch): Demontage des Rüstungskontrollregimes?Bild: Alex Brandon/AP Photo/picture alliance

Seit Trump mit seinem Ausscheiden aus dem Amt auch die Kontrolle über die US-Atomwaffen aus der Hand gegeben habe, sei die Welt "wahrscheinlich ein bisschen sicherer geworden", fügte Chomsky hinzu. Denn Trump sei unberechenbar gewesen. "Es wäre doch möglich gewesen, dass er in einem Anfall von psychotischer Angst plötzlich sagt: 'Okay, ich mache es!'"

Die ersten Schritte des neuen US-Präsidenten Joe Biden bezeichnete Chomsky als ermutigend. Aber es gebe viele Probleme, die zu bewältigen seien. Bidens eigene Programme reichten bei Weitem nicht aus, um mit den beiden wichtigsten Problemen fertig zu werden, die das Überleben der Menschheit gefährdeten: die wachsende Bedrohung durch einen Atomkrieg und die Umweltkatastrophe.

AR/ml (epd, Weserkurier)