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Gemüse für Astronauten direkt aus dem All

23. August 2019

Tomaten, Gurken oder Kräuter, angebaut in einem Gewächshaus, das an Raumstationen angedockt werden kann? Deutsche Forscher haben ein entsprechendes Konzept zur Gemüseversorgung bemannter Weltraummissionen vorgelegt.

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Bremen| EDEN Initiative der Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt: Gewächshaus fürs All auf Kontrollbildschirmen
Vorstellung des Gewächshauses "Eden-ISS"Bild: picture-alliance/dpa/DC. Jaspersen

Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des beteiligten Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts für Polarforschung (AWI) haben das von ihnen konzipierte Gewächshausmodul vorgestellt, mit denen bei möglichen bemannten Weltraummission auf Mond oder Mars die Ernährung der Astronauten deutlich verbessert werden könnte. Das bei einer Animation in Bremen präsentierte Weltraumgewächshaus besteht aus einem Modul, das auf eine Länge von 13 Metern entfaltbar wäre. Es könnte mit einer kommerziellen Falcon-9-Rakete ins All transportiert werden.

Der Leiter des "Eden-ISS" genannten Projekts, Daniel Schubert, kündigte an, dass das DLR in fünf Jahren einen ersten Prototyp präsentieren werde. Für den Bau müssten jedoch erst noch die Mittel beantragt werden. Laut DLR hätte die Hightech-Anlage eine Anbaufläche von rund 30 Quadratmetern für Obst und Gemüse in einem völlig geschlossenen System. Sie könnte rund 90 Kilogramm Nahrung pro Monat liefern.

Antarktis | Raumfahrtingenieur Paul Zabel in einem speziellen Gewächshaus für das All
"Gärtner in der Antarktis" - Raumfahrtingenieur Paul Zabel im Prototyp des "Eden-ISS"-GewächshausesBild: picture-alliance/dpa/DLR

Ein Hightech-Biofiltersystem könnte dabei aus Bioabfällen und dem Urin der Astronauten sogar eine Düngerlösung produzieren, die die Pflanzenzucht antreibt. Auf diese Weise entstünde dann ein "fast vollständig bio-regeneratives Lebenserhaltungssystem".

Langzeit-Vorversuch in der Antarktis

Die Experten stützen sich auf Erfahrungen mit einem speziell entwickelten Gewächshaus nahe der Polarforschungsstation Neumayer III in der Antarktis. Ein DLR-Forscher hatte dort Gemüse unter Extrembedingungen wachsen lassen. Bei Außentemperaturen von bis zu minus 45 Grad gelang es ihm, über 270 Kilogramm Salat, Tomaten, Gurken, Radieschen, Kohlrabi und Kräuter zu ernten. Die Pflanzen wuchsen auf einer Anbaufläche von 13 Quadratmetern ohne Erde, Tageslicht und Pestizide in einem geschlossenen Kreislauf. In den Genuss des in der Nähe des Südpols geernteten Frischgemüses kam die auf der Neumayer III überwinternde Crew.

Auch in Wüsten einsetzbar

Das "Eden-ISS"-Projekt zielt auf die Entwicklung von Anbausystemen für Nutzpflanzen auf langen Weltraummissionen. DLR und AWI spekulieren aber auch auf Einsätze auf der Erde, etwa in sehr lebensfeindlichen Gegenden wie Wüsten und arktischen Regionen. Denkbar sei zunächst auch ein ganz praktischer Einsatz etwa an Bord des AWI-Eisbrechers "Polarstern" auf dessen Expeditionen.

Mit Blick auf die Neumayer III zeigten sich DLR und AWI hochzufrieden mit der Gemüseproduktion. Unter anderem hoben sie die positiven psychologischen Auswirkungen hervor, die die Versorgung mit  frischer Pflanzenkost auf die Crew gehabt habe. Das frische Grün habe die Stimmung der neun Überwinterer der Station sichtlich angehoben, sagte Paul Zabel, der "Gärtner" in dem arktischen "Eden-ISS"-Gewächshaus.

qu/rb (afp, dpa)