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George Clooneys "The Monuments Men"

Jochen Kürten20. Februar 2014

Erst Blitzlichtgewitter auf der Berlinale, jetzt auch im Kino. George Clooneys Film "The Monuments Men" erzählt die Geschichte der von den Nazis geraubten Kunst, leider aber nur an der Oberfläche.

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George Clooney bei der Berlinale 2014 (Foto: Entertainment)
Bild: Reuters

Und wieder kamen sie in Mannschaftsstärke. Wie schon bei der Eröffnung der Berlinale, als ein ganzes Dutzend bekannter Darsteller aus Hollywood "The Grand Budapest Hotel" präsentierte, schien auch bei der Premiere von "The Monuments Men" der Platz auf der Bühne nicht auszureichen. Sowohl bei der Pressekonferenz, als auch bei der abendlichen Galavorführung kamen Journalisten und Fans aus dem Staunen nicht heraus. So präsent war Hollywood schon lange nicht mehr beim größten deutschen Filmfestival.

Platznot auf dem Roten Teppich

Regisseur und Hauptdarsteller George Clooney hatte Matt Damon mitgebracht und Bill Murray, John Goodman und Bob Balaban und einige andere mehr. Dazu aus Paris den neuen Star des französischen Kinos Jean Dujardin. Aus Deutschland war Justus von Dohnányi dabei. "The Monuments Men" wurde zu großen Teilen in Deutschland gedreht, in den Babelsberger Filmstudios und im Harz. So hatten auch deutsche Schauspieler wieder ein paar Nebenrollen ergattert. Geballte Starpower also bei der 64. Berlinale - auf dem Roten Teppich wurde es eng.

Doch der Film kam nicht so gut an. Buhrufe nach der Pressevorführung. Abends war das anders. Da war man freundlicher. Gäste aus Hollywood buht man nicht aus. Zumal, wenn es sich um so einen Sympathen wie George Clooney handelt. Wo immer der Star auftaucht bei den großen Festivals der Welt, ob in Venedig, in Cannes oder jetzt in Berlin, immer steht er im Mittelpunkt.

Darsteller von The Monuments men posieren vor Fotografen (Foto: REUTERS/Thomas Peter (GERMANY - Tags: ENTERTAINMENT TPX IMAGES OF THE DAY)
Starpower aus Hollywood bei der BerlinaleBild: Reuters

Ein kluger Frauenschwarm

Clooney ist derzeit sicherlich einer der beliebtesten Stars des internationalen Kinos, beliebt nicht nur bei der Damenwelt. Clooney steht aber inzwischen für mehr. Mit seinen engagierten Regiearbeiten und einigen klugen Auftritten in kritischen Politthrillern hat sich der Schauspieler in den letzten Jahren verdientermaßen den Ruf erworben, so etwas wie das linke Gewissen Hollywoods zu sein. Manche sehen in ihm den legitimen Nachfolger Robert Redfords - blendend aussehend und dazu noch mit dem Herz auf dem rechten Fleck.

"The Monuments Men" erzählt die authentische Geschichte einer amerikanischen Spezialeinheit, die es sich in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges zur Aufgabe gemacht hatte, Kunstschätze zu sichern. Zunächst sollten vor allem durch das Kriegsgeschehen bedrohte Bauwerke geschützt werden. Doch die Aufgabe der Monuments Men änderte sich zusehends. Es ging dem amerikanischen Kunstoffizier George Stout (im Film verkörpert von Clooney) und seinen Männern vor allem um das Aufspüren wertvoller Gemälde und Skulpturen.

Szene aus "The Monuments Men" (Foto: Verleih/Berlinale)
Wie kommt man an die von den Nazis geraubte Kunst? Szene aus "The Monuments Men"Bild: 2013 Twentieth Century Fox

Kunst-Raubzüge der Nazis

Die Nationalsozialisten hatten bei ihren Eroberungszügen in Ost und West, aber auch innerhalb Deutschlands, hundertausende von Kunstwerken geraubt. Alle Großen der Kunst waren dabei: Michelangelo und da Vinci, Raffael und Dürer, auch Monet, Picasso und Matisse. Ein Teil der Werke, die Altmeisterlichen vor allem, sollten einmal in einem von Adolf Hitler geplanten monumentalen Museum in der österreichischen Stadt Linz ausgestellt werden.

Dazu kam es bekanntermaßen nicht. Als sich die Niederlage abzeichnete, lagerten die Nazis die zuvor erbeutete Kunst in Salzstöcken und Bergwerksstollen ein. Sie sollten dort wohl im letzten Moment zerstört werden: Wenn schon der Krieg verloren war, so sollten auch die Alliierten nicht an die Kunstschätze gelangen - so die perfide Politik der "verbrannten Erde".

John Goodman, George Clooney und Jean Dujadin in Berlin (Foto: Andreas Rentz/Getty Images)
John Goodman, George Clooney und Jean Dujardin in BerlinBild: picture-alliance/dpa

Der Fall Gurlitt bringt dem Film viel Aufmerksamkeit

Als Clooney und sein Filmteam "The Monuments Men" im vergangenen Jahr an verschiedenen Orten in Deutschland drehten, ahnte noch niemand, welch herausragende Bedeutung das Thema Raubkunst einmal erhalten sollte. Der "Fall Gurlitt" sollte alles ändern. Nachdem in der Wohnung des Sohnes eines für die Nazis arbeitenden Kunsthändlers mehr als Tausend Kunstwerke gefunden worden waren, eroberte das Thema die Medien.

Als "Wahnsinn" bezeichnete Clooney dann auch den Gurlitt-Fund vor der internationalen Berlinale-Presse. Das Thema werde wohl aktuell bleiben: "Die Rückgabe von Raubkunst ist eine Sache, die uns weiter beschäftigen wird, man wird auch weiterhin Kunst in Kellern finden, die den Menschen nicht gehört", so der US-Star.

Filmszene aus "The Monuments Men" (Foto: Verleih/Berlinale)
"The Monuments Men" in Action - eine FilmszeneBild: 2013 Twentieth Century Fox

Künstlerischer Flop

So wichtig das Thema auch ist und so schön für die Berlinale, dass Clooney und seine Stars in die deutsche Hauptstadt gekommen sind - aus künstlerischer Sicht ist "The Monuments Men" ein Desaster. Er habe keinen patriotischen Film machen wollen, sagte Clooney in Berlin. In seiner extrem oberflächlichen Dramaturgie ist er aber genau das geworden. "Ich wollte einen Film machen über Menschen, die etwas gewagt und zum ersten Mal getan haben - dieses Mal hat der Gewinner nicht alles behalten, sondern Dinge zurückgegeben." Das Ziel war ehrenwert - das Ergebnis bitter enttäuschend.

Schon die literarische Vorlage, das Sachbuch von Robert Edsel gleichen Titels, war eine populärwissenschaftliche Darstellung der Ereignisse. Doch Edsel kam zumindest das Verdienst zu, das Thema Raubkunst bei einem breiten Publikum bekannt gemacht zu haben. Die Filmversion fügt dem nun nichts hinzu. Im Gegenteil. Es ist eine Art von Hollywood-Kino, wie wir sie vor 30 bis 40 Jahren einmal hatten: naiv und patriotisch, dramaturgisch dünn und lediglich auf den Effekt hin inszeniert. Der Geschehnisse des 2. Weltkrieges verkommen zur Kulisse für platte Späße und ein bisschen Action.

George Clooney in Berlin (Foto: Daniel Naupold/dpa)
Everybodys Darling - George Clooney vor der PresseBild: picture-alliance/dpa