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Gericht: Ungarn muss Whistleblower ausliefern

5. März 2019

Rui Pinto soll an sein Heimatland Portugal überstellt werden. Dies entschied ein Gericht in Budapest. Der durch die "Football Leaks" bekannte Enthüller fürchtet nach eigenem Bekunden um sein Leben.

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Fussball Internet-Plattform Football Leaks
Bild: picture alliance/dpa/H. Schmidt

Der in Ungarn festgenommene Whistleblower Rui Pinto soll an sein Heimatland Portugal ausgeliefert werden. Dies entschied das Städtische Gericht in Budapest, wie eine Sprecherin bestätigte. Die Auslieferung ist noch nicht rechtskräftig. Die Anwälte des 30-Jährigen kündigten nach dem Urteil umgehend an, in Berufung zu gehen. Pinto, der unter dem Decknamen "John" als Quelle für die Enthüllungsplattform Football Leaks den Weltfußball schwer erschüttert hat, droht in Portugal eine Haftstrafe. 

Der Portugiese war Mitte Januar in Budapest verhaftet worden. Dabei waren bei ihm auch zehn Festplatten sichergestellt worden. Ein Großteil der darauf befindlichen Daten habe er bislang nicht mit den Medien geteilt, hatte Pinto wenig später im Gespräch mit dem "Spiegel", dem NDR und der französischen Online-Plattform "Mediapart" erklärt. Bei den Daten handele es sich um vertrauliche Dokumente aus der internationalen Fußballbranche und dem Offshore-Bankenwesen. 

"Bleib stark, Rui Pinto!" - Banner bei einem Spiel zwischen Fortuna Düsseldorf 1895 und dem VfB Stuttgart
"Bleib stark, Rui Pinto!" - Banner bei einem Spiel zwischen Fortuna Düsseldorf 1895 und dem VfB StuttgartBild: picture-alliance/Beautiful Sports/S. Wunderl

Pinto steht seit seiner Festnahme in Budapest unter Hausarrest. Die Behörden in Ungarn mussten die Frage beantworten, ob Pinto als Whistleblower den besonderen Schutz für Informanten durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Anspruch nehmen kann. Dem war nicht so. "Der Auslieferungsantrag kann nicht zurückgewiesen werden", sagte Richterin Judit Csiszar: "Es wird von EU-Mitgliedern erwartet, dass sie gleichen juristischen Standards folgen."

In Portugal wird Pinto unter anderem "die unzulässige Aneignung und Verbreitung von Daten sowie versuchte Erpressung" vorgeworfen, was er teilweise auch einräumt. Die vermeintliche Erpressung der Agentur Doyen Sports sei aber nur ein "kindlicher Streich" gewesen, hatte Pintos Anwalt William Bourdon, der schon den Whistleblower Edward Snowden vertreten hat, gesagt.

"Ich bin kein Hacker"

Pinto selbst erklärte vor Gericht: "Ich habe keine der kriminellen Taten begangen, die mir vorgeworfen werden." Er habe niemals Geld erhalten und alles, was er getan habe, sei im "öffentlichen Interesse" gewesen, "um die Korruption im europäischen Fußball" aufzudecken.

Die Quelle der Daten behält Pinto weiterhin für sich. Er betont aber, nicht der Einzige hinter den Enthüllungen zu sein. "Ich bin kein Hacker", sagte Pinto: "Am Ende geht es darum, dass Whistleblower Vorgänge offenlegen, die der Gesellschaft sonst verborgen blieben: Verbrechen, Missstände, Fehlverhalten."

Der mehrfache Weltfußballer Cristiano Ronaldo, hier mit seiner Freundin auf dem Weg zu einem Gerichtstermin, war von den Enthüllungen betroffen
Der mehrfache Weltfußballer Cristiano Ronaldo, hier mit seiner Freundin auf dem Weg zu einem Gerichtstermin, war von den Enthüllungen betroffenBild: picture-alliance/AA/B. Akbulut

Die drohende Auslieferung nach Portugal bereitet Pinto nach eigenem Bekunden große Sorgen. "Ich fürchte, dass wenn ich ein portugiesisches Gefängnis betrete, vor allem eines in Lissabon, ich dort nicht lebend herauskomme, sagte Pinto in dem Interview vom Januar: "Diese Fußballmafia ist überall. Sie wollen die Botschaft aussenden, dass sich niemand mit ihnen anlegen soll."

Die Plattform Football Leaks sorgt seit 2015 für Aufsehen. Unter den Enthüllungen waren Berichte über die Steuervergehen von Topstar Cristiano Ronaldo während dessen Zeit in Spanien bei Real Madrid und über die Versuche der Spitzenteams Paris St. Germain und Manchester City, das Financial Fair Play (FFP) der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zu umgehen.

stu/jj (sid, dpa)